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"Woher kommt das?" NHL-Trainerneuling Sturm in der ersten Krise

Marco Sturm ist in seiner ersten Krise als NHL-Coach
Marco Sturm ist in seiner ersten Krise als NHL-CoachČTK / AP / Mary Schwalm

Nach der erneuten Pleite wirkte Marco Sturm ein wenig ratlos. "Das ist eine gute Frage, ich weiß es nicht", gab der Trainer nach der sechsten Niederlage seiner Boston Bruins in Serie zu. Der Traumstart in seine Karriere als erster deutscher NHL-Headcoach ist noch keine zwei Wochen her - und doch ganz weit weg. Schon wird Grundsätzliches infrage gestellt.

Ob die Mannschaft Probleme mit seinem System habe, wurde der 47-Jährige nach dem ernüchternden 5:7 gegen die Anaheim Ducks gefragt. "Das Frustrierende ist, dass wir es schon so oft gemacht haben, so oft darüber geredet haben. Aber wenn wir unter Druck stehen, haben wir zu kämpfen", sagte der ehemalige Eishockey-Bundestrainer.

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Nach den drei Siegen zum Saisonstart hatten sich viele noch gewundert, wie schnell der Trainerneuling die Probleme beim Traditionsklub aus der Original-Six-Ära unter Kontrolle bekommen hatte. Doch elf Tage mit sechs Niederlagen und 28 Gegentoren später steckt Sturm in seiner ersten Krise. Und er macht kein Hehl daraus, wie sehr sie an ihm nagt.

Sturm ratlos: "Woher kommt das?"

"Es ist frustrierend", sagte er bei der Pressekonferenz nach dem Spiel mehrmals, "wir sind in einem tiefen Loch." Es sei normal, dass nach Niederlagen die Anspannung größer werde, aber: "Diese Zusammenbrüche in entscheidenden Momenten dürfen einfach nicht sein." Dass vor allem die Defensive patzt, habe ihn überrascht: "Es sollte unsere DNA sein, Bostons DNA, defensiv solide zu spielen und darauf in der Offensive aufzubauen. Aber es ist genau das Gegenteil. Wir schießen viele Tore und vergessen dabei unsere Abwehrarbeit. Das ist schwer zu verstehen. Woher kommt das?"

Das sei, meinte Sturm, aber keine Frage des Systems, sondern der "individuellen Leistung", es gehe um "Commitment" der ganzen Mannschaft. Oder anders formuliert: "Wir gehören nicht zur Ligaspitze, deshalb ist es umso wichtiger, als Einheit auf dem Eis zu stehen." Doch seinem Erfolgsrezept beim sensationellen Olympiasilber der deutschen Nationalmannschaft 2018, das auf Kampf- und Teamgeist fußte, scheinen in Boston nicht alle zu folgen.

"Ich kann euch sagen, die Jungs arbeiten extrem hart", betonte Sturm, fügte aber einschränkend an: "Die meisten der Jungs, einige müssen zulegen." Stürmer Casey Mittelstadt setzte er bereits einmal auf die Tribüne, er meldete sich mit einem Tor zurück. Doch viele Möglichkeiten, personell umzustellen, hat der ehemalige NHL-Stürmer nicht. Das gibt der Bruins-Kader nicht her. "Die Jungs hier und ich, wir müssen das reparieren." Die Fehler, die sein Team mache, seien "zu reparieren", betonte Sturm, "wir haben noch viel Eishockey vor uns."