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Darts-WM: "Pikachus" Erfolgsserie reißt - Dobey und Rydz überstehen Thriller-Spiele

Ricardo Pietreczko hat das Viertelfinale der Darts-WM in London verpasst.
Ricardo Pietreczko hat das Viertelfinale der Darts-WM in London verpasst.PDC Darts
Der märchenhafte Lauf von Ricardo Pietreczko bei der Darts-WM in London ist beendet. Der deutsche Hoffnungsträger scheiterte im Achtelfinale deutlich mit 0:4 gegen den favorisierten Nathan Aspinall und verpasst damit das erste WM-Viertelfinale seiner Karriere. Zuvor gab es im Alexandra Palace im Kampf um das Viertelfinale zwei echte Krimis.

"Das wird mehr Fußball als Darts sein, denn es ist England gegen Deutschland", hatte Aspinall vor dem Spiel gesagt und zur Einstimmung ein paar spitze Pfeile in Richtung seines Kontrahenten geschossen. Pietreczko sei "ein großartiger Dartsspieler, aber ein seltsamer Charakter", kaum zugänglich, meinte Aspinall: "Er bringt seine Partnerin überall mit hin, und ich spreche nicht wirklich mit ihm." Beim bisher einzigen Bühnenduell der beiden sei Pietreczkos Auftreten "sehr merkwürdig" gewesen.

Zum Match-Center: Ricardo Pietreczko vs. Nathan Aspinall

Am Oche kontrollierte der Engländer vor heimischem Publikum die Partie und ließ die vielen deutschen Fans in der Halle kaum ernsthaft in Stimmung kommen. In den ersten beiden Sätzen spielte Aspinall einen um fast zehn Punkte höheren Average und zeigte, warum er bereits zweimal das Halbfinale im "Ally Pally" erreichen konnte.

Pietreczko hielt drei Sätze erfolglos dagegen und schien sich dann mit dem Gedanken abzufinden, dass an diesem Nachmittag nichts zu holen sein würde. Immer wieder suchte er den Kontakt zum Publikum und ließ sich sarkastisch für vergebene Triple-Felder feiern, sportlich kam keine Gegenwehr mehr. Während für den gebürtigen Berliner die beeindruckende WM-Reise nach Siegen über Xiao Chen Zong, Gian van Veen und Scott Williams beendet ist, erwartet Nathan Aspinall im Viertelfinale das Duell mit Youngster Luke Littler oder Routnier Ryan Joyce.

Favoritenschreck Doets geht leer aus

Zu Beginn der Nachmittagssession endete die Reise des Niederländers Kevin Doets als Favoritenschreck dieser Weltmeisterschaft. Nachdem er in den Runden zuvor bereits Ex-Weltmeister Michael Smith und Krzysztof Ratajski aus Polen bezwungen hatte, rechnete sich der Mann aus Almere auch gegen Chris Dobey Chancen aus. Vor der WM hatte er bekundet, an einen Run bis ins Halbfinale zu glauben, letztlich sollte im Achtelfinale Schluss sein.

Zum Match-Center: Kevin Doets vs. Chris Dobey

Doets sorgte von Beginn an für eine ausgeglichene Partie, bei der sich kein Spieler entscheidend absetzen konnte. Als Dobey bei 2:1-Satzführung fünf Setdarts vergab und von Doets bestraft wurde, sah es zwischenzeitlich nach der nächsten David-gegen-Goliath-Story aus. Doch Dobey spielte über weite Strecken den höheren Average und konnte vor allem auf der Doppel-Acht seinem massiven Double-Trouble (insgesamt 45 vergebene Darts auf die Doppelfelder) trotzen.

Wenig überraschend ging das Spiel in den entscheidenden siebten Satz, in dem Chris Dobey bei eigenem Anwurf nicht mehr stolperte. Durch den Erfolg über Kevin Doets steht der Engländer zum dritten Mal in Folge im Viertelfinale der Weltmeisterschaft. Dort trifft er am Neujahrstag auf den Waliser Gerwyn Price.

Rydz verliert ersten Satz im Turnier - und kommt trotzdem weiter

Deutlich hochklassiger lief das zweite Match des Tages, in dem sich mit Robert Owen und Callan Rydz zwei ungesetzte Spieler gegenüberstanden. "The Riot" Rydz, der bislang in drei WM-Partien noch keinen Satz abgegeben hatte, bekam zu Beginn der Partie eine kalte Dusche und musste seinem Gegner aus Wales die ersten beiden Sätze abgeben. Der Waliser Owen zeigte sich vor allem in der Doppelquote sehr beständig und setzte immer wieder schmerzhafte Treffer.

Zum Match-Center: Robert Owen vs. Callan Rydz

Das Blatt wendete sich in Durchgang drei, in dem Robert Owen drei Setdarts auf die Doppel-Fünf nicht zumachen konnte. Rydz zeigte sich eiskalt und verwandelte auf die Doppel-20, ab diesem Moment hatte der junge Lokalmatador auch das Publikum in London hinter sich. Nun war der Engländer in seinem Modus, in dem er sich inzwischen zu einem der Mitfavoriten der WM gemausert hat. 

Nachdem Owen auf 3:3 stellen konnte, war das Match im Decider komplett offen. Rydz behielt im letzten Leg die Nerven auf Tops und durfte jubeln. Durch den Erfolg steht Callan Rydz nach 2022 zum zweiten Mal in seiner Karriere im Viertelfinale im Alexandra Palace, wo ihn ein Duell mit dem Niederländer Michael van Gerwen erwartet.