Bundesliga-Vorschau: Schicksalsspiel für Hertha in Köln – Wird Selke zum Totengräber?

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Bundesliga-Vorschau: Schicksalsspiel für Hertha in Köln – Wird Selke zum Totengräber?

26 Tore in 126 Spielen für Hertha, vier Tore in 14 Spielen für Köln. Davie Selke verbindet beide Vereine wie kein Zweiter.
26 Tore in 126 Spielen für Hertha, vier Tore in 14 Spielen für Köln. Davie Selke verbindet beide Vereine wie kein Zweiter.Profimedia
Einen von vier Siegen hat er schon, am Freitagabend steht für Hertha-Trainer Pal Dardai das nächste Endspiel an. Es geht auswärts zum 1. FC Köln, wo nach dem Klassenerhalt in der Vorwoche Glücksgefühle herrschen. Im Schicksalsspiel für die an vielen Fronten gebeutelten Berliner könnte ausgerechnet Davie Selke zur großen Gefahr werden, den man in Berlin gar nicht mehr haben wollte.

Es gehört zu den Besonderheiten der Beziehung zwischen Hertha BSC und Pal Dardai, dass der Ungar den Verein gänzlich anders wahrnimmt als wohl der Großteil der Fußball-Öffentlichkeit in Deutschland. Mit der Aussage "Wir haben zwar kein Geld, aber wir haben viel Herz" konterkarierte der Trainer das Bild des neureichen und oft überambitionierten Krisenklubs. Doch in der Tat: Pal Dardai kam immer dann, wenn den Berlinern das Wasser bis zum Hals stand. So auch in dieser Saison.

Vor dem Heimspiel gegen den VfB Stuttgart in der vergangenen Woche gab der Rekordspieler der Alten Dame das steile Motto "vier Spiele, vier Siege" aus, um den Klassenerhalt mit damals sechs Punkten Rückstand auf das rettende Ufer noch zu schaffen. Nach einem Erfolg gegen die Schwaben sind es nun noch derer fünf, doch der Relegationsplatz ist auf immerhin drei Punkte herangerückt.

Köln ohne Sorgen – Baumgart bleibt

Klar ist: Seit der Partie gegen die Stuttgarter ist für Hertha BSC jedes Spiel ein Finale. So auch am Freitagabend (ab 20:30 Uhr live bei DAZN und in der Flashscore-Audioreportage) das Auswärtsspiel beim 1. FC Köln. Die Kölner haben sich in der vergangenen Woche durch einen überraschenden 2:1-Auswärtssieg bei Europa-Aspirant Bayer Leverkusen endgültig den Klassenerhalt gesichert und konnten seitdem ausschließlich positive Nachrichten vermelden.

Zum Match-Center: 1. FC Köln vs. Hertha BSC

Zunächst gab Trainer Steffen Baumgart bekannt, seinen Vertrag am Geißbockheim um ein weiteres Jahr verlängert zu haben, wenige Tage später machte sein Arbeitgeber auch noch die Verpflichtung von Abwehrspieler Jeff Chabot offiziell. Da das Saisonziel Klassenerhalt drei Spieltage vor dem Ende bereits erreicht ist, bereitet man sich beim FC auf unbeschwerte Feierlichkeiten zum Saisonabschluss vor.

Steffen Baumgart hat seinen Vertrag in Köln bis 2025 verlängert.
Steffen Baumgart hat seinen Vertrag in Köln bis 2025 verlängert.Profimedia

Der Coach, der als Spieler sein erstes Profitor für Hansa Rostock gegen Hertha BSC erzielte, hat vor allem im südöstlichen Teil der Bundeshauptstadt seine Spuren hinterlassen. Beim 1. FC Union spielte Baumgart zwei Jahre lang und führte die Mannschaft als Kapitän auf das Feld. Dem aktuellen Gegner wünscht der 51-Jährige trotzdem nur das Beste: "Hertha ist ein geiler Verein", der aus seiner Sicht "in die Bundesliga gehört".

Statistik spricht für Hertha – Kölner Flankenkönige

Statistisch dürfte am Freitag ohnehin ein schwerer Brocken auf die Geißböcke zukommen: Gegner Hertha hat gegen keine andere Mannschaft der Bundesliga in diesem Jahrtausend mehr Siege eingefahren als gegen den 1. FC Köln, zudem konnten die Männer vom Rhein in der laufenden Spielzeit noch keine zwei Siege in Folge feiern. Und zuhause läuft es auch nicht: Die letzten fünf Heimspiele wurden allesamt nicht gewonnen.

Trotzdem gehen die Domstädter als leichter Favorit in das Duell, da sie über ein eingespieltes und im Saisonverlauf bewährtes System verfügen. Das stützt sich in besonderem Maße auf das Spiel über die Flügel, wo man 26% der bisher erzielten Saisontore mit Flanken vorbereitet hat. Da die Hauptstädter statistisch die schlechteste Flankenverteidigung der Liga aufweisen und so bereits 15 Gegentreffer kassiert haben, könnte genau dieses Element am Freitag den Ausschlag geben.

Team-News: Schmitz gesperrt – trifft Selke erneut?

Ein wichtiger Faktor in diesem System ist Rechtsverteidiger Benno Schmitz. Der 28-Jährige, der unter Steffen Baumgart gesetzt ist, ist mit 21 erfolgreichen Flanken auf Position zwei des internen Rankings. Gegen Hertha BSC wird Schmitz aber wegen den fünften gelben Karte gesperrt fehlen, sodass der offensiver ausgerichtete Kingsley Schindler in die Mannschaft rücken wird.

Noch häufiger als Schmitz flankt bei den Kölnern nur der Österreicher Florian Kainz. Auch er galt unter der Woche noch als Wackelkandidat für die Partie am Freitag, wurde nach seiner verletzungsbedingten Auswechslung in Leverkusen aber rechtzeitig wieder fit und kann gegen die Berliner beginnen.

Weiter vorne gab Baumgart seinem Rückkehrer Eric Martel eine Einsatzgarantie. Der Stratege, der das Spiel in Leverkusen gesperrt verpasst hatte, überzeugte in den letzten Wochen auf ganzer Linie und wird gegen die Alte Dame entweder Dejan Ljubicic oder Jan Thielmann aus der Startelf verdrängen.

Jonas Hector ist in seiner letzten Saison ein wichtiger Bestandteil des Kölner Erfolgs.
Jonas Hector ist in seiner letzten Saison ein wichtiger Bestandteil des Kölner Erfolgs.Profimedia

Ganz vorne wird Baumgart mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Davie Selke das Vertrauen schenken. Der 28-Jährige kam im Winter von Hertha BSC, weil man ihn – Zitat Baumgart – dort "loswerden wollte". Für den FC traf der ehemalige Bremer bereits viermal, darunter doppelt zum Auswärtssieg in Leverkusen in der vergangenen Woche. Es hätte eine besondere Note, wenn ausgerechnet Selke den Berlinern den Gnadenstoß versetzen würde.

Selbe Startelf bei Hertha – Niederlechner-Bann gebrochen?

Deutlich unkomplizierter stellen sich die Überlegungen bei den Berlinern dar. Auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gab Trainer Dardai recht deutliche Hinweise darauf, mit der gleichen Mannschaft beginnen zu wollen wie zuletzt beim wichtigen 2:1 gegen den VfB Stuttgart. Somit dürfte sein Sohn Marton Dardai wieder im defensiven Mittelfeldzentrum agieren und den französischen Anführer Lucas Tousart unterstützen.

Auch Jonjoe Kenny hat sich vorerst gegen Dardai-Liebling Peter Pekarik durchgesetzt.
Auch Jonjoe Kenny hat sich vorerst gegen Dardai-Liebling Peter Pekarik durchgesetzt.Profimedia

Auf der Achterposition fällt der Türke Tolga Cigerci weiterhin aus, dafür steht der verletzungsanfällige Feingeist Stevan Jovetic voll zur Verfügung. Der Montenegriner spielt für Hertha eine Schlüsselrolle, denn von ihm sollen gleichermaßen die kreativen Impulse und die lautstarken Anweisungen ausgehen.

In der Sturmspitze sollte wieder Florian Niederlechner den Vorzug bekommen, der gegen Stuttgart seinen Torfluch im blau-weißen Trikot gebrochen hat. Neben seinem ersten Tor für Hertha machte der ehemalige Augsburger laut Dardai ein "Riesenspiel". Das daraus resultierende Vertrauen sorgt dafür, dass sowohl Eigengewächs Jessic Ngankam als auch Flügelflitzer Chidera Ejuke vorerst auf der Bank platznehmen müssen.

So könnten sie spielen:

1. FC Köln (4-2-3-1): Schwäbe - Hector, Chabot, Hübers, Schindler - Skhiri, Martel - Maina, Kainz, Ljubicic - Selke

Hertha BSC (4-2-3-1): Christensen - Plattenhardt, Kempf, Uremovic, Kenny - Dardai, Tousart - Lukebakio, Jovetic, Richter - Niederlechner

Flashscore-Prognose: Herthas Traum bleibt am Leben

Auch wenn Davie Selke hochmotiviert ist, seinem alten Verein zu zeigen, was sie an ihm vermissen, wird sich der größere Hunger der Berliner durchsetzen. Nach dem geglückten Klassenerhalt fehlt dem FC das letzte Prozent, Hertha ermauert sich mit Kampf und Krampf ein 1:0.