Der 29-Jährige, einer von nur noch zwei doppelten Silberhelden im deutschen Team, ist der Schweiz-Experte. Der ehemalige NHL-Profi, Olympiazweiter 2018 und Vizeweltmeister 2023, spielt seit vier Jahren in der National League, erst für den SC Bern, seit Februar für den HC Lausanne.
Zum Match-Center: Schweiz vs. Deutschland
"Wir haben uns natürlich schon ein bisschen provoziert", berichtete Kahun, "für 60 Minuten ist man kein Freund mehr, danach lacht der Verlierer ein paar Tage nicht mehr, aber dann macht man wieder Witze." Mit Andrea Glauser, Damien Riat und Ken Jäger stehen gleich drei von Kahuns Teamkollegen im Schweizer Kader.
Bei den vergangenen beiden Weltmeisterschaften war das Duell der Erzrivalen quasi das Spiel um Silber: Beide Teams trafen jeweils im Viertelfinale aufeinander, der Sieger stürmte ins Endspiel und flog als Vizeweltmeister nach Hause. "Das war schon ein bisschen komisch", meinte Kahun, "aber diesmal ist es anders."
In der Tat: Weil die Nachbarn nach ihren ersten drei WM-Spielen auch in der Tabelle eng beieinander stehen, geht es höchstwahrscheinlich für beide weiter. Und vielleicht gibt es ein Wiedersehen - nicht in der ersten K.o.-Runde, aber womöglich später, wenn es um die Farbe der Medaille geht.
Deutschland erfolgreich, Schweiz spektakulär
Mehr Punkte auf dem Konto hat die deutsche Mannschaft, weil sie ihre Pflichtaufgaben gegen Ungarn (6:1), Kasachstan (4:1) und Norwegen (5:2) souverän löste. Das beeindruckendere Eishockey spielte bislang aber die Schweiz - beim 4:5 nach Verlängerung gegen Weltmeister Tschechien noch ohne Fortune, beim 3:0 gegen die USA aber körperlich und spielerisch fast schon beängstigend dominant.
"Ein bisschen zu kompliziert" fand Kapitän Moritz Seider das deutsche Spiel bislang, "ein Glück, dass es gegen die Gegner geklappt hat." Gegen die Schweiz allerdings, betonte der NHL-Verteidiger, "sieht es dann schon anders aus".
Fehlen wird NHL-Angreifer Lukas Reichel, für den die WM nach einem Check gegen die Bande im Norwegen-Spiel vorzeitig beendet ist. Der Stürmer der Chicago Blackhawks, der augenscheinlich eine Schulterverletzung erlitt, werde nicht mehr zum Einsatz kommen, teilte der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) am Mittwoch mit.
"Für Lukas ist es sehr bitter, er hatte einen starken Start ins Turnier", sagte Bundestrainer Harold Kreis: "Dennoch haben wir genug Qualität im Team, mit solchen Situationen umgehen zu können."
Zulegen will Stürmerstar Tim Stützle, der am Dienstag mit zwei Vorlagen und einigen harten Checks seinen Einstand gab - vor allem im schwächelnden Powerplay: "Da kann ich einiges besser machen."
Dann könnte auch Kahun, derzeit mit zwei Toren und drei Assists bester deutscher WM-Scorer, nach der Weltmeisterschaft entspannt in seine Wahlheimat zurückkehren. Denn dort hat er - speziell nach dem Wechsel nach Lausanne und dem Einzug ins Schweizer Finale - sein Glück gefunden.
"Ich hatte schon lange nicht mehr so viel Spaß am Eishockey", sagte er, "dieses Gefühl, um etwas richtig Wichtiges zu spielen". Das hätte er in der nächsten Woche bei der WM auch gerne noch.