Hodzic, derzeit auf Platz 432 der Weltrangliste, wurde am 6. März von der International Tennis Integrity Agency (ITIA) für drei Monate gesperrt und zu einer Geldstrafe von 1.000 US-Dollar verurteilt. Grund dafür war der Verdacht, dass sie im Oktober 2024 auf den Tennisplätzen von Cornellà mit Marsé-Vidri trainiert haben soll – obwohl dieser bis 2035 von offiziellen Tätigkeiten im Tennis ausgeschlossen ist. Der Name von Marsé-Vidri war im Rahmen der „Operation Bitures“ in Abhörprotokollen genannt worden. Dort waren Spiele manipuliert, Spieler bestochen und damit Millionen-Gewinne erzielt worden. Daraufhin wurde der Katalane mit einem 15-jährigen Berufsverbot belegt.
Marsé-Vidri weist die Vorwürfe gegen Hodzic entschieden zurück. „Für mich war es kein Training“, sagt er. Es habe keine offizielle Zusammenarbeit mit Hodzic gegeben, sie sei werde ohnehin nicht von ihm, sondern von Albert Torras betreut. Der Vorfall habe sich zufällig ergeben, als er seine Schläger holen wollte und Hodzic nach einem verlorenen Doppel ein paar Aufschläge übte. „Ich warf ihr vier Bälle zu, wir spielten ein paar Bälle – das war alles. Das war kein Training im professionellen Sinne.“ Dass sie währenddessen Fotos mit dem Handy gemacht habe, sei ein weiteres Indiz dafür, dass es sich um keine formale Trainingseinheit gehandelt habe.
Besonders empört zeigt sich Marsé-Vidri über die Grundlage der Strafe: Der Vorfall wurde demnach durch Iván Martínez Barredo gemeldet, obwohl dieser zur fraglichen Zeit gar nicht anwesend war. Dieser wiederum berief sich auf eine Aufforderung der Turnierdirektorin Inés Ferrer Suárez, die ihrerseits Informationen von einem unbekannten Vereinsmitarbeiter erhalten habe. „Es gibt keine direkten Zeugen, keine Beweise – nur Aussagen aus dritter Hand. Wie kann man auf so einer Basis eine junge Spielerin für drei Monate sperren?“, fragt Marsé-Vidri.
Doppelte Standards und systematische Willkür?
Der Trainer äußert zudem scharfe Kritik an der ITIA und sieht in der Entscheidung ein Beispiel für systematische Ungleichbehandlung. Während andere gesperrte Akteure wie etwa Jannik Sinner oder Mitglieder von Top-Teams wie das von Iga Swiatek nicht mit vergleichbaren Konsequenzen rechnen mussten, werde im Fall Hodzic mit unverhältnismäßiger Härte vorgegangen. „Ich habe zwischen 2020 und 2021 vier Turniere mit Qinwen Zheng begleitet und nie etwas Vergleichbares erlebt.“
Marsé-Vidri kündigte an, rechtlich gegen die Entscheidung vorzugehen. Unterstützt wird er dabei vom renommierten Anwalt Marcos García Montes. Zugleich sieht er in der Affäre einen weiteren Beleg für strukturelle Missstände im Profisport und sympathisiert offen mit der von Novak Djokovic gegründeten Spielergewerkschaft PTPA, die sich für mehr Transparenz und Fairness gegenüber den Spielern einsetzt.
Ein Kampf für das Recht auf freies Training
Trotz schwerer gesundheitlicher Einschränkungen will der Trainer weiterkämpfen: „Die Freiheit zu trainieren darf kein Verbrechen sein.“ Für Mina Hodzic bleibt der Fall ein harter Rückschlag. Ihr Comeback plant sie beim WTA 125-Turnier in Valencia im Juni – vorausgesetzt, die Entscheidung der ITIA wird nicht revidiert.