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Letztes Hurra in Imola: Formel 1 zieht wohl weiter

Die Formel 1 macht ein letztes Mal Halt in Imola
Die Formel 1 macht ein letztes Mal Halt in ImolaČTK / imago sportfotodienst / HOCH ZWEI
Die Formel 1 ist wohl zum letzten Mal in Imola zu Gast, auf der Strecke, die so sehr mit Ayrton Senna verknüpft ist. Für die Fahrer ist das ein herber Verlust. Doch der Rennserie sind neue Stadtkurse oftmals wichtiger als Tradition.

Zumindest die heilige Stätte im Wald wird bleiben. Zum Denkmal Ayrton Sennas, das an den großen Brasilianer erinnert, der auf der Strecke in Imola vor nunmehr 31 Jahren sein Leben ließ, pilgern Tag für Tag unzählige Formel-1-Fans. Flaggen, Kerzen und Bilder schmücken den Ort, der wie kaum ein anderer für die Faszination und Gefahr des Motorsports steht.

Doch im angrenzenden Autodromo Enzo e Dino Ferrari wird es wohl leiser werden. Die Formel 1 macht an diesem Wochenende voraussichtlich zum letzten Mal Halt in Imola.

Zwei tragische Todesfälle

Der Vertrag mit dem Traditionskurs läuft aus, die Zeichen stehen auf Abschied. Das hat wirtschaftliche und politische Gründe. Zwei Rennen im selben Land seien auf Dauer "schwierig" zu vermitteln, sagt Formel-1-Chef Stefano Domenicali. Das Rennen in Monza ist bis 2031 gesichert, und die Hochgeschwindigkeitsstrecke in der Nähe von Mailand ist als Ferrari-Mekka unantastbar.

Also muss wohl Imola weichen, eine Strecke mit bewegter Historie. 1994 verstarb hier zunächst der Österreicher Roland Ratzenberger, tags darauf verunglückte Senna.

An jenes tragisches Wochenende denke er jedoch nicht, wenn er selbst auf der Strecke seine Runden dreht, betonte Sauber-Pilot Nico Hülkenberg, der wie viele seiner Formel-1-Kollegen ein Fan dieses Kurses ist.

"Ich liebe Imola", sagte der Argentinier Franco Colapinto. Die Strecke ist wellig, anspruchsvoll, Mercedes-Jungstar Kimi Antonelli, der aus dem nahen Bologna stammt, bezeichnete sie als "old school" – doch Tradition ist den Machern der Formel 1 keinesfalls heilig.

Kein Einzelschicksal

Wenn andernorts mehr Geld zu verdienen ist, wendet sich die Königsklasse diesen Märkten zu. Deutschland kennt dies nur zu gut, im Land des Rekordweltmeisters Michael Schumacher wurde zuletzt 2019 regulär gefahren.

Das belgische Spa hat zwar einen neuen Vertrag erhalten, der jedoch eine jährliche Rotation mit einer noch zu findenden Partnerstrecke beinhaltet. Dies könnte eine Chance für Imola sein, aber auch das niederländische Zandvoort steht vor dem Aus.

Tradition weicht der Moderne

Kann es sich die Formel 1 wirklich leisten, das Land des Serienweltmeisters Max Verstappen nicht mehr zu besuchen? Barcelona muss alsbald einem Stadtkurs in Madrid weichen, parallel reifen Pläne, ein Rennen in Bangkok/Thailand abzuhalten.

"Das Interesse an der Formel 1 wächst", sagt Domenicali mit einem gewissen Stolz. Das ist der Strategie der Serie zu verdanken, die sich hipper, moderner und jünger präsentiert. Mit eigener Netflix-Doku, riesiger Social-Media-Kampagne und dem Anspruch, die Fahrer nahbar wirken zu lassen.

Dem Vernehmen nach soll der Kalender nicht noch weiter aufgebläht werden, 24 Rennen sind das Maximum. Doch immer mehr Interessenten wollen ein Stückchen des Kuchens haben, also kann die Formel 1 fast nach Belieben den Preis bestimmen.

Weil die Serie so boomt, gibt es keinen Grund, diese Strategie zu ändern. Und neue Herausforderungen haben ja auch ihren Reiz, zugleich ist die Formel 1 auch aufgrund ihrer Tradition so groß. "Wir sollten jedoch aufpassen, nicht zu viele historische Strecken zu verlieren", sagt McLaren-Pilot Oscar Piastri. Für Imola kommt diese Mahnung wohl zu spät.