Und Patrick Mahomes, das Play-off-Monster, der Entfesselungskünstler mit Zauberpuder an den Händen, erlebte eine Kernschmelze aus sechs Sacks, zwei Interceptions und einem Fumble. Die Chiefs-Dynastie - nach fünf Super Bowls in sechs Jahren vorbei?
Zum Match-Center: Philadelphia Eagles vs. Kansas City Chiefs
Der Superstar wischte die Diskussion nach 30-minütiger Schockbewältigung beiseite. Im Gegenteil: Der krachende Niederschlag im Glamour-Dome von New Orleans soll Brennstoff seiner Revanche-Tour der nächsten Jahre sein. "Diese beiden Niederlagen", sagte er und schloss die Pleite gegen die Buccaneers 2021 mit ein, "schmerzen mehr, als die Siege guttun."
Eagles-Quarterback Jalen Hurts hielt am Ziel seiner Träume die klobige Vince Lombardy Trophy im Arm, "cool as a cucumber" ging er ins TV-Interview mit Tom Brady, wie USA Today es beschrieb. Frei übersetzt: Kalt wie ein Eiswürfel.
Mahomes pustete hingegen für ein Aufbäumen in die Glut-Reste. "Die Niederlagen werden mich für den Rest meiner Karriere verfolgen und meine Motivation sein", sagte er.
"Der Super Bowl, den niemand wollte" - darin war Amerika sich beinahe einig. Die Herzensteams vieler Fans waren bitter gescheitert: die frischen und kreativen Detroit Lions, sonst ewige Loser, ebenso die immer tragischen Buffalo Bills mit ihrem durchgedrehten Anhang.
Und doch wehte ein Hauch von Geschichte durch den Dome, nicht nur, weil die Arena ihren achten Super Bowl sah: Rekord. Es ging um Historisches, um die Jagd des Superstars Mahomes auf den "GOAT" - Brady, der mit einem Klotz von goldener Armbanduhr für Fox kommentierte.
Chiefs kommen nicht in Gang
Aber mehr als nur der Sport lud dieses Weltereignis für Popkultur auf. Der Besuch von US-Präsident Donald Trump in aufwühlenden Zeiten, das Trauma des Anschlags in New Orleans in der Silvesternacht, beides gab dem Spiel eine politische Dimension. Es gab Pfiffe der vielen, vielen Eagles-Fans gegen Taylor Swift - und in der pompösen Halbzeitshow begeisterte Rap-Superstar Kendrick Lamar mit dem Stargast Serena Williams. Auch eine Verbeugung vor Los Angeles fehlte nicht: Brady trug zeitweise ein Shirt des LA Fire Departments.
Football wurde allerdings auch geboten. Um 0.43 Uhr deutscher Zeit flog der Spielball "The Duke" unter Jubel auf die Eagles zu. Hurts warf wenig später einen fantastischen Pass auf Jahan Dotson, es folgte der "Tush Push" - die Kollegen schoben und zogen ihren Quarterback wie eine Dampframme in die Endzone.
Bei Mahomes zeichneten sich massive Probleme ab: Er bekam die Offensive nie in Gang, selbst eine Hurts-Interception brachte keinen Aufwind. Immerhin stoppten die Chiefs die Läufe von Saquon Barkley, so blieb Hoffnung auf spätere "Mahomes Magic".
Doch nichts da! Der 29-Jährige warf Eagles-Cornerback Cooper DeJean den Ball in die Arme, die Chiefs fraßen noch einen Touchdown. Ihre Running Backs krachten gegen eine Wand aus Fleisch, der dreimalige Champion Mahomes blickte ratlos umher. "Er sah sterblich aus", stellte die New York Post fest.
Der Totalausfall nahm kein Ende, nur ein episches Comeback hätte die Chiefs retten können. Beim Zwischenstand von 0:27 lehnte sich Swift fassungslos aus ihrer Loge - es wurde keinen Deut besser.
Selbst die Experten redeten keine Spannung mehr herbei, lange drohte sogar die erste Zu-Null-Pleite im Super Bowl. Ein paar Gnadenpunkte noch, immerhin, dann donnerten die Konfetti-Kanonen für die Eagles. Mahomes sah mit leeren Augen zu.