Harry Kane wippte in seinen roten Badelatschen hin und her, mit den Händen in den Taschen sprach Bayern Münchens Elfmeter-Experte ganz gelassen über die vorzeitige Herbstmeisterschaft. "Es ist sehr wichtig, das Jahr mit einem Sieg zu starten", sagte der Torgarant nach dem 1:0 bei Borussia Mönchengladbach, bei dem er zum 26. Mal in Folge vom Punkt getroffen hatte. Und das als Engländer.
Als "außergewöhnlich" bezeichnete Max Eberl Kanes Quote: "Irgendwann denkst du dann auch als Torwart: Scheiße, jetzt kommt einer, der ist sehr sicher". Diesmal war Gladbachs ansonsten überragender Schlussmann Moritz Nicolas chancenlos: Der bis dahin völlig unauffällige Kane nahm sich in der 68. Minute den Ball, lief an und verlud Nicolas eiskalt.

Kanes 15. Saisontor im 14. Einsatz reichte den Bayern, um zum 27. Mal die Hinrunde auf Platz eins zu beenden. In 23 von 26 Fällen holten die Münchner am Ende auch die Meisterschaft. Lob für den Elfer-Spezialisten gab es daher reichlich.
"Das ist echt eine Hausnummer", sagte etwa Joshua Kimmich. Letztmals verschossen hatte Kane im WM-Viertelfinale 2022 gegen Frankreich.
Match-Center: Mönchengladbach vs. Bayern
Borussia ärgert sich über Schiedsrichter
In Gladbach war allerdings zumindest diskutabel, ob der Strafstoß überhaupt einer war. Lukas Ullrich berührte Michael Olise leicht, Schiedsrichter Felix Zwayer zeigte sofort auf den Punkt. Eberl nannte die Entscheidung "lupenrein" und "astrein", Gladbachs Tim Kleindienst sah das anders: "Wenn das ein Elfmeter ist, gibt es in jedem Spiel 24 Stück."
Auch Sport-Geschäftsführer Roland Virkus protestierte heftig und sah erstmals in seiner Laufbahn eine Gelbe Karte. Zwayer habe schon häufiger fragwürdige Entscheidungen gegen Gladbach getroffen, so Virkus, der eine leichte "Aversion" gegen den Schiedsrichter zugab. "Aber, ganz klar: Das war nicht der Grund der Niederlage."
Eberl: Kane ist ein "Lehrbeispiel"
Dieser war viel eher in Kanes Kaltschnäuzigkeit zu suchen. Der 31-Jährige sei vom Punkt "ein Lehrbeispiel für junge Talente", sagte Eberl: "Auch das musst und kannst du trainieren. Das macht Harry." Auch Kimmich betonte, es sei auch als Profi "gar nicht so leicht, wie man vielleicht denkt, aus elf Metern den Ball ins Tor zu bringen."
Für Kane offensichtlich schon, und so stellten die Bayern durch den verdienten Sieg wieder den Vier-Punkte-Vorsprung auf Titelverteidiger Bayer Leverkusen her. "Nach dem Leverkusen-Sieg hatten wir Druck, klar. Daher war das ein Statement", sagte Eberl.

Ins Schlingern geriet der Bayern-Boss nur bei der Frage, ob die Münchner denn nun "Herbstmeister", "Wintermeister" oder "Hinrundenmeister" geworden seien. Am Ende war aber auch das egal, denn fest steht für Eberl vor allem eines: "Das ist ein super, super Zwischenergebnis."