Am 2. März 2025 nahm diese besondere Playoff-Serie ihren Lauf. Gleich im ersten Spiel schrieben beide Teams österreichische Eishockey-Playoff-Geschichte. Es gab zwar noch keine Overtime, dafür aber einen 6:9-Auswärtssieg der Grazer – das torreichste Playoff-Spiel der win2day ICE Hockey League.
Zwei Tage später bauten die Graz99ers mit einem 3:2-Heimsieg in der ersten Overtime ihren Vorsprung auf 2:0 aus. Die Black Wings kamen mit einem weiteren 3:2-Overtime-Heimsieg auf 2:1 heran. Spätestens mit der dritten Overtime in Folge im vierten Spiel wurde vielen Fans und Experten klar: Dieses Viertelfinale könnte etwas ganz Besonderes werden. In dieser dritten Overtime stellten die Grazer mit dem entscheidenden Treffer in der Serie auf 3:1. Damit standen die Black Wings Linz mit dem Rücken zur Wand.
Linz mit furiosem Serien-Comeback
Nach einem 1:1 musste im fünften Spiel erneut die Overtime herhalten. In dieser traf Kapitän Brian Lebler für die Black Wings und hielt die Linzer im Playoff am Leben. Mit einem Gesamtscore von 3:2 hatten die Graz99ers im sechsten Spiel die Chance, den Halbfinaleinzug vor den eigenen Fans klarzumachen. Als wäre die Serie bis dahin nicht schon aufregend genug gewesen, sollte dieses Spiel den Spannungsbogen ein weiteres Mal überreizen.
Den Anfang machten die Linzer in der 14. Minute durch das 0:1 von Ian Scheid. In der 37. Minute konnten die Grazer durch Marcus Vela ausgleichen und in der 43. Minute mit 2:1 in Führung gehen. Nur eine Minute später besorgte Logan Roe den Linzer Ausgleich zum 2:2. In der 52. Minute machten die Grazer das 3:2 und damit einen vermeintlichen Riesenschritt in Richtung Halbfinale. Doch drei Minuten vor Schluss konnte Shawn St-Amant zum 3:3 ausgleichen – die nächste Overtime.
Mit der fünften Overtime in Folge wurde der sich anbahnende Weltrekord endgültig zum internationalen Gesprächsthema. Der entscheidende Treffer von Graham Knott in der 66. Minute stellte die Serie auf 3:3 und machte eine sechste Overtime und damit den neuen Rekord tatsächlich möglich.
Spiel 7 und der Overtime-Weltrekord
Der große Showdown war gekommen. Andreas Kristler brachte die Black Wings in der Linzer Eishalle schon früh in Führung. Im zweiten Drittel drehten die Grazer das Spiel und gingen mit 2:1 in Führung. Im letzten Drittel lief den Linzern langsam die Zeit davon. Doch wieder war es ausgerechnet Shawn St-Amant, der rund drei Minuten vor Schluss den 2:2-Ausgleich erzielte – die sechste Overtime in Serie und damit ein neuer Weltrekord!
In der finalen Overtime entwickelte sich der oft zitierte offene Schlagabtausch – mit dem besseren Ende für die Linzer. In der 77. Spielminute brachte Brodi Stuart den Puck im Tor zum Siegtreffer und damit zum Halbfinaleinzug unter.
Nach dem geschafften Halbfinaleinzug war und ist die Freude bei Black Wings Headcoach Philipp Lukas groß: „Wir sind überglücklich über den Einzug ins Halbfinale. Das war eines unserer Ziele – diesen nächsten Schritt zu machen. Für uns geht die Saison weiter, und wir müssen umblättern und uns neue Ziele setzen. Was gestern passiert ist, war großartig, aber nichtsdestotrotz muss das bereits hinter uns liegen. Morgen wartet Spiel 1, darauf bereiten wir uns vor. Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie in der Lage ist, Großartiges zu leisten – und genau so muss es weitergehen.“
Für Gänsehaut bei den Linzer Spielern und Fans sorgte auch seine Ansprache in der Kabine nach dem siebten Spiel:
Ein Paradebeispiel für Fairness: Gegenseitige Dankbarkeit
Nach dieser einzigartigen Playoff-Serie zeigten sich beide Klubs sofort versöhnlich und dankbar. Beiden war klar, dass sie gemeinsam Eishockey-Geschichte geschrieben hatten – und das machten sie mit gegenseitigen Social-Media-Posts deutlich. Zwei starke Zeichen von Fairness – oder, um es im Eishockey-Englisch zu sagen: F*cking true sportsmanship!