Als Trainer des Jahres wurde der Spanier Xabi Alonso ausgezeichnet, welcher von unseren Experten mit 35,3 Prozent der Stimmen erhalten hat.
In seiner ersten vollen Spielzeit als Cheftrainer von Bayer 04 Leverkusen schrieb der 43-Jährige mehrfache Geschichte. Nicht nur führte er die Werkself zur ersten Meisterschaft des Vereinsgeschichte – ihm ist dieses Kunststück ohne eine einzige Niederlage gelungen. Ein Kunststück, das in der Bundesliga zuvor keiner anderen Mannschaft geglückt ist.
Zudem holte sich Leverkusen mit dem Gewinn des DFB-Pokals das nationale Double. Nur knapp verpasst wurde das Triple. Im Endspiel der UEFA Europa League musste sich Bayer 04 dem italienischen Vertreter Atalanta Bergamo geschlagen geben.
Schon als Spieler Weltklasse
Xabi Alonso knüpfte somit nahtlos an seine zahllosen Erfolge als Spieler an. Der ehemalige Mittelfeldspieler gewann sämtliche Titel, die es im Weltfußball zu holen gibt. 2010 wurde er mit der spanischen Nationalmannschaft Weltmeister, 2008 und 2012 war er auch am Gewinn der Europameisterschaft federführend beteiligt.
Zudem feierte der Baske mit dem FC Liverpool (2004/05) und Real Madrid (2013/14) den Gewinn der UEFA Champions League. 2012 wurde er mit Real auch spanischer Meister, seine aktive Karriere ließ der 114-fache Nationalspieler beim FC Bayern München ausklingen, mit welchem er dreimal deutscher Meister wurde.
Ein riskanter Schachzug
Seine Trainerkarriere begann Alonso in Reals Jugendabteilung, später betreute er die zweite Mannschaft seines Jugendvereins Real Sociedad. Im Oktober 2022 trat schließlich Bayer 04 mit einem Angebot an den einstigen Weltklasse-Spieler heran – obwohl er sich bis dahin noch nicht auf höchstem Niveau als Trainer etabliert hatte.
Leverkusen ging mit dieser Entscheidung ein hohes Risiko ein – und wurde dafür prompt belohnt. Bereits in seiner ersten Spielzeit führte Alonso den Klub bis ins Halbfinale der Europa League.
Im anschließenden Sommertransferfenster wurde Bayers Kader auf wichtigen Positionen verstärkt. Alejandro Grimaldo kam ablösefrei von Benfica und unter Alonsos Anleitung zum spanischen Nationalspieler heran. Für Victor Boniface wurden rund 20 Millionen Euro Ablöse an Union SG überwiesen, der Nigerianer zahlte das Vertrauen mit 23 Scorerpunkten (14 Tore, neun Vorlagen) in seiner ersten Spielzeit zurück.
Dass Leverkusen sich schließlich das deutsche Double sicherte und 52 Pflichtspiele hintereinander ungeschlagen blieb, war aber in erster Linie Alonso und dessen Trainerteam zu verdanken. Aus einer talentierten Team formte er innerhalb kürzester Zeit eine fast unschlagbare Mannschaft, welche nicht nur durch spielerisches Können, sondern auch durch eine unfassbare Mentalität zu überzeugen wusste.
Weise Entscheidung
Dass Alonso nach der Fabelsaison 2023/24 nicht sofort die nächste Herausforderung suchte – seine Ex-Vereine Liverpool, Real und FC Bayern galten als Interessenten – war eine kluge Entscheidung. Denn in Leverkusen ist er nicht demselben, grellen Scheinwerferlicht ausgeliefert wie das bei den weltweit größten Vereinen unweigerlich der Fall wäre.
So kam beim deutschen Meister auch nach einem durchwachsenen Saisonstart keinerlei Unruhe auf. Die bitteren Niederlagen gegen RB Leipzig (2:3) und bei seiner alten Liebe an der Anfield Road (0:4) moderierte er äußerst gelassen.
Auch erwies sich Alonso als Pragmatiker. Ende September litten einige seiner Spieler an einer nicht zu leugnenden Formschwäche. Für das Spitzenspiel beim Bundesliga-Tabellenführer Bayern München hatte sich der Spanier darum für eine überaus defensive Taktik entschieden. Beinahe wurde dieses Kalkül mit einem Sieg belohnt, am Ende durfte sich Leverkusen immerhin über ein 1:1-Unentschieden freuen.
Winkt der nächste Titel?
In der UEFA Champions League hat Bayer 04 bereits erste Duftspuren hinterlassen. Man mischt in der Ligaphase ganz vorne mit, überwintert auf Rang vier und darf sich realistische Chancen auf den direkten Sprung ins Achtelfinale ausrechnen. Keine Selbstverständlichkeit für die junge Leverkusener Truppe.
Bis Sommer 2026 ist Alonso noch an die Werkself gebunden. Gut möglich, dass die Zusammenarbeit bereits ein Jahr früher zu Ende geht – immerhin wird Real-Trainer Carlo Ancelotti (65) nicht jünger. Gerüchten zufolge sollen die Madrilenen auch an Bayer-Star Florian Wirtz interessiert sein.
Unabhängig davon gilt Leverkusen auch in der Spielzeit 2024/25 in sämtlichen Wettbewerben als Titelkandidat. Denn Alonso hat seinen Schützlingen nicht nur eine moderne, sehenswerte Spielweise, sondern auch eine Gewinnermentalität eingeimpft, die es dort zuvor nicht gegeben hat.