Bundesliga Recap: Dortmund besteht Meisterprüfung – Hertha steigt ab

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Bundesliga Recap: Dortmund besteht Meisterprüfung – Hertha steigt ab
Die Dortmunder Mannschaft feiert das 3:0 in Augsburg
Die Dortmunder Mannschaft feiert das 3:0 in AugsburgProfimedia
Borussia Dortmund konnte am Sonntag den Ausrutscher des FC Bayern München nutzen und sich pünktlich kurz vor dem Saisonende an die Tabellenspitze in der deutschen Fußball-Bundesliga setzen. Nur noch ein Sieg trennt den BVB von der neunten deutschen Meisterschaft in der Vereinshistorie. Der Abstieg ist für Hertha BSC unterdessen endgültig beschlossene Sache.

FC Bayern vs. RB Leipzig 1:3

Vor dem 33. Spieltag hatte Karim Adeyemi seinen Freund Dominik Szoboszlai um Hilfe gebeten. "Bitte gib dein Bestes!", so Adeyemis Nachricht an den ehemaligen Salzburger Teamkollegen. Szoboszlai gab sein Bestes und jubelte nach seinem verwandelten Elfmeter in der 86. Minute auch im Stile Adeyemis.

Der FC Bayern hatte in den ersten 30 Minuten gegen RB Leipzig gute Figur gemacht und ging nach einem schönen Spielzug durch Serge Gnabry in Führung (25.). Danach stellen die Bayern allmählich das Spiel nach vorne ein. Leipzig erwachte aus dem Dornröschenschlaf und Szoboszlai erzielte nach einem Kontertor von Konrad Laimer und einem Strafstoß von Christopher Nkunku schließlich das 3:1.

Grabesstimmung in München
Grabesstimmung in MünchenAFP

Aller Voraussicht nach wird der FC Bayern München zum ersten Mal seit 2011/12 zum Saisonende nicht an der Tabellenspitze in der deutschen Bundesliga stehen. Für das Münchener Selbstverständnis eine Katastrophe.

Thomas Tuchel war Ende März an die Säbener Straße gekommen, weil man Julian Nagelsmann nicht zutraute, das ersehnte Triple zu verwirklichen. Tuchel ist das Kunststück gelungen, die Titelchancen in allen drei Wettbewerben zu verspielen.

Thomas Tuchel ist ratlos
Thomas Tuchel ist ratlosAFP

Wenngleich der Fisch am Kopf zu stinken anfängt und es der Mannschaft offensichtlich an Führungsstärke mangelt: Hat der ehemalige Chelsea- und PSG-Trainer seinen Ruf als magischer Erfolgsbringer vorerst eingebüßt.

Kurios: bei den letzten drei Niederlagen in der Bundesliga lagen die Bayern zur Halbzeitpause jeweils mit 1:0 in Führung. Nach dem Seitenwechsel folgte dann das böse Erwachen. "Ich habe keine Erklärung, wie sowas passieren kann", erklärte der sichtlich geschockte Thomas Tuchel.

FC Augsburg vs. Borussia Dortmund 0:3

Borussia Dortmund nahm die Einladung an und sicherte sich mit einem 3:0-Sieg in Augsburg beste Chancen auf den ersten Meistertitel seit elf Jahren. Das immer noch abstiegsbedrohte Augsburg präsentierte sich wie erwartet als hartnäckiger Gegner. Erst in der 59. Minute hatte Sebastien Haller mit seinem Treffer zum 1:0 den Bann gebrochen.

Sebastien Haller gelang es, den Bann zu brechen
Sebastien Haller gelang es, den Bann zu brechenAFP

Bis dahin hatten die Dortmunder Chance um Chance vergeben. Die berüchtigte Meisterflatter schien sich in die WWK Arena eingeschlichen zu haben. Eine Rote Karte gegen Felix Uduokhai (38.) spielte dem BVB aber die Hände. In Überzahl agierte der FCA zwar anfangs noch defensiver als zuvor – nach einem individuellen Patzer von Maximilian Bauer war Haller aber mit dem Führungstreffer zur Stelle.

Die Fuggerstädter mussten nun vermehrt ins Risiko gehen. Wofür sie in der 62. Minute beinahe belohnt wurden. Gregor Kobel rettete in höchster Not gegen Irvin Cardona. Dortmund blieb im eigenen Ballbesitz fortan ruhig, kam in der zweiten Spielhälfte auf 64 Prozent Ballbesitz.

Ekstase bei den Dortmund-Fans
Ekstase bei den Dortmund-FansProfimedia

Räume ergaben sich, Haller erzielte das 2:0, Julian Brandt das 3:0. Anschließend gerieten die vielen mitgereisten BVB-Fans in Ekstase. Der Sieg gegen die formschwachen Mainzer, vor der gelben Wand, alles nur noch Formsache – so scheint es.

Doch Sportdirektor Sebastian Kehl mahnte zum Fokus: "Ich will nicht auf die Bremse drücken, aber wir haben noch ein Spiel. Wir haben einen Riesenschritt gemacht. Es war keine leichte Partie. Wir brauchen noch einmal 90 Minuten in unserem Stadion. Wir dürfen uns das jetzt nicht mehr nehmen lassen."

Und auch Trainer Edin Terzic beugte einem drohenden Leistungsabfall vor: Trainingsfrei gibt es diese Woche nicht. Volle Konzentration auf Mainz lautet das Motto.

Hertha BSC vs. VfL Bochum 1:1

Was dich nicht umbringt, macht dich Hertha. Die Fans im Berliner Olympiastadion mussten ein letztes Mal pures Drama durchleben, bevor endlich – so möchte man sagen – Planungssicherheit herrschte. Nein, Pal Dardai gelang das Wunder nicht. Die Bundesliga braucht in der kommenden Spielzeit ein neues Sorgenkind, die Hertha wird diese Saison als Ligaschlusslicht beenden.

Die Berliner machten es ihren Fans nicht einfach. Sie hielt lange die Hoffnung auf ein Endspiel am letzten Spieltag in Wolfsburg aufrecht.

Keven Schlotterbeck versetzte Berlin-Westend schließlich in einen tiefen Schockzustand. In der vierten Minute der Nachspielzeit erzielte er nach einem Eckstoß den Ausgleich. Lange hatte die Mannschaft von Pal Dardai ein gutes Spiel gemacht, davon konnte man sich aber jetzt nichts kaufen.

Schockstarre im Olympiastadion
Schockstarre im OlympiastadionProfimedia

Im Stadion war Resignation, nicht Aggression das vorherrschende Gefühl. Man ist das Leid gewohnt und hat es über viele Spieltage hinweg mit Stolz ertragen. Die Hertha hat trotz einer miserablen Saison einen neuen Zuschauerrekord aufgestellt. Auch das muss erwähnt werden.

Der VfL Bochum liegt nach dem 33. Spieltag zumindest auf dem Relegationsplatz, braucht am kommenden Samstag im Heimspiel gegen Leverkusen also unbedingt einen Punktgewinn, um die Klasse möglicherweise noch direkt zu halten. 

Schalke 04 vs. Eintracht Frankfurt 2:2

Schalke wird seit vielen Monaten von den eigenen Fans durch eine komplizierte Saison getragen. Der königsblaue Anhang hatte sich auch für das letzte Heimspiel 22/23 (von einer möglichen Relegation abgesehen) gegen Eintracht Frankfurt viel einfallen lassen.

Die Stimmung in Gelsenkirchen war schon vor dem Anpfiff großartig
Die Stimmung in Gelsenkirchen war schon vor dem Anpfiff großartigProfimedia

Schon vor dem Anpfiff erzeugten Gesang und Choreografie eine Gänsehautstimmung, welche auch die Gäste aus Frankfurt anfangs zu verunsichern schien. Noch dichter wurde die Atmosphäre, als S04-Kapitän Simon Terodde nach einem Freistoß von Rodrigo Zalazar seine Mannschaft schon in der ersten Minute in Führung brachte.

Doch die um Europa kämpfende SGE gab sich nicht auf und schaffte zwischenzeitlich das Comeback. Daichi Kamada (21. Minute) und Tuta (59.) erzielten die beiden Treffer, welche die Arena auf Schalke fast ins Tal der Tränen schicken sollte.

Allerdings: Schalke wäre nicht Schalke, hätte man sich nach dem 2:1 aufgegeben. Mentalitätsmonster Henning Matriciani gelang ein Ballgewinn nahe der Eckfahne, er bediente Tobias Mohr, der im Zentrum den eingewechselten Sebastian Polter fand (85.).

Sebastian Polter erzielte den späten Ausgleich für Schalke 04
Sebastian Polter erzielte den späten Ausgleich für Schalke 04Profimedia

In den Schlussminuten war der unbedingte Wille, doch noch drei Punkte einzufahren, bei Schalke deutlich zu spüren. Das große Wunder gelang aber nicht.

Am letzten Spieltag benötigt das nun auf Platz 17 stehende Schalke zumindest ein Unentschieden in Leipzig, um noch die Chance auf einen Klassenerhalt zu wahren. Schlechtes Omen: dann werden die Leistungsträger Moritz Jenz und Simon Terodde beide fehlen. Sie handelten sich gegen Frankfurt beide jeweils eine Gelbsperre ein.

Bayer Leverkusen vs. Mönchengladbach 2:2

Wer, wenn nicht er? Lars Stindl krönte eine Aufholjagd von Borussia Mönchengladbach und durfte sich anschließend zurecht von den mitgereisten Gladbach-Fans feiern lassen. Der 34-jährige Kapitän wird den Verein im Sommer verlassen und zu seinem Jugendverein Karlsruhe wechseln.

Vor dem nahenden Abschied sorgt Stindl noch für einige Glanzmomente. In den letzten drei Spielen erzielte er als Joker jeweils einen Treffer. Der späte 2:2-Ausgleich in Leverkusen war Stindls 83. Treffer im 270. Spiel für Borussia Mönchengladbach.

Lars Stindl im Glück
Lars Stindl im GlückProfimedia

Leverkusen ging bereits in der 20. Minute durch Kerem Demirbay 2:0 in Führung, ruhte sich darauf aber zu sehr aus. Trotz des Unentschiedens hat Bayern die Qualifikation fürs europäische Geschäft in der eigenen Hand. Mit einem Sieg im letzten Saisonspiel in Bochum würde man die Saison auf Platz 6 beenden und wäre zumindest an der Conference-League-Qualifikation beteiligt.

In Mönchengladbach werden nach dem Unentschieden in Leverkusen die Diskussionen um eine mögliche Entlassung von Trainer Daniel Farke nicht abreißen. Auf diese Thematik angesprochen, fand Christoph Kramer im Interview mit DAZN bemerkenswert klare Worte: "Wir kriegen das natürlich alles mit. (...) Es lag letztes Jahr nicht am Trainer, es lag das Jahr davor nicht am Trainer. Es liegt dieses Jahr nicht am Trainer." 

Kramer führte aus: "Wir hatten im Kalenderjahr 2023 einfach ganz, ganz viele wirklich blutleere Auftritte. Und auch das kann man voll mit den Spielertypen erklären. Wir müssen uns tief fallen lassen, weil wir mit Lars (Stindl, Anm.), mit mir, mit Flo (Florian Neuhaus, Anm.) nicht die Spielertypen, die hoch und intensiv pressen können. (...) Es wird wieder einen Umbruch geben. Wir hoffen immer jedes Jahr auf diesen Umbruch. Aber wir müssen auch zusehen, dass wir uns als Mannschaft hinterfragen und uns zusammensetzen. So geht’s einfach nicht weiter. (...) Sollen wir jetzt den nächsten Trainer holen, danach wieder den nächsten Trainer? Das ist Quatsch."

Weitere Ergebnisse:

Freiburg vs. Wolfsburg 2:0

Werder Bremen vs. 1. FC Köln 1:1

TSG Hoffenheim vs. Union Berlin 4:2

Mainz 05 vs. VfB Stuttgart 1:4

Spieler der Woche: Sebastien Haller (Dortmund)

Er ist das Puzzlestück, welches Borussia Dortmund in der Hinrunde noch schmerzlich vermisst hat. Seit seinem Rückkehr in die Mannschaft kann man beim BVB nicht auf Sebastien Haller. Seine hohe Spielintelligenz macht seine Mitspieler besser.

Sebastien Haller avancierte im Titelkampf womöglich zum entscheidenden Faktor
Sebastien Haller avancierte im Titelkampf womöglich zum entscheidenden FaktorAFP

Gegen tiefstehende Augsburger war Haller zweimal der Dosenöffner. Weil er ein klassischer Mittelstürmer ist, mit der Fähigkeit, dort zu stehen, wo man als Stürmer eben stehen muss.  

Tor der Woche: Konrad Laimer (Leipzig)

Die 65. Minute im Spitzenspiel zwischen dem FC Bayern München und RB Leipzig. Eckstoß für die Bayern. Kaum Restverteidigung in der Defensive – dann der Ballgewinn für RB. Kommando für den Konrad Laimer, mit Vollgas auf das Tor von Yann Sommer zu stürmen.

Die Kollegen machten fleißig mit, dann der Doppelpass mit Nkunku, schließlich landet Laimers abgefälschter Schuss im Netz. Leipzigs Aufholjagd war eingeleitet. So kann man sich beim neuen Arbeitgeber vorstellig machen. Ein Tor, auf das Konrad Laimer ab Sommer 2023 von seinen Teamkollegen wohl mehrfach angesprochen wird.