Mehr

Ohne Stanley Cup: Leon Draisaitl besucht Köln und freut sich auf Olympia

Leon Draisaitl in der Kölner Kabine.
Leon Draisaitl in der Kölner Kabine.ČTK / DPA / Federico Gambarini
Den kleinen Haien erzählte er an der Bande "nur Blödsinn", in der Kabine lästerte er über die "stinkenden" Klamotten von Moritz Müller: Leon Draisaitl war bei seinem Heimatbesuch in Köln bestens gelaunt - obwohl er den Stanley Cup nicht mitgebracht hatte. Drei Wochen nach der Pleite im letzten NHL-Finale mit den Edmonton Oilers betrat der deutsche Eishockey-Superstar wieder eine Eishalle. Und entdeckte wieder die schönen Seiten seines Sports.

"Sehr viele Erinnerungen" kamen hoch, als Draisaitl in der Kölner Trainingshalle den Haie-Bambini Ausrüstungen überreichte und beim Spielen zusah, "das war auf jeden Fall emotional". Der 29-Jährige, der in der neuen Saison mit 14 Millionen Dollar Jahresgehalt zum teuersten Spieler der Welt aufsteigt, genoss aber auch den Abstand zum eishockey-verrückten Edmonton, das nach der erneuten Finalniederlage gegen Florida noch immer Trauer trägt.

"Was zu essen von der Mama" oder "ein Schnitzel beim Lommi", dem Kölner Traditionslokal, hoben ebenso die Stimmung wie die ungewohnten Freiheiten in seiner Heimatstadt. "An der Pferderennbahn erkennt mich kaum einer, das gefällt mir sehr gut", meinte Draisaitl schmunzelnd, "das ist drüben anders. Da ist es sehr schwer, irgendwo hinzugehen, ohne dass du erkannt wirst."

Andererseits sei diese Anonymität des derzeit wohl größten deutschen Sportstars auch ein Problem, gab er zu. "In Deutschland ist der Fußball einfach so dominant, da ist wenig zu machen", sagte Draisaitl, "aber ich werde weiter daran arbeiten, dass es sich verändert - auch für die Jungs, die zukünftig Superstars werden."

Es sei von Anfang an sein Ziel gewesen, "das Eishockey in Deutschland voranzubringen, Kinder mehr zum Eishockey als zum Fußball zu bringen, so schwer das auch ist."

"Freue mich enorm" auf Olympia

Helfen könnten die Olympischen Spiele im Februar in Mailand, wenn Draisaitl erstmals seit fast sechs Jahren wieder das Nationaltrikot überziehen wird. "Leider habe ich das noch nicht miterleben können", sagte der NHL-Torschützenkönig, der bei den Olympiaturnieren 2018 und 2022 nicht antreten durfte, weil die Liga keine Pause machte, "ich freue mich enorm darauf."

Mit seinem Vater Peter, der mit seinem legendären Penalty 1992 in Albertville, als der Puck auf der Linie liegen blieb, Eishockeygeschichte schrieb, habe er "viel darüber gesprochen. Er kann sich glücklich schätzen, dreimal dabei gewesen zu sein".

Besonders gerne würde Draisaitl junior den langjährigen Nationalmannschaftskapitän Moritz Müller in sieben Monaten an seiner Seite sehen. Der inzwischen 38-Jährige, neben dessen Platz in der Haie-Kabine er es sich bei seinem Besuch bequem gemacht hatte, sei "ein Aushängeschild in Köln, im deutschen Eishockey" und ein "sehr guter Freund von mir, ein geiler Typ, der jedes Jahr immer wieder topfit ankommt". Mit ihm zusammen bei Olympia zu spielen, "wäre enorm lustig".

Und dann gab's auch noch die Frage, "die kommen musste": Ob er denn irgendwann auch mal für seine Haie in der DEL spielen würde? "Ich hoffe, dass meine Karriere drüben noch ein paar Jahre anhält", antwortete er lachend, "aber der Plan ist, dass ich hier noch mal sitze."