Auch Spanien erlebt blaues Wunder, Japan als Tabellenerster weiter

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Auch Spanien erlebt blaues Wunder, Japan als Tabellenerster weiter
Auch Spanien erlebt blaues Wunder, Japan als Tabellenerster weiter
Auch Spanien erlebt blaues Wunder, Japan als Tabellenerster weiterOpta by Stats Perform/AFP
Es war einmal mehr eine Achterbahnfahrt für alle Beteiligten. Wie bereits am Vortag in Gruppe C wurde während des Duells zwischen Japan und Spanien fleißig mitgerechnet. Zwar dominierte der Favorit von der iberischen Halbinsel die erste Hälfte - nach der Pause sorgte Japan für das nächste blaue Wunder: Mit einem von Joker Doan initiierten Doppelschlag brachte Taktikfuchs Moriyasu seine Japaner auf Platz eins ins Achtelfinale. Spanien verlor gegen den vermeintlichen Außenseiter 1:2 (1:0).

Japan erklärte im Vorfeld der Partie drei Punkte gegen Spanien zum Ziel. Dass das Team aus dem Land der aufgehenden Sonne sich im Vorfeld einer Begegnung ambitioniert präsentiert - kein ungewohntes Bild aus deutscher Sicht. Cheftrainer Hajime Moriyasu hatte vor dem Turnierbeginn das Viertelfinale zum Ziel erklärt. Nach einem sensationellen Auftritt gegen Deutschland folgte eine enttäuschende Niederlage gegen Costa Rica. Gruppenfavorit Spanien wollte man mit dicht positionierter Fünferkette und schnellen Umschaltsituationen begegnen.

Luis Enrique wollte sich davon nicht aus der Ruhe bringen lassen. Er stellte "La Roja" auf Sieg ein. Das Mittel zum ersehnten Erfolg ist altbekannt, die Stichworte lauteten Ballbesitzfußball und Tiki Taka. An vorderster Front ließ der spanische Coach Morata erstmals bei dieser WM von Beginn weg auflaufen - der Atléti-Stürmer dankte es mit einer weiteren starken Leistung. Gegen die japanischen Mentalitätsmonster sollte sein Treffer nicht genügen.

Japans Cheftrainer ist der Mann der Stunde
Japans Cheftrainer ist der Mann der StundeAFP

Erste Halbzeit: Gewohntes Spiel der Spanier, Japan recht mutlos

Auch Torhüter Gonda wurde in das Pressing der Spanier miteinbezogen. Gavi versuchte durch eine hohe Positionierung einen der drei japanischen Innenverteidiger zur Manndeckung zu zwingen und Räume für Olmos Tiefenläufe zu schaffen. Das Konzept ging nicht sofort auf, der Schalker Maya Yoshida organisierte die Staffelung gut, ein außerordentlich harmloser Distanzschuss von Sergio Busquets brachte den Ball erstmals konkret in die Nähe des japanischen Gehäuses (6.). Quasi im Gegenzug kam Außenseiter Japan zur ersten Großchance.

Ausgerechnet dem für gewöhnlich so ballsicheren Busquets unterlief ein Annahmefehler, die Japaner erkannten die Möglichkeit, pressten gegen die unter Druck geratene spanische Abwehrkette. Über Umwege gelangte der Ball zu Flügelspieler Junya Ito. Der Schuss des Frankreich-Legionärs ging allerdings bloß ans Außennetz (8.). Die Iberer ließen sich davon nicht beirren. Drei Minuten später setzte sich der kopfballstarke Álvaro Morata nahezu problemlos gegen die eher kleingewachsenen japanischen Verteidiger durch. Azpilicueta hatte eine platzierte Flanke zur Mitte gebracht, Jungstar Gavi war federführend am zum Treffer führenden Spielzug beteiligt gewesen.

Morata erzielte ohne große Probleme seinen dritten Treffer im Turnier
Morata erzielte ohne große Probleme seinen dritten Treffer im TurnierAFP

Spanien zog in der Folge das gewohnte Spiel auf. Mit viel Übersicht, Ruhe und Gefühl ließ man den Ball durch die eigenen Reihen laufen, immer auf der Suche nach der entscheidenden Lücke gegen elf fast ausschließlich mit Abwehrarbeit beschäftigte Japaner. Vom Publikum angetrieben versuchten die blauen Samurai zwar einige Male, das Spiel über die schnelle Angriffsspitze Daizen Maeda zu beschleunigen. Gegen das gut organisierte Gegenpressing wirkten die Angriffsbemühungen aber allzu hektisch - innerhalb weniger Sekunden befand sich der Ball wieder in Besitz eines Spaniers. 

Häufig brachte sich der Favorit selbst in Bedrängnis, wie eine Aktion in Minute 35 demonstrativ vor Augen führte. Maeda attackierte Torhüter Unai Simón bei Ballbesitz im eigenen Strafraum. Der bei Bilbao unter Vertrag stehende Schlussmann ließ sich zu einem riskanten Dribbling hinreißen, löste das Problem aber mit großer Nervenstärke und leitete einen Konter über seinen schnellen Teamkollegen Nico Williams ein. Eine Minute später wurde ein Schuss von Daichi Kamada geblockt, Japan fand über den kämpferischen Weg langsam einen Weg zurück in die Partie.

Ko Itakura sah eine von drei Gelben Karten gegen Japan in Hälfte eins
Ko Itakura sah eine von drei Gelben Karten gegen Japan in Hälfte einsAFP

Zu Waghalsigkeiten ließ sich das Team von Luis Enrique trotzdem nicht hinreißen. Der Ball wurde in den eigenen Reihen gehalten, die Führung verwaltet, nur selten entstand Torgefahr. Innenverteidiger Shogo Taniguchi verhinderte in der 43. Minute gegen Dani Olmo den nächsten Gegentreffer. Zu Beginn der Nachspielzeit setzte Williams einen Schuss aus schiefem Winkel über den Kasten. Im Kampf gegen das vorzeitige Ausscheiden schien Moriyasus Elf nicht die richtige Herangehensweise gefunden zu haben.

Zweite Halbzeit: Verrückter Wiederbeginn, japanischer Doppelschlag

Allerdings kam Japan mit enorm viel Power aus der Kabine - und wiederholte, was schon gegen Deutschland gelungen war. Keine zehn Minuten waren in der zweiten Hälfte absolviert, schon führte nicht mehr der Favorit aus Spanien, hatte Japan nicht nur ausgeglichen - sondern hatte sensationellerweise einen Treffer mehr auf dem Konto. Ritsu Doan war bereits im Match gegen Deutschland der Gamechanger gewesen, nun sorgte er zunächst mit einem satten Fernschuss selbst für den ersten japanischen Treffer (48.) und hatte auch beim 2:1 seine Beine entscheidend im Spiel. 

Mit einem schönen Übersteiger ließ er Alejandro Balde verdutzt stehen, brachte den Ball an den langen Pfosten, wo der ebenfalls eingewechselte Kaoru Mitoma das Ding gerade noch so zur Mitte brachte - es benötigte eine Intervention der Videoschiedsrichter, um zu beweisen, dass das Leder noch nicht in vollem Umfang im Aus gewesen war. Der Düsseldorfer Ao Tanaka verwertete die Hereingabe. Trotz schwacher erster Hälfte, plötzlich stand Moriyasus Mannschaft an der Tabellenspitze.

Japan vollbrachte nach der Pause erneut ein wahres Wunder
Japan vollbrachte nach der Pause erneut ein wahres WunderAFP

Der Faden bei den in Halbzeit eins so souveränen Iberern schien gerissen zu sein, Japan zog zwischenzeitlich Angriff um Angriff auf. Die deutsche Niederlage im Auftaktspiel schien kein Einzelschicksal mehr zu sein - ein schwacher Trost aus schwarz-rot-goldener Sicht. Denn durch die neue Konstellation in der Tabelle war das DFB-Team zu diesem Zeitpunkt mit mageren zwei Punkten ausgeschieden. Dass im Parallelspiel zwischen Deutschland und Costa Rica ähnlich chaotische Zustände ausgebrochen waren, sprach sich bis ins Khalifa International Stadium herum, mal befand sich jene, mal jene Mannschaft in der nächsten Runde.

Spanien kontrollierte in der Schlussviertelstunde den Ball, erzeugte vereinzelt Gefahr, doch Japans Defensive gab dank hohem Laufeinsatz und disziplinierter taktischer Ausrichtung keine Luft zum Atmen mehr. Auch der eingewechselte Ansu Fati biss sich am japanischen Bollwerk die Zähne aus. In der Schlussphase schien sich der Eindruck zu festigen, Enriques Team sei am Ausgleich gar nicht besonders interessiert. Erst kurz vor Anbruch der Nachspielzeit sorgten Joker Marco Asensio und Dani Olmo für eine spanische Doppelchance. Doch Shuichi Gonda erwies sich als unüberwindbar - und sorgte somit indirekt für das Ausscheiden Deutschlands.

Ein völlig absurder Spielverlauf brachte das glückliche Ende für Japan
Ein völlig absurder Spielverlauf brachte das glückliche Ende für JapanOpta by Stats Perform

Spieler des Spiels: Ritsu Doan

Der Wahl-Freiburger Doan brachte die Wende
Der Wahl-Freiburger Doan brachte die WendeOpta by Stats Perform/AFP

Es ist nur schwer zu erklären, wie es Japan gelingen konnte, das Tempo nach dem Seitenwechsel blitzartig zu erhöhen. Fest steht jedenfalls, dass die Einwechslung von Ritsu Doan sich - ähnlich wie im Duell mit Deutschland - als heilsbringend erwies. Mit seiner Wendigkeit und Durchsetzungsfähigkeit sorgte er für eine emotionale Achterbahnfahrt im Aus- und Inland.