Kaum ein Verein in Deutschland hat eine derart bewegte Geschichte. Der FCN prägte ruhmreiche Zeiten, sorgte für Skandale, Schurkenstücke und Emotionen: "Die Legende lebt", heißt passend die Vereinshymne. Am Sonntag feiert nun dieser Club, der oft genug "a Depp" ist, 125. Jubiläum - mit einem Heimspiel in der 2. Liga im Max-Morlock-Stadion gegen die SV Elversberg.
Zum Match-Center: 1. FC Nürnberg vs. SV Elversberg
18 Männer gründeten am 4. Mai 1900 in der Gaststätte "Burenhütte" den 1. Fußballclub Nürnberg. Doch der Mythos entstand in den Goldenen Zwanzigern, als die Franken mit Stuhlfauth und Mittelläufer Hans Kalb fünf Mal deutscher Meister wurden. Unvorstellbar auch: Die Nationalmannschaft 1924 bestand ausschließlich aus Spielern des FCN und des verhassten Nachbarn SpVgg Fürth. Zu Länderspielen fuhr man in getrennten Abteilen.
Auch in den folgenden Jahrzehnten gehörte Nürnberg zur Beletage des deutschen Fußballs - mittendrin: Der größte Spieler des Vereins, Max Morlock. Der Weltmeister von 1954 absolvierte mehr als 900 Spiele, war 1948 beim Titelgewinn ebenso dabei wie 1961.
1967 gelang dem FCN mit einem 7:3 gegen den FC Bayern um Franz Beckenbauer, Gerd Müller und Sepp Maier einer seiner größten Siege, 1968 folgte unter Max Merkel die neunte Meisterschaft - und der Absturz begann. Nur ein Jahr später stieg der Meister ab, ein einmaliges "Kunststück". Es wurde nie wieder so ruhmreich wie einst, auch wenn der Club 2007 unter Hans Meyer noch einmal im DFB-Pokal triumphierte.
"Der Club ist ein Depp"
Vielmehr lieferte der Verein reichlich Skurriles. Wie 1984 die "Oktober-Revolution": Einige aufmüpfige Profis wollten Trainer Heinz Höher loswerden, Präsident Gerd Schmelzer entließ jedoch sechs Spieler. 1992 wurden "Schwarze Kassen" entdeckt, das wendete der FCN trotz Verbindlichkeiten von umgerechnet elf Millionen Euro gerade noch ab.
Als Nürnberg 1996 sogar in die 3. Liga abstieg, schrieb Klaus Schamberger von der Abendzeitung den berühmten Satz: "Der Club ist ein Depp." Neun Bundesliga-Abstiege sind eine traurige Bestmarke. 2019 gab es den letzten, 1999 den dramatischsten: Der FCN ging als Zwölfter sorglos in den letzten Spieltag - und fand sich nach einem 1:2 gegen Freiburg in der 2. Liga wieder. "Hallo, hier ist Nürnberg, wir melden uns vom Abgrund", sagte BR-Reporter Günther Koch bei der Radiokonferenz fassungslos.
Es sind diese Geschichten, die den Club "berühmt" mach(t)en. So war der FCN selbstverständlich auch für die erste Trainerentlassung der Bundesliga (Herbert Widmayer 1963) verantwortlich - und für eine der kuriosesten: Im November 1993 feuerte Präsident Gerhard Voack Trainer Willi Entenmann - nach einem 2:0 gegen den FC Bayern. Darauf, sagte Ex-Torwart Andreas Köpke, "muss man erst mal kommen". Als Club-Fan müsse man "leidensfähig sein bis zum Geht-nicht-mehr".
Derzeit darf sich Weltmeister Miroslav Klose als Trainer versuchen, theoretisch besteht sogar noch eine Aufstiegschance. Aber auch in dieser Saison steht sich der FCN selbst im Weg: Er verliert beim Tabellenletzten Regensburg oder verspielt eine 3:0-Führung wie beim 3:3 in Düsseldorf. "Der Club ist ein Depp", hieß es danach. Dem ist nichts hinzuzufügen.