Mehr

Yuki Tsunodas Formel 1-Debüt für Red Bull in Suzuka: Solide, aber ausbaufähig

Yuki Tsunoda feierte am Wochenende sein Formel 1-Debüt für Red Bull.
Yuki Tsunoda feierte am Wochenende sein Formel 1-Debüt für Red Bull.Rudy Carezzevoli / Getty Images via AFP
Als Yuki Tsunoda am vergangenen Wochenende zum ersten Mal in seiner Karriere in einem Red Bull Racing-Auto Platz nahm, war die Erwartungshaltung groß. Das Debüt des Japaners in einem Topteam der Formel 1 hatte alle Zutaten für ein Hollywood-Skript: Heimrennen, späte Beförderung, David-gegen-Goliath-Spirit – und dann? Ein zwölfter Platz. Kein Feuerwerk. Kein Märchen. Aber eben doch: ein Anfang.

Tsunodas Aufstieg ins Red-Bull-Cockpit kam unerwartet: Liam Lawson musste nach zwei wenig überzeugenden Rennen den Platz räumen. Tsunoda, zuletzt mit dem Racing Bulls-Team unterwegs, rückte ins Mutterteam auf – mit der klaren Aufgabe, Max Verstappen zur Seite zu stehen und mehr Konstanz ins zweite Cockpit zu bringen. Und wo könnte man besser starten als in Suzuka, mit Tausenden Fans in Weiß-Rot und einem Enthusiasmus, der selbst die Betonmauern zum Beben bringt?

Der Start verlief verheißungsvoll: Tsunoda zeigte im freien Training, dass er mit dem RB21 mehr als nur mithalten kann – zeitweise lag er nur Zehntel hinter Verstappen. Auch wenn es im Qualifying nur Platz 15 wurde, zeigte sich Teamchef Christian Horner nicht unzufrieden: „Er war 15 km/h schneller als je zuvor in Kurve 1“, erklärte er nicht ohne bewundernden Unterton. Rückstand zu Verstappen? Eine halbe Sekunde. Immerhin: näher als Lawson je war.

Der Sonntag verlief unspektakulär – und genau das war das Problem. Keine Safety Cars, keine Dramen, kein Reifenverschleiß. Ein Formel-1-Rennen wie aus dem Lehrbuch, aber leider nicht aus dem Drehbuch eines japanischen Heldenfilms. Tsunoda startete sauber, überholte Lawson in der Spoon-Kurve, arbeitete sich an Gasly vorbei, biss sich die Zähne an Alonso aus. Mehr ging nicht.

Ich kann mich nicht erinnern, überhaupt Überholmanöver gesehen zu haben“, sagte Horner nach dem Rennen trocken – und niemand widersprach. Tsunoda selbst blieb erstaunlich reflektiert. „Ich habe viel über das Auto gelernt“, sagte er. Der RB21 erwies sich als Diva – vor allem bei der Reifentemperatur. Hinzu kam ein eher konservatives Setup, das auf Regen ausgelegt war – ausgerechnet bei Sonnenschein in Suzuka.

Tsunoda als lernender Profi

Abseits des Asphalts zeigte Tsunoda, warum er im Paddock beliebt ist: ehrlich, humorvoll, authentisch. Als er über die Umstellung von den italienischen Mechanikern bei Racing Bulls auf das britisch geprägte Red-Bull-Team sprach, konnte er sich einen Seitenhieb nicht verkneifen: „Ich dachte, die Briten wären direkter – aber sie sind wirklich freundlich. Sehr unterstützend, sogar nach dem Rennen.

Ein kleiner Einblick in das Innenleben eines Fahrers, der nicht versucht, sich hinter Phrasen zu verstecken. Tsunoda ist kein Polit-Profi – und genau das macht ihn so erfrischend. War es das Debüt, das er sich erträumt hatte? Nein. War es ein Desaster? Ebenfalls nein. Und vielleicht ist es genau das, was Red Bull aktuell braucht – jemanden, der nicht nur Kilometer abspult, sondern offen analysiert, lernt, wächst.

Ich habe das Gefühl, dass ich einen guten Start hatte – abgesehen vom Ergebnis“, sagte Tsunoda. Eine ehrliche Bilanz für ein Wochenende, das mehr war als nur ein Platz in der Ergebnisliste. Nächster Halt: Bahrain. Nächste Chance: groß. Und vielleicht – ganz vielleicht – wird das nächste Kapitel ein bisschen filmreifer.