Darts-WM Vorschau Tag 2: Runde zwei für Hempel und "Little John"? - Auftakt für "Bullyboy"

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Darts-WM Vorschau Tag 2: Runde zwei für Hempel und "Little John"? - Auftakt für "Bullyboy"

Darts-WM Vorschau Tag 2: Runde zwei für Hempel und "Little John"? - Auftakt für "Bullyboy"
Darts-WM Vorschau Tag 2: Runde zwei für Hempel und "Little John"? - Auftakt für "Bullyboy"Profimedia
An Tag zwei der Darts-WM im Londoner Alexandra Palace greifen auch die deutschsprachigen Spieler ins Geschehen ein. Neben dem Österreicher Rowby-John Rodriguez, der auf seine eigenen Wurzeln trifft, ist auch der Kölner Florian Hempel gefordert. Mit Spannung wird der erste Auftritt der 18-jährigen Beau Greeves gegen William O'Connor erwartet, am Abend steigt dann auch noch der Vorjahresfinalist Michael Smith in die Weltmeisterschaft ein.

 

Nachmittags-Session

Alan Soutar v. Mal Cuming

Erst zum zweiten Mal steht der Schotte Alan Soutar im Hauptfeld der PDC-WM. Lange Zeit hat er bei den konkurrierenden Verbänden BDO und WDF verbracht, im letzten Jahr legte er mit dem direkten Einzug ins Achtelfinale einen vielbeachteten Start hin. Nach dem Sieg gegen Diogo Portela in der ersten Runde schaltete "Soots" in den Runden zwei und drei mit Mensur Suljovic und José de Sousa deutlich höher gesetzte Spieler aus. Inzwischen ist er selbst der gesetzte Spieler, der sich über die Pro Tour für die Weltmeisterschaft qualifiziert hat. Helfen könnte ihm auch seine mentale Stärke: Neben einem ordentlichen Jahr 2022 im Rücken weiß der 44-Jährige, dass er auch Rückstände drehen kann. Gegen Mensur Suljovic lag er bereits mit 0:2 Sätzen hinten und bog die Partie, auch gegen José de Sousa stand es im letzten Jahr Spitz auf Knopf. 

Will seinen Achtelfinal-Coup aus dem letzten Jahr wiederholen: Der Schotte Alan Soutar.
Will seinen Achtelfinal-Coup aus dem letzten Jahr wiederholen: Der Schotte Alan Soutar.Profimedia

Soutars diesjähriger Erstrundengegner ist der Australier Mal Cuming. Ebenso wie sein Kontrahent kommt Cuming aus der BDO, bei der er 2019 bereits an einer Weltmeisterschaft teilnahm (dort unterlag er seinem Landsmann Justin Thompson). Sein erster Auftritt im Alexandra Palace überhaupt dürfte ein schwieriger werden, doch Cuming kommt mit der Empfehlung des gewonnenen Oceanic Masters nach London. "The Bull", bei dessen Einlauf sich die Darts-Fans im 'Ally Pally' auf AC/DCs "Highway to Hell" freuen dürfen, wird über sich hinauswachsen müssen, um dem routinierteren (wenn auch jüngeren) Soutar gefährlich zu werden.

Boris Krcmar v. Toru Suzuki

Auch wenn Boris Krcmar die großen Erfolge bei der PDC-WM noch fehlen, so ist er doch ein absoluter Top-Darter - und zwar im E-Dart. Seit den 2010er Jahren dominiert er die Szene, lange Zeit gemeinsam mit Mensur Suljovic. Im Steeldart ist der Kroate inzwischen zum vierten Mal bei der Weltmeisterschaft dabei, bisher ging es stets in der ersten Runde wieder nach Hause. Nach einem guten Jahr 2022 mit einer Halbfinalteilnahme bei der Players Championships rechnet sich "The Biggest" nun gute Chancen aus, endlich den Bann zu brechen und in die zweite Runde einzuziehen. Der Kroate, einer von sechs osteuropäischen Teilnehmern in diesem Jahr (mehr als je zuvor bei einer Darts-WM), machte im vergangenen Jahr mit einigen kleinen Psychospielchen auf der Bühne von sich reden, als er mit Rhythmusunterbrechungen und klickenden Pfeilen versuchte, seinen Gegner Ron Meulenkamp aus der Fassung zu bringen. Am Ende half das alles nichts: Krcmar unterlag Meulenkamp mit 1:3.

Profimedia

Ob sich der Japaner Toru Suzuki auf ähnliche Sperenzchen einstellen muss, bleibt abzuwarten. Der 35-Jährige aus Yamanashi auf der Insel Honshu hat sich zum zweiten Mal für die größte Bühne des Dartssports qualifiziert, nachdem es im vergangenen Jahr eine klare Niederlage gegen Madars Razma setzte. Beim 0:3 hatte Suzuki jedoch mehrmals die Chance, das Match auf seine Seite zu ziehen, der Lette war am Ende aber jeweils der cleverere Spieler. Nach dem Sieg der PDC Asian Championship Ende September will Suzuki nun aus dieser Erfahrung lernen und ein besseres Timing an den Tag legen. Wie sein Gegner kommt auch der Japaner aus dem E-Dart-Bereich, die großen Erfolge fehlen aber. Das kann sich bei dieser Weltmeisterschaft zumindest im Steeldart-Bereich ändern.

Adrian Lewis v. Daniel Larsson

Es ist immer noch ungewohnt, Adrian Lewis in der ersten Runde einer Weltmeisterschaft zu sehen. Der Titelträger von 2011 und 2012 dominierte Anfang der 2010er Jahre die Tour und konnte zahlreiche Major-Siege einfahren. Bis zur Mitte des Jahrzehnts hielt er sich konsequent in den Top 10, dann bremsten ihn einige Verletzungen und ein laut Insidern auch nicht außergewöhnlich stark ausgeprägter Trainingsfleiß aus. Bei der WM war er weiterhin dabei, wenn auch in den letzten Jahren stets als ungesetzter Spieler. Nach der enttäuschenden Erstrundenniederlage 2021 gegen Danny Baggish schaffte er es im vergangenen Jahr immerhin in Runde zwei, unterlag dort aber seinem alten Rivalen Gary Anderson. Immerhin konnte "Jackpot" in diesem Jahr einen Titel auf der Pro Tour sammeln, wirklich große Momente bei den Majors hatte er allerdings nicht. So ist der ehemalige Weltklasse-Spieler auch in diesem Jahr eine absolute Wundertüte.

Sein erster Gegner in diesem Jahr ist der Schwede Daniel Larsson. Sein vierter Auftritt bei der Weltmeisterschaft im Alexandra Palace könnte durchaus vielversprechend werden, hat Larsson doch eine sehr solide Saison auf der European Tour hinter sich. Auch wenn die großen Namen in diesem Jahr stets die Endstation für den Mann aus Uppsala waren, so kann man sich gar nicht sicher sein, ob sein erster WM-Gegner überhaupt noch in diese Kategorie einzuordnen ist. Seinen einzigen Sieg im "Ally Pally" holte der Schwede 2018 immerhin gegen Robert Thornton, ein Weiterkommen gegen Adrian Lewis ist also zumindest nicht undenkbar. Dass Larsson etwas drauf hat, zeigte er spätestens in der Corona-Zeit, als er auf der PDC Home Tour in den heimischen vier Wänden einen TV-Neundarter warf. Kann er das wiederholen, sollte etwas mehr Stimmung in der Bude sein als zur Zeit der Spiele ohne Zuschauer.

Kim Huybrechts v. Grant Sampson

Der belgische Darts-Pionier Kim Huybrechts erlebt einen ähnlichen Karriereverlauf wie Adrian Lewis. Obwohl Huybrechts nicht ganz die Erfolge des Engländers vorzuweisen hat, so hatte auch er seine vermutlich stärkste Phase Anfang des letzten Jahrzehnts. Als erster Topspieler aus Belgien sorgte er in der Heimat für einen Darts-Hype, der auch spieler wie Dimitri van den Bergh oder Mike de Decker inspirierte. "Hurricane" steht im Moment auf Platz 31 der Weltrangliste, womit er sich als vorletzter Spieler über die Order of Merit für diese Weltmeisterschaft qualifizierte. Nach Verletzungen, Sponsoren- und Ausrüsterwechseln sowie psychischen Problemen wäre es für Huybrechts mal wieder an der Zeit, positive Schlagzeilen zu schreiben. Vielleicht wird diese Weltmeisterschaft zu seiner persönlichen Erfolgsgeschichte.

Will endlich wieder zurück in die Erfolgsspur: Der Belgier Kim Huybrechts.
Will endlich wieder zurück in die Erfolgsspur: Der Belgier Kim Huybrechts.Profimedia

Leicht wird es definitiv nicht, denn Außenseiter Grant Sampson ist für Huybrechts kaum einzuschätzen. Sampson ist die große Unbekannte der ersten Runde. Ein Spieler, der zum ersten Mal auf der Bühne des Alexandra Palace dabei ist und ohnehin ein Nobody in der Darts-Szene ist. Durch kontinuierliches Training zuhause während der Covid19-Pandemie hat sich der Südafrikaner gesteigert, sodass er beim afrikanischen Qualifikationsturnier völlig überraschend gestandene Spieler wie Devon Peterson hinter sich ließ und sich für seine Premiere in London qualifizierte. In der ersten Runde ließ er zwar viele Möglichkeiten auf das Doppel liegen, gewann am Ende trotzdem recht souverän gegen den deutlich favorisierten Keane Barry.

Abend-Session

Rowby-John Rodriguez v. Lourence Ilagan

Ab 20 Uhr wird dann das erste Mal deutsch gesprochen im Alexandra Palace - mit leichtem Wiener Einschlag: Der Österreicher Rowby-John Rodriguez greift in das Turnier ein. Der beste Österreicher des Jahres 2022 kommt mit durchaus ansprechender Form nach London und rechnet sich Chancen aus, zum zweiten Mal die erste Runde zu überstehen. Den einzigen Erfolg bei einer Weltmeisterschaft feierte er 2018 gegen Ricky Evans, dieses Mal stehen die Zeichen auf Wiederholung nicht schlecht. Für "Little John" ist es zudem ein besonderes Spiel: Wie auch schon 2019 (gegen Noel Malicdem) geht es für Rodriguez gegen einen Gegner, der aus dem Heimatland seiner Eltern, nämlich den Phillipinen kommt. Hoffen wir für den Wiener, dass es besser läuft als vor drei Jahren, als er gegen Malicdem chancenlos mit 0:3 verlor.

Sein Gegner in diesem Jahr heißt Lourence Ilagan und ist seinerseits kein Unbekannter auf der Tour. Der beste Dartspieler der Phillipinen nimmt zum sechsten Mal an der PDC-WM teil, ist aber im Gegensatz zu seinem Kontrahenten am Freitagabend noch nie über die erste Runde hinausgekommen. Ganz nah dran war er ebenfalls vor drei Jahren, als er gegen den Spanier Cristo Reyes bereits mit 2:0 nach Sätzen führte, sich den Vorsprung aber noch aus der Hand nehmen ließ. Insgesamt ist "The Gunner" am Oche des Alexandra Palace der klare Außenseiter, da er noch nie in seiner Karriere eine Tourcard besaß und das hohe Niveau der Weltmeisterschaft traditionell nur einmal im Jahr erlebt.

William O'Connor v. Beau Greaves

Als bekannter Name auf der Tour ist auch William O'Connor in diesem Jahr wieder dabei. Der 36-jährige Ire, dessen größter Erfolg die Finalteilnahme beim World Cup of Darts 2019 war, blickt auf zehn Jahre im PDC-Zirkus zurück und steht vor seiner nun mehr elften WM-Teilnahme. Immerhin hat "The Magpie" (dt.: "Die Elster") 2018 und 2021 die dritte Runde erreicht, dort war gegen Ryan Searle und Michael Smith Schluss. Gerade im vergangenen Jahr machte der Mann aus Cappamore eine gute Figur gegen den späteren Finalisten und unterlag knapp mit 2:4. Aufbauend auf einer guten Saison 2022 mit einer Finalteilnahme auf der European Tour macht sich O'Connor Hoffnung, den Erfolg des vergangenen Jahres zu wiederholen.

Die Auslosung lief für den Iren aber denkbar ungünstig, insbesondere wenn man die feurige Atmosphäre im Alexandra Palace bedenkt. Seine Gegnerin ist die 18-jährige Engländerin Beau Greaves, die nach den Erfahrungen mit Fallon Sherrock bei den Zuschauern in London einen Stein im Brett haben dürfte. Diese Unterstützung kann sicher nicht schaden, doch auch qualitativ kann Greaves trotz ihres jungen Alters einiges einbringen: Ohne Zweifel ist sie eine der besten Jugendspielerinnen, die der Dartssport je gesehen hat. Bereits im Teenageralter spielte sie im Halbfinale der BDO-Weltmeisterschaft, kürzlich wurde sie mit 18 zur ersten WDF-Weltmeisterin. In ihrer Altersklasse ist sie momentan konkurrenzlos, kommt mit einer Serie von zwischenzeitlich 52 Siegen am Stück nach London und ist nun bereit, auch die Männer-Konkurrenz aufzumischen. Außenseiterin ist sie gegen den routinierten Iren, chancenlos aber keinesfalls.

Das Küken im WM-Feld: Debütantin und Damen-Weltmeisterin Beau Greaves.
Das Küken im WM-Feld: Debütantin und Damen-Weltmeisterin Beau Greaves.Profimedia

Keegan Brown v. Florian Hempel

So richtig wollte es nicht ins Bild passen, dass Keegan Brown Anfang August die Players Championship gewann. Lange Zeit hatte die Karriere des zuvor aufstrebenden Engländers ein Tal durchlaufen, sodass ihn kaum jemand auf der Rechnung hatte, als er im Finale in Barnsley Nathan Aspinall bezwingen konnte. Früher galt "The Needle" als vielversprechendes Talent, als Jugend-Weltmeister 2014 wollte er Mitte der 2010er-Jahre auch auf der PDC-Tour durchstarten. Doch so richtig kam der inzwischen 30-Jährige aus Durham nicht in Fahrt, sodass die Achtelfinalteilnahme 2018 bis heute die höchste WM-Platzierung Browns blieb. Nach dem Sieg bei den Players Championships scheint nun aber vieles möglich - sensationelle Runs genau wie herbe Enttäuschungen.

Kein leicht zu berechnender Gegner also für Florian Hempel, der als erster Deutscher ins Turnier eingreift. Der Kölner konnte sich durch einen Erfolg im PDC-Turnier in Niedernhausen im November auf den letzten Drücker für die Weltmeisterschaft qualifizieren und hat bereits angekündigt, im Alexandra Palace mit einem Sondertrikot aufzulaufen, das einen kleinen Regenbogen aufgedruckt hat. Abgesehen vom Outfit darf man auch auf die Leistung von Hempel gespannt sein. Das einzige direkte Aufeinandertreffen macht nicht unbedingt Hoffnung, dort bekam Hempel im März dieses Jahres einen Whitewash (also eine Niederlage ohne eigenen Satzgewinn). Ein besseres Omen bietet der letzte und bisher einzige WM-Auftritt des 32-Jährigen: Im vergangenen Jahr schaltete er als absoluter Newcomer nicht nur seinen Landsmann Martin Schindler aus, sondern danach auch den deutlich höher eingeschätzten Dimitri van den Bergh. Erst in der dritten Runde musste Hempel im Duell mit dem Australier Raymond Smith die Segel streichen. In diesem Jahr hat Hempel nicht mehr die Underdogrolle inne, mit einer guten Leistung ist ein Weiterkommen gegen den Engländer Brown absolut realistisch.

Michael Smith v. Nathan Rafferty

Während viele der Top-Spieler eher schwächeln, war 2022 das Jahr des Michael Smith. Mit dem Sieg beim Grand Slam of Darts beendete er die schwarze Serie von zuvor neun verlorenen Major-Finals und holte endlich den lang ersehnten ersten Titel. Nach der Finalniederlage bei der vergangenen Weltmeisterschaft gegen Peter Wright scheint die Zeit für den "Bullyboy" nun gekommen zu sein, ganz oben anzugreifen. Smith, der in diesem Jahr so gut wie alle großen Spieler mindestens einmal geschlagen hat, ist einer der Top-Favoriten auf den Turniersieg. Dass Master of Ceremonies John McDonald ihn nach seinem Sieg beim Grand Slam nun nicht mehr als "Shanghai Masters Champion" ankündigen muss, sollte Balsam für die Seele des in St. Helens geborenen Engländers sein. Sein Wurfstil, seine Form, seine Beständigkeit - alles passt, um nach fast zehn Jahren auf der Tour und fünf Jahren in der Weltspitze endlich die Sid Waddell Trophy zu gewinnen.

Nur der erste Schritt auf dem Weg zum Finale für den
Nur der erste Schritt auf dem Weg zum Finale für den Profimedia

In der ersten Runde muss Michael Smith dafür an Nathan Rafferty vorbei. Ein eher undankbares Los, bedenkt man das Potenzial des Youngsters. Der direkte Vergleich sieht für den "Bullyboy" deutlich positiv aus (3-0 aus Sicht des Favoriten), doch dem jungen Nordiren wird in jedem Turnier der große Durchbruch zugetraut. Im Erstrundenmatch gegen Jermaine Wattimena nutzte Rafferty seine Chancen aus, obwohl er nicht zwingend der bessere Spieler war. Eine Effizienz, die er auch gegen den Vorjahresfinalisten zeigen möchte. Smith wird sich also vorsehen müssen, soll sein großer Traum vom WM-Titel nicht schon in Runde eins enden.