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NBA-First-Pick Flagg: Der Hoffnungsträger aus Maine haucht Dallas neues Leben ein

Die Dallas Mavericks wählten Cooper Flagg als ersten Pick beim NBA-Draft 2025.
Die Dallas Mavericks wählten Cooper Flagg als ersten Pick beim NBA-Draft 2025.ČTK / AP / Rich Graessle/Icon Sportswire
Von einem kleinen Ort in Maine an die Spitze der NBA: Cooper Flagg, gerade einmal 18 Jahre alt, wurde in der Nacht von den Dallas Mavericks als Nummer-eins-Pick beim NBA-Draft 2025 ausgewählt. Er ist mehr als ein großes Talent – er ist nach dem immer noch nicht überwundenen Abgang von Luka Doncic die neue Hoffnung einer ganzen Franchise.

Die NBA liebt Geschichten wie diese: Ein junger Spieler mit beispiellosem Ehrgeiz, einem seltenen Talent und einer mentalen Reife, die sein Alter Lügen straft. Cooper Flagg bringt all das mit – und noch mehr. Die Dallas Mavericks, deren Franchise nach einer chaotischen Saison mit dem überraschenden Abgang von Luka Dončić am Scheideweg stand, könnten mit Flagg nicht nur sportlich die Trendwende einleiten, sondern auch emotional eine neue Ära prägen.

Flaggs Reise begann in Newport, Maine – weit entfernt vom Scheinwerferlicht der NBA. Doch schon früh machte er auf sich aufmerksam. An der Nokomis Regional High wurde er als erster Neuling überhaupt zum „Gatorade Player of the Year“ in Maine gekürt. Später an der renommierten Montverde Academy zementierte er seinen Ruf als Top-Talent. Mit gerade einmal 17 Jahren übersprang er sein letztes Highschool-Jahr, um sich früher auf College-Basketball zu konzentrieren – und entschied sich trotz hochkarätiger Angebote für Duke.

Die Entscheidung zahlte sich aus: Bei den Blue Devils spielte Flagg eine Saison für die Geschichtsbücher. Mit 19,2 Punkten, 7,5 Rebounds und 4,2 Assists pro Spiel führte er sein Team nicht nur zum ACC-Titel, sondern auch ins Final Four des NCAA-Turniers. Seine 42-Punkte-Gala gegen Notre Dame war ein neuer ACC-Rekord – und ein Statement. Flagg war nicht nur der beste Freshman des Landes, sondern der beste Spieler aller College-Altersklassen.

Ein Teenager im Olympiakader – und ein Ritterschlag von LeBron

Noch vor seinem ersten College-Spiel wurde Flagg von Team USA zu den Vorbereitungsspielen für die Olympischen Sommerspiele 2024 eingeladen. Zwischen gestandenen NBA-Stars wie Steph Curry und Anthony Davis war es Flagg, der auffiel – mit Spielfreude, Spielintelligenz und defensivem Instinkt. Die Lobeshymne kam prompt von ganz oben: LeBron James bezeichnete Flagg in seinem Podcast als „Gewinner“ und lobte dessen Verständnis fürs Spiel als außergewöhnlich.

Was Cooper Flagg so besonders macht, ist seine Vielseitigkeit. Mit einer Größe von 1,90 m mag er auf dem Papier wie ein klassischer Flügelspieler wirken, doch sein Spiel geht weit darüber hinaus. Er liest das Spiel wie ein Veteran, trifft kluge Entscheidungen und übernimmt Verantwortung, wenn es darauf ankommt. Sein Wurf ist solide (38,5 % Dreierquote), seine Passfähigkeiten sind überdurchschnittlich – 4,2 Assists pro Spiel aus der Forward-Position sprechen eine klare Sprache.

Doch sein größter Trumpf ist seine Defensive. Flagg kann auf allen Positionen von Eins bis Vier verteidigen, besitzt schnelle Hände, blockt Würfe (1,4 Blocks pro Spiel) und erobert Bälle (1,4 Steals). Bereits im College galt er als Finalist für den „Defensive Player of the Year“ – ein Prädikat, das ihn perfekt zu den neuen, defensivorientierten Mavericks unter General Manager Nico Harrison macht.

Die Dallas Mavericks und der Neuanfang

Dass die Mavericks überhaupt die Chance hatten, Flagg zu ziehen, grenzt an ein Wunder. Mit nur 1,8 % Gewinnwahrscheinlichkeit holten sie sich bei der Draft-Lotterie den ersten Pick – der größte Sprung in der Geschichte. Nach dem Schock um den Dončić-Abgang war dies das dringend benötigte Licht am Ende des Tunnels.

Ich mache mir keine Sorgen darüber, ob ich Erwartungen erfüllen kann“, sagte Flagg nüchtern nach dem Draft. „Ich will einfach ich selbst sein und jeden Tag besser werden.“ Es sind Worte, die für einen 18-Jährigen bemerkenswert reif klingen – und doch authentisch wirken.

Flagg während des NBA Draft Combine
Flagg während des NBA Draft CombineMichael Reaves / GETTY IMAGES NORTH AMERICA / Getty Images via AFP / Profimedia

Flagg kommt nicht in ein typisches „Nummer-eins-Pick“-Szenario, in dem er ein zerrüttetes Team retten muss. Im Gegenteil: Dallas besitzt mit Spielern wie Kyrie Irving, Klay Thompson und Anthony Davis eine erfahrene und potenziell titelreife Mannschaft. Head Coach Jason Kidd, selbst eine Legende in Dallas, ist bekannt dafür, junge Spieler wachsen zu lassen – ein perfektes Umfeld für Flagg.

LeBron James brachte es treffend auf den Punkt: „Er hat den Vorteil, dass er – anders als ich – in ein Team kommt, das aus etablierten Hall of Fame-Spielern besteht.

Flagg ist in Dallas ein sportlicher Hoffnungsträger. Er ist Projektionsfläche für eine neue Generation von Fans, Symbol des Neuanfangs und potenzieller Franchise-Player. Die Parallelen zu Dončićs Anfängen liegen auf der Hand – doch Flagg ist ein anderer Typ. Weniger Show, mehr Substanz. Weniger Spektakel, mehr Struktur. Und genau das brauchen die Mavericks in dieser Phase ihrer Geschichte.