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FC Bayern empfängt Borussia Dortmund: "Kitzliger" Krisen-Klassiker in München

Am Samstag treffen der FC Bayern und Borussia Dortmund in der Bundesliga aufeinander.
Am Samstag treffen der FC Bayern und Borussia Dortmund in der Bundesliga aufeinander.RALF IBING/firo Sportphoto/dpa Picture-Alliance via AFP
Vor seinem letzten Klassiker pfeift Thomas Müller auf Nostalgie. Schwelgen in der Vergangenheit? Genau so wenig ein Thema wie die vielen Zukunftsdebatten um sein mögliches US-Abenteuer, seinen Wunsch-Nachfolger Florian Wirtz, die teils angeschlagenen Bosse beider Klubs oder eine sensationelle BVB-Rückkehr von Mats Hummels. Die Gegenwart mit internationalen Nackenschlägen, Titelkampf und Europacup-Gerangel sei schließlich "kitzlig" genug.

"Wir brauchen jeden Punkt, die Meisterschaft ist noch nicht entschieden", warnte Müller vor dem 137. und ewig jungen Duell des FC Bayern mit Borussia Dortmund am Samstag (18.30 Uhr/Sky). Sportdirektor Christoph Freund attestierte: "Es ist für beide ein ganz, ganz wichtiges Spiel!"

Zwischen den Viertelfinal-Rückspielen für die Bayern bei Inter Mailand und die so gut wie verlorene Borussia gegen den FC Barcelona, aber auch mit Blick auf die Liga: Dem Rekordmeister sitzt Titelverteidiger Leverkusen im Nacken, Dortmund hat nach überwundener Krise das internationale Geschäft wieder im Blick.

Die Fußballwelt blickt in die Allianz Arena, über 200 FIFA-Mitgliedsländer schauen zu, was mehr als 30 Kameras einfangen, in New York und Tokio gibt es Public Viewings - aber ist das Duell zwischen Erstem und Achten überhaupt ein Spitzenspiel? Ja, betonte Müller, "für uns ist da auch Druck drauf, ganz klar".

Dortmunds Trainer Niko Kovac betonte vor seiner Rückkehr: "BVB gegen FCB ist immer ein Highlight!" Und auch für seinen Münchner Kollegen Vincent Kompany hat der Klassiker nichts von seiner Attraktivität verloren, er nannte ihn "extra scharf". Das 0:2 im Vorjahr, die erste Niederlage gegen den BVB nach elf Spielen, sei beim Kräftemessen der Toptorjäger Harry Kane und Serhou Guirassy "extra Motivation".

Unruhe eint die beiden Teams

Wie das 1:2 im Hinspiel gegen Inter oder das Dortmunder 0:4 bei Barca. "Das heißt, dass wir am gefährlichsten sind", sagte Kompany. Kovac spekuliert allerdings darauf, dass die Münchner "Köpfe ein bisschen in Mailand sind". Um das nutzen zu können, brauche es aber "eine ganz andere Mentalität" als in Spanien.

Was beide Klubs eint: die Unruhe. Hier wird über Sportchef Max Eberl diskutiert, dort über Sportdirektor Sebastian Kehl oder Geschäftsführer Lars Ricken. In Dortmund wird spekuliert, Vereinsidol Hummels könnte sein Karriereende für die alte Liebe aufschieben und zur Klub-WM (wie Kumpel Müller) einspringen - was Kovac ("Ich höre davon auch") indirekt bestätigte. In München dreht sich vieles um Wirtz.

Medienberichten zufolge wollen die Bayern den 140-Millionen-Transfer des Jungstars im Sommer mit einem wahren Kraftakt finanzieren: Senken der Gehaltskosten um 20 Prozent, Transfererlöse von 100 Millionen, womöglich sogar ein Kredit. "Uli Hoeneß wünscht sich das - und Uli erfüllt sich eigentlich alle Wünsche beim FC Bayern", sagte Sky-Experte Lothar Matthäus über den Traumtransfer.

Einen neuerlichen Sieg des BVB hielte der Rekordnationalspieler für "eine kleine Sensation". Dabei hat Dortmund in der Liga zuletzt gegen Mainz (3:1) und Freiburg (4:1) gewonnen. In den jüngsten sechs Spielen sammelten nur die Bayern (13) und Leverkusen (15) mehr Punkte als der BVB (12). "Ohne Verteidigung" wie in Barcelona aber, warnte Kovac, "wird man auch in München Probleme bekommen".

Zumindest personell scheint der Gast im Vorteil: Während bei Dortmund "nur" Nico Schlotterbeck und Marcel Sabitzer fehlen, sind es bei den Bayern wohl weiter sieben Topstars. Die nächste Chance für Müller, der mit seinem 29. Klassiker Hummels' Rekord einstellen würde? Das Joker-Tor des Routiniers gegen Inter "war ein wunderschöner Moment", sagte Kompany, "ich hoffe, dass es noch oft passiert". Danach ist dann Zeit für Nostalgie.

Zum Match-Center: FC Bayern vs. Borussia Dortmund