Die Fäuste hält "Dr. Steelhammer" weiter still. Mehr als sieben Jahre liegt der letzte Kampf der früheren Nummer eins im Schwergewicht zurück. Womöglich endet die Box-Rente des 48-Jährigen jedoch in absehbarer Zeit. "WENN", schrieb Klitschko in Versalien an seine Follower, "WENN es einen Kampf geben sollte, wäre ich sofort bereit." Mit dem Training habe er ohnehin nie aufgehört. Im Moment gehe es ihm aber nicht um meine Rückkehr zum Boxen, "sondern um die Rückkehr der Russen in ihr Land, außerhalb der Ukraine."
Es war Klitschkos bisher deutlichste Aussage zu den anhaltenden Spekulationen über eine Rückkehr in den Ring. Berichte über ein baldiges Comeback relativierte der Ex-Weltmeister so zwar, komplett ausschließen wollte er es aber ebenso wenig.
Das Interesse an einem Klitschko-Comeback ist groß. Der Showkampf von Mike Tyson (58) gegen den halb so alten Quereinsteiger Jake Paul hatte im November enorme Reichweite erzielt und sich als äußerst lukrativ erwiesen, ein neuerlicher Klitschko-Kampf - bei dem es wohl auch um die WM gehen würde - wäre ein ähnlicher Kassenschlager.
Der saudische Geschäftsmann Turki Al-Sheikh, der aktuell mächtigste Mann im Boxsport, soll im Hintergrund an einem Deal tüfteln. Gegen wen Klitschko kämpfen würde, ist unklar. Im Vorfeld des Mega-Fights zwischen Fury und Usyk in Riad hatte Al-Sheikh aber erklärt, er wünsche sich Klitschko als Gegner für den Sieger.
Zum Fight-Center: Oleksandr Usyk vs. Tyson Fury
Dass Klitschko gegen seinen Landsmann Usyk boxt, während in der Heimat gegen den russischen Angriffskrieg gekämpft wird, ist unwahrscheinlich. Bliebe also Fury. Gewinnt der Engländer seine Revanche gegen Usyk, holt er sich die WM-Gürtel der Verbände WBA, WBO und WBC zurück.
"Dieses Mal meine ich es ernst. Ich werde einigen Schaden anrichten, ich werde Schmerzen bereiten. Ich werde ihn ganz sicher auf die Verletztenliste setzen", sagte der "Gypsy King" am Donnerstag, nachdem er sich mit Usyk einen intensiven, elfminütigen Stare Down geliefert hatte.
Fury-Sieg als Vorbote zur Klitschko-Revanche?
Ein Sieg Furys würde den Reiz des möglichen Duells mit Klitschko erhöhen. Es wäre schließlich die Chance auf eine Revanche: Im November 2015 hatte er gegen Fury die drei WM-Gürtel der Verbände IBF, IBO und WBO in Düsseldorf verloren. Zudem könnte Klitschko zum ältesten Schwergewichts-Champion der Geschichte aufsteigen und George Foreman ablösen.
Fury hat am Samstag zunächst andere Sorgen. Usyk wird dem Briten alles abverlangen, für Klitschko hatte er vorerst nur ein spöttisches Lachen über. "Ich wünsche ihm viel Glück bei allem, was er tut. Ich habe ihm schon damals gesagt, dass er mit 37 zu alt ist. Also ist er mit 49 definitiv zu alt. Opa", sagte Fury dem Magazin BoxNation. Abgeneigt sei er aber nicht: "Ich bin ein Preis-Kämpfer. Zeigt mir das Geld."