Es ist bereits 14 Jahre her, dass der Name "Arno Merk" das erste Mal für die breitere Masse an Darts-Fans in Deutschland publik wurde. Damals nahm der sympathische Profi aus Peine als 18-Jähriger bei der BDO-WM im Lakeside Country Club teil. Sein damaliges Hindernis auf dem Weg dorthin war kein geringerer als Kim Huybrechts. Jener wird bei der diesjährigen Ausgabe der, wie Merk sie nennt, "großen WM", sein Auftaktgegner bei der schon leicht romantisierten Rückkehr auf die große Bühne.
Denn es schließt sich, wie der 33-Jährige bemerkte, "ein Kreis" mit diesem Duell und eine lange Geschichte im Kampf für seine Leidenschaft erlebt beim größten Darts-Event des Jahres seine Wiedergeburt. Direkt das erste Match zur Eröffnung am 11. Dezember ist die Belohnung für harte Arbeit und einen magischen Lauf bei der Darts Super League. Doch der Weg dorthin war ein beschwerlicher. Wir blicken zurück auf die letzten Jahre in der Karriere eines verbissenen und ehrgeizigen Profis, der sich niemals aufgeben wollte.
Hass im Internet und der Weg ab vom Darts
Als es bei der BDO-WM 2011 direkt in der ersten Runde eine Pleite gegen Garry Thompson setzte, musste der junge Arno Merk am eigenen Leibe erfahren, wie grausam die Schattenseite des Profisports sein konnte. Frisch war das damalige Medium Facebook und ebenso auch der Beginn von einfachen, aber auch anonymen Möglichkeiten für Leute, ihre Meinung zu bekunden. Für den motivierten, aber auch mental noch grünschnäbligen Merk hieß es damals Nachrichten einzustecken, die weit unter die Gürtellinie gingen. Er sei "zu jung für die große Bühne", hätte "schlecht gespielt und könne einfach nichts" und man frage sich, was er "auf der Bühne zu suchen" habe. Das traf ihn, wie er selbst sagte "extrem" in diesem Alter.
Als Antwort darauf, kehrte er dem Sport langsam den Rücken, habe lieber "Fußball mit Freunden gespielt, als Darts zu zocken", auch wenn es danach nochmal eine kleine Phase gegeben hat, in der er es sogar in die Top-5 der Herrenrangliste schaffte. Als aber auch das nicht reichte, wollte er lieber eine andere Richtung einschlagen und sich auf "seine berufliche Karriere fokussieren." Denn bereits damals galt für Merk ein Motto, das beinahe schon zum Narrativ für das Leben des 32-Jährigen wurde - wenn etwas gemacht wird, dann richtig.
Ein Herz für die Darts-Community
So kam es, dass er für drei Jahre nach Como ging und in der Nähe des bekannten Sees als Techniker arbeitete, wodurch er viel herumkam, in China, Indien und den tollsten Orten der Welt unterwegs war, "eine schöne Erfahrung", wie Merk lächelnd zugab. Das ging so bis Ostern 2019, als ihn seine alte Liebe wieder unter Beschlag nahm. Als Vertriebler ging es zu Bulls und er konnte weitere tolle Erlebnisse mit seiner metaphorischen Jugendflamme einfangen - doch hier fehlte dann irgendwann einfach dir „Zeit für das normale Leben“, es war ein "kräftezehrender Job", Merk wäre "kaum noch Zuhause" gewesen. So kam letztendlich der Switch zu seinem aktuellen Beruf im Facility Management, bei der er große Verantwortung trägt, aber auch die Zeit bekam, sich freizeitlich der Liebe zum Darts zu widmen.
Nun streamt der 33-Jährige seit Mai regelmäßig seine Trainings-Sessions, interagiert mit Zuschauern und motiviert so sich und seine Fanbase, immer besser zu werden. Zwar spiele er einfach für den "kompetitiven Faktor, dass es am Ende nur einen Sieger gibt" noch lieber Turniere, aber er hat zudem einfach auch ein großes Herz für die Darts-Community. Täglich bekäme er Nachrichten auf Instagram mit Fragen zum Wurf oder Equipment, die er dort, aber auch Live auf Twitch beantwortet und sich freut, damit "etwas zurückgeben" zu können.
Die Liebe und zum Darts als Berufung
Und wie das Leben spielt, schaffte es Arno Merk in diesem Jahr in einem Sensations-Lauf bei der Super League, sich seinen Platz im Teilnehmerfeld der PDC WM 2026 zu sichern. Eine "brutale Kulisse", die man mit "absolut nichts vergleichen" könne wie der Niedersachse gegenüber Flashscore betonte. Zwar habe er bereits im April vergangenen Jahres in Sindelfingen gegen Luke Littler vor 4500 Leuten gespielt, aber sowas wie den Ally Pally könne man "nicht nachbauen", das müsse man "einfach erleben".
All diese Erlebnisse und die Abfolge der Geschehnisse motivierten den engagierten Merk dazu, den Fokus noch mehr auf seine alte und neue Liebe zu legen. Die Ambition, wieder "Vollprofi" zu werden sei der aktuelle Fokus und die Tourcard wäre absolut "das nächste Ziel." Zwar scherzte er, dass es theoretisch nur ein Viertelfinale bei der diesjährigen Ausgabe des größten Darts-Events geben müsste, um diesen Meilenstein sofort zu erreichen, aber hier wolle er realistisch sein. Auch wenn es "kompletter Wahnsinn" wäre, das läge für ihn noch "einige Sensationsspiele" entfernt. Er traue sich jedoch zu, die "Topleute zu schlagen." Immer wieder streute er bei großen Events hohe Averages im 95er bis 100er Bereich ein und damit könne man auf der Tour beinahe jeden schlagen.
Erstmal wartet jedoch Kim Huybrechts, danach käme bei einem Sieg Peter Wright. Doch der Konjunktiv ist im Kopf von Merk in diesem Fall eher weniger vorhanden, denn der Belgier sei eine machbare Aufgabe, so solle Huybrechts ihn "erstmal schlagen", wenn er "sein Spiel" aufgezogen bekommt.
Ein Mann für die große Bühne
Geht's in die zweite Runde wartet mit Peter Wright ein ehemaliger Weltmeister, der jedoch seit einiger Zeit seine Form sucht und dadurch ebenfalls kein unlösbares Puzzle für Merk darstellen sollte. Ist diese Aufgabe dann gemeistert, würde es in der Theorie für den Mann aus Peine nochmal in die Heimat gehen. Womit dann nach Weihnachten Michael van Gerwen auf ihn warten würde, das wäre aus Merks Sicht einfach "wahnsinnig" und damit das mögliche Back-to-back-Duell gegen ehemalige Titelträger. Auch das Preisgeld-Ziel wäre damit nicht mehr weit entfernt, doch hier bleibt der sympathische Comebacker realistisch und denkt Schritt für Schritt. Erstmal ist als Vorspeise die "große WM" angesetzt und danach wartet als Hauptspeise mutmaßlich die Q-School, auf die er sich persönlich schon ein wenig freut.
So habe ihn Kumpel und Tourcard-Holder Max Czerwinski in einem Gespräch bereits gesagt, dass er glaube, Arno würde mit dem "Druck auf der Tour" sogar weitaus besser umgehen können, als es ihm selbst gelänge. Aber das liegt alles in einer aufregenden und nicht wirklich weit entfernten Zukunft für einen der spannendsten Newcomer bei der diesjährigen Darts-WM, der nicht nur die PDC Tour, sondern auch das Internet durch seine Streams im Bereich des Darts über die nächsten Jahre um einen weiteren tollen Akteur bereichern sollte.
Am 11. Dezember geht es für Arno Merk im Ally Pally gegen Kim Huybrechts vor großer Kulisse in das Darts-Highlight dieses Jahres, bei der er seinem jüngeren Ich und den deutschen Darts Fans beweisen kann, was für große Fortschritte auf mentaler Ebene, aber auch am Board er über viele Umwege und Verzweigungen in den letzten Jahren gemacht hat.
