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Kuntz-Erfahrungen als Trumpf? Hamburger SV kämpft gegen das Zittern

Aktualisiert
Ist Stefan Kuntz der entscheidende Faktor, damit der Aufstieg endlich klappt?
Ist Stefan Kuntz der entscheidende Faktor, damit der Aufstieg endlich klappt?ČTK / imago sportfotodienst / Michael Taeger
Stefan Kuntz hielt es nicht mehr am Schreibtisch. Mut zusprechen, Lockerheit ausstrahlen, Zuversicht verbreiten - der Vorstand des Hamburger SV rückte im Endspurt des Aufstiegsrennens noch enger an die Mannschaft heran und wirkte dieser Tage auch auf dem Trainingsplatz.

"Es ist schon eine Situation, in der man seine Erfahrung, die man in seiner Karriere mit allen Höhen und Tiefen gesammelt hat, an die Spieler weitergibt", sagte der Europameister von 1996, der am Samstag (13.00 Uhr/Sky) auf einen womöglich vorentscheidenden Schritt seines HSV in Darmstadt hofft. Ansonsten droht erneut ein böses Erwachen in der Hansestadt.

Zum Match-Center: SV Darmstadt 98 vs. Hamburger SV

Zu einer Zitterpartie ist der Aufstiegskampf schon jetzt geworden. Drei Partien ohne Sieg, die Konkurrenz wieder im Nacken - mitten in der Crunch Time wackelt das Team des als Chefcoach noch unerfahrenen Merlin Polzin. Kuntz versuchte nun im Zusammenspiel mit dem Trainerteam, in der Woche nach der empfindlichen 1:2-Niederlage gegen den Karlsruher SC den Fokus seiner Profis ein Stück weit nachzujustieren.

Von Aktionismus wollte er dabei nichts wissen, er betonte vielmehr die Bedeutung von Routine und Gewohnheit in den Abläufen.

"Dabei ist mir ganz wichtig, dass wir keine Opfer sind", sagte der 62-Jährige: "Wir sind diejenigen, die das Heft des Handels in der Hand haben. Der einzige Maßstab ist: Nach dem Spiel muss mein Spiegelbild mir sagen können, dass ich alles gegeben habe und mutig war." Wenn dies bei allen Spielern der Fall sei, "dann ist das top".

"Stehen nicht ohne Grund da oben"

Dann könnte es auch etwas werden mit dem Aufstieg im siebten Anlauf, von dem Top-Torjäger Davie Selke weiter unerschütterlich überzeugt ist. "Es ist wichtig, dass wir trotzdem klar bleiben", sagte der 30-Jährige, der mit 20 Saisontreffern die Torjägerliste anführt: "Natürlich sind wir unseren Ansprüchen nicht gerecht geworden, aber wir stehen auch nicht ohne Grund da oben."

Entscheidend sei es, in den verbliebenen drei Partien "diese Überzeugung" zu zeigen, die dem HSV zuletzt ein gutes Stück abging. "Das gilt es vorzuleben, auch von den Jungs, die ein bisschen mehr Erfahrung haben – da zähle ich mich mit dazu", sagte Selke. Es gilt zu beweisen, dass die Hamburger dem enormen Druck gewachsen sind.

Polzin: "Haben einfach Bock"

Merlin Polzin geht das eminent wichtige Auswärtsspiel betont optimistisch an. "Natürlich ist ein Druck da", sagte der HSV-Coach vor der Partie am Samstag (13.00 Uhr/Sky): "Es wird so viel geredet, jetzt ist halt einfach Abrechnung. Jetzt ist der Mai, es stehen drei Spiele an und wir haben einfach Bock auf die Sachen, die kommen."

Aktuell haben die "Rothosen" trotz zuletzt drei Partien ohne eigenen Erfolg als Tabellenzweiter drei Punkte Vorsprung auf den 1. FC Magdeburg, was Polzin als "richtig, richtig gute Position" bewertet.

Entsprechend hat der 34-Jährige keinen Zweifel daran, dass sein Klub am Ende der Saison jubeln wird. "Ich bin absolut überzeugt, dass wir gemeinsam diesen Schritt gehen werden", sagte Polzin: "Wenn wir zusammenbleiben und bei uns bleiben."