Es sei "ein bisschen wie in einer Sauna", sagt George Russell über Singapur, aber der Vergleich hinkt. "Fast 60 Grad" betrage die Temperatur im Cockpit, die Luftfeuchtigkeit erreiche "90 Prozent" – es ist dann eher ein zweistündiges Dampfbad, in das die Fahrer der Formel 1 sich am Sonntag (14 Uhr MESZ/Sky) für den Grand Prix begeben.
Für das härteste Rennen des Jahres wurde erstmals der neue "Hitze-Alarm" ausgerufen.
Traditionell gehe es auf dem Marina Bay Street Circuit ja darum, "sich mit dem Unbequemen zu arrangieren", sagt Weltmeister Max Verstappen, und das gilt in diesem Jahr in doppelter Hinsicht.
Komplizierte Kühlweste
Alle Teams sind aufgefordert, die Komponenten eines neuen Kühlsystems im Auto zu verbauen. Die Vorrichtung bietet eine Weste, welche von Kühlflüssigkeit durchlaufen wird und damit Abhilfe schaffen soll. Ausgereift ist diese Lösung allerdings noch nicht.
So besteht das System aus 50 Metern feinster Schläuche, die Weste macht es für die Fahrer im ohnehin engen Cockpit damit noch etwas enger. Zudem ist bislang keineswegs garantiert, dass die Kühlung während des gesamten Rennens funktioniert. "Die Teams bekommen es immer besser hin", sagt Williams-Pilot Carlos Sainz, "hoffentlich läuft das System jetzt für mindestens eine Stunde."
Fällt es allerdings vorzeitig aus, besteht durchaus die Gefahr, dass es für die Fahrer noch heißer wird als im ohnehin erhitzten Cockpit – weil sie eine Extraschicht Kleidung tragen, und weil die nicht mehr gekühlte Flüssigkeit dann sogar wärmer werden könnte als der Fahrtwind.
Freiwillige Entscheidung
Weil das System also noch nicht perfekt ist, dürfen die Fahrer am Sonntag selbst entscheiden, ob sie eine Kühlweste tragen oder nicht. Erst ab der kommenden Saison wird es bei einem Hitze-Alarm (Temperaturen von mehr als 31 Grad) verpflichtend. Schon jetzt müssen die Teams am Auto allerdings die Gewichtsdifferenz ausgleichen, sollte sich der Fahrer gegen die Weste entscheiden.
Die meisten von ihnen sind allerdings erklärte Befürworter der Lösung. Es sei ein annehmbarer "Kompromiss", sagt etwa Fernando Alonso.
Handlungsbedarf für Hitzerennen hatte der Weltverband FIA im Jahr 2023 beim Großen Preis von Katar erkannt, als einige Fahrer im Cockpit kurzzeitig bewusstlos wurden, manche mussten sich übergeben. An einer Lösung wurde seither gearbeitet, seit Beginn dieser Saison gilt nun die neue Regel.
Schwieriger Kurs
Und Singapur ist eben aus verschiedenen Gründen besonders fordernd. Die klimatischen Bedingungen beim Nachtrennen sind das eine –auch die Arbeit am Lenkrad ist besonders.
Auf einer Rundenlänge von knapp 5 Kilometern geht es um 23 Kurven, mehr gibt es nur im saudischen Dschidda. Die längste Gerade hat lediglich 800 Meter, Zeit zum Verschnaufen gibt es nicht.
Zudem ist Singapur eines der wenigen Rennen, die stets nahe an die Zwei-Stunden-Marke herankommen. Die Fahrer verloren hier in der Vergangenheit bis zu fünf Liter Flüssigkeit, in die Trinkflasche passt nur ein Liter.