In dieser zutiefst verfahrenen Situation, als Antreiber für eine verunsicherte Mannschaft, hat Kovac selbstverständlich keine andere Wahl, als stoisch Zuversicht auszustrahlen. Darüber redet er ganz offen. Er ist lange genug dabei, um zu wissen: Diese Art von Blockaden lösen nur Siege. Denn der Kopf "kann vieles manipulieren".
Zum Match-Center: Borussia Dortmund vs. Union Berlin
Seit Wochen ist schon zu lesen, eine weitere Niederlage könne die Bundesliga-Saison des BVB quasi beenden - vor dem Heimspiel gegen Union Berlin am Samstag (18.30 Uhr/Sky) ist das so nah an der Wahrheit wie noch nie. "Wir brauchen drei Punkte - nicht nur, um uns heranzupirschen, sondern für uns selbst", sagte Kovac. Was einst ein Pflichtsieg war, ist heute ein schwerer Brocken.

"Die Jahresuhr steht niemals still", heißt es im Kinderlied. Ende Februar bleiben noch exakt zwölf Spiele, um die acht Punkte Rückstand auf den vierten Platz schmelzen zu lassen. Dieser vierte Platz, von der Vereinsführung ohnehin als "Minimalziel" nachgeschoben, führt wieder in die Champions League. Dort schlägt sich der BVB nicht begeisternd, jedoch beachtlich: Am Freitagmittag bekam er für das Achtelfinale den machbaren Gegner OSC Lille zugelost, Fünfter der französischen Liga. Von mehr zu träumen, ist erlaubt.
Was hält die Jahresuhr für Kovac bereit?
Die Grundlage für europäische Fest-Abende wird im Brot-und-Butter-Geschäft gelegt. Niko Kovac kann den Geschmack eines Bundesliga-Sieges allenfalls noch erahnen: Kurz vor Weihnachten war sein letzter - aber nicht vor zwei Monaten, sondern am 16. Dezember 2023 - da gewann er mit dem VfL Wolfsburg bei Darmstadt 98 1:0.
Elf Spiele ohne Sieg später war Kovacs Uhr abgelaufen. Die kläglichen ersten Versuche mit dem BVB gegen den VfB Stuttgart (1:2) und beim VfL Bochum (0:2) eingerechnet, hat er also 13 Bundesligaspiele in Serie nicht gewonnen. Es wird wahrlich Zeit.
Dennoch spricht Kovac weiter analytisch und aufbauend, vom Kapitel "Verzweiflungsfloskeln" ist er noch einige Seiten entfernt. Gras fressen, Bock umstoßen, alles raushauen, das ist nicht seine Sprachwelt. Zumindest noch nicht.