Seine Bosse verschwanden wortlos, also gab sich Steffen Baumgart einfach selbst Rückendeckung. "Ich fühle das absolute Vertrauen. Ich fühle mich stark genug, die Situation zu lösen", erklärte der Trainer des Hamburger SV nach dem - wieder einmal - enttäuschenden 2:2 nach 2:0-Führung gegen Schalke 04.
Am Sonntagvormittag aber musste Baumgart laut Bild beim Zweitligisten zum Gipfel mit den Chefs antreten. HSV-Sportvorstand Stefan Kuntz soll dann bei einem geplanten TV-Auftritt am Nachmittag auch vor den Kameras zur Krise beim strauchelnden Aufstiegskandidaten Stellung beziehen.
Match-Center: Hamburger SV vs. Schalke 04
Wichtige Punkte verloren
"Wir haben im Moment Scheiße an den Hacken", lautete das unverblümte Fazit des Trainers bei Sky. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Nach fünf Pflichtspielen ohne Sieg sind die Hamburger Tabellensiebter, das Zittern, auch im siebten Anlauf die Bundesliga-Rückkehr nicht zu schaffen, hat längst begonnen.
Dabei sei die Leistung seines Teams in der ersten Hälfte laut Baumgart zwar "sehr, sehr gut" gewesen - danach habe es aber zeitweise "sehr wild ausgesehen", gab der HSV-Coach zu. Für den möglichen Sprung auf Platz drei mangelte es schlicht an der nötigen Konstanz, Baumgart gehen die Argumente aus.
Marco Richter (29.) per direktem Freistoß und Ransford-Yeboah Königsdörffer (30.) hatten den HSV nach kapitalen Schalker Fehlern im Traditionsduell noch vermeintlich auf Kurs gebracht. Doch nach der Pause retteten Amin Younes (57.) und Kenan Karaman (74.) den Gästen und Trainer Kees van Wonderen einen wichtigen Zähler. Die Hamburger Fans quittierten den Einbruch in der zweiten Hälfte mit Pfiffen.
Baumgart: "Ich bin der Richtige"
Davie Selke zeigte anschließend Verständnis für den hörbaren Unmut der leidgeprüften Anhängerschaft im Volksparkstadion: "Das Ergebnis ist enttäuschend. Wir müssen das ansprechen und aufarbeiten." Der Stürmer machte sich aber sogleich auch stark für seinen Coach. Dass Baumgart das Ruder noch herumreißen könne, glaube er "zu 100 Prozent", betonte der 29-Jährige.
Dass Kuntz und Claus Costa, Direktor Profifußball beim HSV, öffentlich schwiegen, wertete Baumgart in der angespannten Situation als nachvollziehbar. "Dass die beiden vielleicht auch mal die Emotionen rausnehmen wollen, ist doch auch klar", befand der 52-Jährige und gab sich auch beim NDR nach neun Monaten im Amt entschlossen: "Ich bin der Richtige an der richtigen Stelle, und das lasse ich mir auch nicht ausreden."
