Ende Mai hatte der junge, seit März vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) anerkannte Weltverband im Amateurboxen die Geschlechtstests eingeführt, um die Eignung männlicher und weiblicher Athleten für seine Wettkämpfe zu prüfen. Bei den Olympischen Spielen hatte die Teilnahme der algerischen Boxerin Khelif für hitzige Diskussionen gesorgt. Im Vorfeld des Events in den Niederlanden hatte nun World Boxing dem algerischen Verband mitgeteilt, dass sich Khelif dem Test unterziehen müsse, wenn sie bei dem Turnier in Eindhoven (bis 10. Juni) teilnehmen wolle.
Khelif und Lin Yuting fielen durch Testosteron-Test
Der vorgesehene PCR-Test ist ein Laborverfahren zum Nachweis spezifischen genetischen Materials, in diesem Fall des SRY-Gens. Dieses weist auf das Vorhandensein des Y-Chromosoms hin, das als Indikator für das biologische Geschlecht dient. Die nationalen Verbände sind für die Tests verantwortlich und müssen das Geschlecht ihrer Athletinnen und Athleten (ab 18 Jahre) bei der Anmeldung zu World-Boxing-Wettkämpfen durch Vorlage einer Bescheinigung über das chromosomale Geschlecht, das durch einen PCR-Test ermittelt wurde, bestätigen.
Khelif und Lin Yuting aus Taiwan waren von der IBA bei der WM 2023 ausgeschlossen worden, weil sie angeblich einen Testosteron-Test nicht bestanden hatten. In Paris durften sie aber starten, weil für das IOC allein das Geschlecht im Pass ausschlaggebend war. Wie Lin gewann auch Khelif in ihrer Gewichtsklasse - begleitet von Angriffen und einer Desinformationskampagne konservativer Kreise, die sie als "Mann, der gegen Frauen kämpft" darstellte - die Goldmedaille.