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Ende eines Trennungsjahres: Hamiltons langsamer Abschied von Mercedes

Lewis Hamilton beim Formel 1 GP Las Vegas.
Lewis Hamilton beim Formel 1 GP Las Vegas.ANTONIN VINCENT/Antonin Vincent/DPPI via AFP
Noch drei Rennen, dann endet Lewis Hamiltons Zeit bei Mercedes. Es ist die erfolgreichste Verbindung der Formel-1-Geschichte - allerdings mit einem komplizierten Schlussakt.

Zumindest diese erste Nacht in Las Vegas weckte Erinnerungen an bessere Zeiten. Lewis Hamilton fuhr in seinem Mercedes hinaus auf die hell erleuchtete Strecke, und er war der schnellste Mann der Formel 1 - im freien Training bloß, aber immerhin. Zuletzt hatte er sich ja eher weit weg gewünscht von seinem Rennwagen. Und dann hatte die Öffentlichkeit auch noch über sein "Verfallsdatum" diskutiert.

"Ich habe mich da draußen richtig gut gefühlt", sagte Hamilton daher nun, überraschend hatte er beide freien Sessions auf dem Stadtkurs dominiert. Es war eine willkommene Abwechslung. Ansonsten nämlich verläuft die letzte Saison vor dem großen Wechsel zu Ferrari genauso kompliziert, wie man es erwarten durfte. Noch drei Rennen sind davon übrig.

Anfang Februar schon war diese Sensation öffentlich geworden: Der erfolgreichste Fahrer der Formel-1-Geschichte verlässt nach zwölf Jahren das Team, mit dem er Beispielloses erreicht hat - und wechselt zur größten Marke des Sports, aber eben erst 2025.

Wolff: "Jeder hat ein Verfallsdatum"

Es war Hamiltons Entscheidung, und bei Mercedes war seither die Lust aus nachvollziehbaren Gründen gering, allzu viel über den Verlust des größten Stars zu sprechen. Lieber soll der Vorgang umgedeutet werden in eine Chance, und die ergriffen die Silberpfeile ja tatsächlich: Kimi Antonelli, 18 Jahre, italienisches Ausnahmetalent, wird Hamilton, 39 Jahre, ersetzen.

In diesem Zusammenhang allerdings entfalteten Worte von Toto Wolff besonderes Gewicht, die zuletzt öffentlich wurden. In dem Buch Inside Mercedes F1 beschrieb der Motorsportchef die Vorteile von Hamiltons Abgang: Es erspare dem Team den Moment, "in dem wir dem ikonischsten Fahrer des Sports sagen müssen, dass wir nicht mehr wollen". Und: "Kognitive Schärfe" sei extrem wichtig im Rennwagen, "und ich glaube, dass jeder ein Verfallsdatum hat."

Wer wollte, der konnte da hineininterpretieren: Wolff tritt nach. In Las Vegas war der Österreicher nun bemüht, die Worte einzuordnen. Sie seien aus dem Zusammengang gerissen und ohnehin eher allgemein gehalten. Hamilton sei zweifellos noch immer auf der Höhe. "Wir haben sofort darüber geredet."

Auch der siebenmalige Weltmeister wollte öffentlich nicht anklagen. Wolff habe ihn "immer unterstützt", sagte er. Er sei zudem "schon so lange dabei, es wurde schon so vieles über mich gesagt. Mich wirft nichts um."

Hamilton vergeht die Lust

Anfang November in Brasilien allerdings, da klang es schon so, als habe Hamilton die Lust an dieser enttäuschenden letzten Mercedes-Saison verloren. Nach Rang zehn funkte er etwas rätselhaft an den Kommandostand: "Falls es das letzte Mal" gewesen sei, dann sei diese Leistung "schade".

Nun gab Hamilton näheren Einblick, die Öffentlichkeit habe das schon richtig verstanden. "In der Hitze des Moments" sei sein Gefühl gewesen: "Ich muss das nicht mehr machen", und "ich würde lieber am Strand liegen". Er "liebe" jedoch sein Mercedes-Team weiterhin, und er werde bis zum Ende alles geben.

Dieses Ende ist jetzt nicht mehr weit, und der nächste Anfang ja auch nicht. Schon in vier Monaten geht es mit Ferrari los, dort hat Hamilton viel vor: Der achte WM-Titel, einer mehr gar als Michael Schumacher - das wäre eine der größten Geschichten der Formel 1.