Der Shootingstar legt einen Spagat hin, von dem viele junge Erwachsene nur träumen dürfen. Nach dem Schlusspfiff des Heimspiels gegen RB Leipzig (1:0) kannten Pereira Cardosos Mitspieler am vergangenen Wochenende nur einen Weg - den in Richtung des 18-Jährigen, um den herum sie eine Jubeltraube bildeten.
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"Es hat sich mega angefühlt. Ein Kindheitstraum ist in Erfüllung gegangen", sagte der Torhüter nach seiner Heimpremiere. Es sei ein "überragendes Gefühl" gewesen, im Borussia-Park zu spielen. Zumal der Sieg den fünfmaligen deutschen Meister von der Rückkehr in die Champions League träumen lässt.
Auf einmal in einer Hauptrolle: Tiago Pereira Cardoso, der am Montag 19 wird und nach den Verletzungen von Kapitän Jonas Omlin und Moritz Nicolas ins Rampenlicht trat. Bei seinen ersten drei Einsätzen blieb der Youngster ohne Gegentreffer, am Sonntag (15.30 Uhr/DAZN) kann er beim FC St. Pauli seine Serie ausbauen. Dabei steht Pereira Cardoso, als Kapitän der Gladbacher U19 in die Saison gestartet, vor seinen Abschlussprüfungen an der Gesamtschule.
Sprachtalent "fasziniert"
In einem "Beamtenstaat" wie Deutschland sei das nicht so einfach, erklärte Virkus. "Sport zählt halt sehr wenig. Deswegen haben wir das schon vorher mit der Schule abgeklärt. Was möglich ist, machen sie natürlich auch möglich, weil es eine sportbetonte Schule ist."
Für ein Talent wie Pereira Cardoso sollten die Prüfungen ohnehin keine hohe Hürde sein. Der Keeper habe ihn schon beim ersten Probetraining "fasziniert", sagte Gladbach-Legende Uwe Kamps dem kicker über den damals 16-Jährigen. "Er hat die Jungs auf den unterschiedlichsten Sprachen gecoacht wie einst Yann Sommer."
Fünf Sprachen spricht Pereira Cardoso. Geboren wurde er 2006 in Luxemburg, die Wurzeln des jüngsten ausländischen Torhüters der Bundesliga-Geschichte liegen in Portugal. Sein Debüt im deutschen Oberhaus feierte er Anfang März in Heidenheim. Auch für die luxemburgische Nationalmannschaft stand Pereira Cardoso bereits vier Mal zwischen den Pfosten – erstmals mit 17 Jahren.
Am Sonntag kann er sich erneut in der Bundesliga beweisen, wird den Vorzug vor dem erfahrenen Tobias Sippel erhalten. Das Verhältnis der beiden Torhüter scheint die Situation nicht zu belasten.
Sippel sei "ein Freund, aber auch Lehrer", erklärte Cardoso. "Er hat so viel Erfahrung und hilft mir so viel." Das zahlt sich aus: Bei seinen bisherigen Einsätzen strahlte Cardoso eine Ruhe und Sicherheit aus, die "in seinem Alter schon beeindruckend" sei, wie sein Teamkollege Rocco Reitz sagte. "Ich war ja auch mal in dem Alter, das ist nicht selbstverständlich."
Am Millerntor kann Tiago Pereira Cardoso daran anknüpfen – und darf sich womöglich wieder feiern lassen.