Es dauerte nicht lang, da hatte Max Verstappen genug. "Ich habe gar keine Vorderreifen", funkte der genervte Formel-1-Weltmeister an den Kommandostand, und überhaupt kämpfe er auf der Strecke in Japan mit "massivem Übersteuern" an seinem RB21.
Es scheint, als ziehe Verstappen mit stumpfen Waffen in den Kampf gegen die übermächtigen McLaren – und so wirkt sogar ein Abschied des viermaligen Champions vom taumelnden Riesen Red Bull immer realistischer.
Schließlich erwarte der Niederländer nichts anderes als "ein Siegerauto", sagte Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko jüngst. Und ein solches ist der aktuelle Red Bull nicht, das wurde nach den ersten beiden Trainings in Suzuka erneut deutlich. Mehr als die Plätze fünf und acht war nicht möglich, ganz vorne landete zunächst Lando Norris und in der zweiten Session dessen McLaren-Teamkollege Oscar Piastri.

RB fährt hinterher
Verstappens Rückstand auf die Spitze war groß, auch wenn das zweite Training von zahlreichen Unterbrechungen geprägt und somit nur bedingt aussagekräftig war. Der Ausblick aufs dritte Saisonrennen am Sonntag (7 Uhr MESZ/Sky) ist dennoch düster. Red Bull ist in der gegenwärtigen Verfassung nicht einmal der erste Verfolger McLarens, sondern nur die vierte Kraft.
Ferrari mit Rekordweltmeister Lewis Hamilton sowie Charles Leclerc und auch Mercedes mit Verstappens Intimfeind George Russell sind schneller. Ein Zustand, der meilenweit von den Ansprüchen des Titelverteidigers entfernt ist.
Russell-Nachfolger bei Mercedes?
Und so wittert die Konkurrenz die Chance, den zunehmend frustriert wirkenden Niederländer zu locken. Zumal dieser sich genau überlegen wird, ob Red Bull die richtige Adresse ist, wenn ab 2026 das neue Regelwerk greift und alles auf Null gesetzt wird. Hartnäckig hält sich das Interesse von Mercedes, dort könnte Verstappen ausgerechnet Russells Cockpit erben, weil der Vertrag des Briten zum Jahresende ausläuft.
Dass Teamchef Toto Wolff Verstappen nur zu gerne bei Mercedes begrüßen würde, ist bekannt – und Vertragsgespräche mit Russell führt der Österreicher derzeit nicht.
Auch Aston Martin wäre eine naheliegende Möglichkeit. Immerhin ist dort seit dieser Saison Designikone Adrian Newey unter Vertrag. Aus der Feder des Briten stammen zahlreiche Weltmeisterautos, er hatte bis zum vergangenen Jahr höchst erfolgreich für Red Bull gearbeitet und kennt somit Verstappens Vorlieben.
Zukunftsplanung bei Red Bull
Bei Red Bull sind sich Motorsportberater Marko und Teamchef Christian Horner der Gefahr bewusst, umso hektischer versuchen sie nun, Lösungen zu finden. Ein erster Ansatz war der Fahrertausch von Liam Lawson zu Yuki Tsunoda nach nur zwei Rennen, den sogar Hamilton mit seiner Sicht von außen als "ziemlich hart" bezeichnete.

Verstappen ärgerte sich ebenfalls. Letztlich ist ihm aber herzlich egal, ob sein Teamkollege nun Lawson, Tsunoda oder wie in der Vorsaison Sergio Pérez heißt, da er als Perfektionist nicht mehr als ein schnelles Auto benötigt.
Bei McLaren verfügen sie allen Anschein nach über ein weltmeisterliches Fahrzeug, Norris und Piastri sind nun gefordert, daraus das Maximum zu machen. Der McLaren sehe gut aus, sagte Vizeweltmeister Norris: "Wir werden über Nacht zusammenarbeiten, um einige Änderungen vorzunehmen, aber ich bin zuversichtlich." Auch in diesem Punkt ist McLaren Red Bull einen großen Schritt voraus.