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Nach 1.029 Tagen: Norris stößt Verstappen von der WM-Spitze

Lando Norris
Lando NorrisSAEED KHAN/AFP
Nach dem Triumph beim Saisonstart steht Lando Norris an der Spitze der Formel 1 - erstmals seit 1029 Tagen heißt der WM-Führende nicht Max Verstappen.

Von einer Wachablösung in der Formel 1 wollte Lando Norris noch nichts wissen. Doch nachdem er Max Verstappen nach 1.029 Tagen von der WM-Spitze gestoßen hatte, kostete der Brite den Sieg gegen die quälenden Zweifel genussvoll aus. Dieser Triumph beim turbulenten Saisonauftakt in Melbourne schmecke "besonders süß", sagte der McLaren-Fahrer zufrieden lächelnd. Dem Druck hatte er nervenstark standgehalten, der Vizeweltmeister scheint nach diesem ersten Coup bereit für den nächsten Angriff auf Verstappens WM-Krone.

Erstmals seit Mai 2022 gibt es in der Formel 1 einen WM-Führenden, der nicht Verstappen heißt - sondern Norris. Das sei zwar "großartig", bedeutete "aber nichts", sagte der 25-Jährige: "Ich habe den Titel nicht gewonnen, also ist es mir im Moment egal."

Norris hat aus seinen "Fehlern gelernt"

Auch wenn Norris betont lässig reagierte: Dieser Sieg beim Großen Preis in Australien war noch weitaus mehr wert als 25 WM-Punkte. Norris hat den Beweis erbracht, dass er reifer geworden ist und Widrigkeiten trotzen kann. Als es plötzlich wieder zu regnen begann, sein Teamkollege Oscar Piastri von der Strecke rutschte und Verstappen Norris aus dem Nichts den Sieg entreißen wollte, behielt der Brite die Nerven.

In der Vergangenheit habe er "ähnliche Rennen weggeworfen", sagte Norris und fügte mit gewissem Stolz an: "Also ich glaube, ich habe aus meinen Fehlern gelernt." Schon im Vorjahr hatte er zeitweise im besten Auto gesessen, war dann aber nicht konstant genug, um Verstappen im Red Bull wirklich zu gefährden. In Melbourne war es nun anders - und das soll erst der Anfang sein.

"Lando Norris bleibt cool und gewinnt einen wunderbar chaotischen Saisonauftakt in Australien", schrieb der englische Telegraph: "Damit beantwortete er nebenbei auch einige Fragen zu seiner Mentalität."

Alle bei McLaren hätten hart gearbeitet, um sich zu verbessern, sagte Norris. Nicht nur auf der Strecke, sondern auch bei der Kommunikation sowie der Vor- und Nachbereitung der Rennen - und die Stärke des Teams hinterlässt auch Eindruck bei der Konkurrenz.

Helmut Marko sieht Aufholbedarf

"McLaren ist im Reifenverschleiß einfach besser, das haben wir schon in den Longruns und in Bahrain gesehen", sagte Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko bei Sky: "Das ist etwas, woran wir massiv arbeiten müssen. Es lässt sich nicht so schnell lösen, wir hoffen, dass wir im dritten bis fünften Rennen einen Schritt nach vorne machen."

Folglich sind die McLaren-Piloten Norris und Piastri auch beim Großen Preis von China am kommenden Sonntag Favoriten. Der Unterschied zu McLaren sei "schon groß und da müssen wir einen besseren Job machen", sagte auch Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff: "Reine Performance ist es nicht, aber die schaffen es, den Reifen richtig zu attackieren. Wenn wir das tun, dann kochen wir ihn."

Es sei jedoch viel zu früh, um von Titeln zu träumen, betonte McLaren-Teamchef Andrea Stella. Schließlich hatte es lange sogar nach einem Doppelsieg ausgesehen, doch nach einem Fahrfehler war das Rennen für Piastri gelaufen - und es sprang nur Rang neun heraus. Eine Erinnerung daran, was schiefgehen kann.

"Wir nehmen eins nach dem anderen", sagte Stella mit Blick auf den vollen Kalender mit 24 Rennen: "Es war fast perfekt für uns hier." Dass McLaren noch Luft nach oben sieht, darf die Konkurrenz durchaus als Warnung verstehen.