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Box-Veteran Felix Sturm träumt von WM-Fight: "Das Leben ist wie ein Sandsack"

Felix Sturm hat mit Mitte 40 immer noch große Box-Ambitionen.
Felix Sturm hat mit Mitte 40 immer noch große Box-Ambitionen.MARCO WOLF/dpa Picture-Alliance via AFP
Ein wilder Schrei entfuhr Felix Sturm, als er immer wieder zuschlug. Einmal, zweimal, dreimal, viermal. Und plötzlich erkannte sich der fünfmalige Box-Weltmeister, der nach all den Skandalen und im stolzen Alter von 46 Jahren wieder vom Titel träumt, in dem Sandsack wieder, der trotz all der Hiebe ruhig vor ihm pendelte.

"Das Leben ist wie ein Sandsack. Manchmal wird auf einen eingeprügelt. Aber man muss es einfach hinnehmen, einstecken, aufstehen - und zurückgeben. So machen das Gewinner", sagt der Mann, der in den vergangenen Jahren vor allem abseits des Rings für Schlagzeilen sorgte, sogar im Gefängnis saß, aber letztlich stets ins Seilgeviert zurückkehrte.

So auch jetzt. Wenn Sturm am Samstag bei seinem nächsten Comeback in Neu-Ulm gegen den weitgehend unbekannten Benjamin Blindert aus Euskirchen trifft, ist das nur der erste Schritt eines Dreistufenplans, der idealerweise mit einem WM-Gürtel um die Hüften endet. "Das wäre natürlich ein Traum, einen sechsten Titel zu gewinnen. Und die Karriere mit einem ganz großen Kracher zu beenden", sagte er.

Bei einem Blick von außen auf Sturm ist kaum ein Unterschied zu dem Mann zu sehen, der das deutsche Boxen in den Nullerjahren mitprägte, große Fights wie die umstrittene Niederlage 2004 gegen US-Ikone Oscar de la Hoya lieferte. Der Körper wirkt auch mit 46 Jahren noch wie aus Marmor geschlagen, kein Gramm Fett zu viel am Leib. Nur wenn "der Bart ein bisschen wächst, sieht man ein paar graue Haare", gab Sturm zu.

Und trotzdem stellt sich die Frage nach dem "Warum". Das Geld drängt sich als erster Gedanke auf, nachdem Sturm eine Haftstrafe wegen Steuerhinterziehung und Verstoß gegen das Anti-Doping-Gesetz hatte absitzen müssen. Dem widerspricht er jedoch. "Geld war nie eine Motivation im Boxen. Wenn ich wegen Geld geboxt hätte, hätte ich schon vor langer Zeit aufgehört."

WM-Kampf für Sturm "mehr als realistisch"

Er wolle lediglich "das Feuer, das in einem brennt, so lange auskosten wie möglich". Die großen Gegner waren es in jüngster Zeit jedoch längst nicht mehr. 2022 verlor er einen WM-Ausscheidungskampf gegen den Ungarn Istvan Szili, danach besiegte er zweimal Sükrü Altay. Schon nach dem zweiten Duell mit dem Türken Ende 2023 hatte Sturm offengelassen, ob er seine Karriere fortsetzen werde.

Nun sieht er noch einmal die Chance, vielleicht sogar schon in diesem Jahr einen Titel anzupeilen. Einen WM-Kampf hält er für "mehr als realistisch", so Sturm, der in 53 Profikämpfen auf 44 Siege kommt: "Ich glaube, die Weltverbände wären nicht abgeneigt, jemanden zu haben, der mit 46 Jahren nochmal Weltmeister wird." Zunächst gelte es aber, am Samstag Blindert "zu dominieren". Dies sei "ein Mann, den ich klar und deutlich schlagen werde". Das hat er am Sandsack geübt.