Beim Startkapital für die "Frauen-DFL" will sich Bernd Neuendorf nicht lumpen lassen. "Der DFB stellt hierfür rund 100 Millionen Euro zur Verfügung", verriet der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) schon vor dem Bundestag in der kommenden Woche. Das enorme Investitionsvolumen soll die Professionalisierung der Frauen-Bundesliga endlich entscheidend voranbringen.
Klotzen statt kleckern ist also angesagt, falls die Delegierten am 7. November den Plänen zustimmen. "Wir werden dafür gemeinsam mit den Klubs eine eigene Gesellschaft gründen", sagte Neuendorf der Frankfurter Rundschau: "Auch die Klubs werden sich substanziell an diesem Prozess beteiligen." Nach SID-Informationen wird das Geld schrittweise innerhalb von acht Jahren in die Liga gepumpt. Noch mehr sollen die Klubs in diesem Zeitraum leisten. Mehrere Hundert Millionen Euro wollen die Vereine in das Personal und die Infrastruktur investieren.
Neuendorf: "Das größte Invest des DFB"
Die 100 Millionen Euro vom zwischenzeitlich darbenden Verband, der dank Sanierungsmaßnahmen und neuen Verträgen mittlerweile wieder aus dem Vollen schöpfen kann, sind laut Neuendorf "das größte Invest des DFB" seit dem Bau seiner neuen Zentrale (180 Millionen Euro): "Wir haben gemeinsam ein hohes Interesse daran, unsere besten Spielerinnen im Land zu behalten und hier eine starke Liga zu präsentieren."
Die Investitionen sind bitter nötig. Spanien, Frankreich und vor allem England haben der einst in Europa dominanten Bundesliga den Rang abgelaufen. Ein attraktiveres Produkt soll Sponsoren anlocken und die Medienerlöse (derzeit rund fünf Millionen Euro pro Saison) steigern.
Bereits Anfang September hatte der Verband die Weichen für die Neuausrichtung der Bundesliga gestellt. Der DFB lehnt sich dabei an die Ligaverbands-Struktur der Männer an. Die damals beschlossenen "Eckpunkte des Wachstumsplans" sehen ein Joint-Venture zwischen DFB und einem Ligaverband vor. Die gemeinsame Organisation ("Frauen-Bundesliga Gesellschaft"), an der DFB und Bundesligisten jeweils 50 Prozent der Anteile halten werden, soll sich auf "den Betrieb und die Vermarktung" der Liga fokussieren.
Lena Oberdorf: "Man muss an den Strukturen arbeiten"
Dass die Spielerinnen die Maßnahmen begrüßen, ist ein offenes Geheimnis. "Man muss an den Strukturen arbeiten, dass sich wirklich jede Spielerin auf den Fußball konzentrieren kann", sagte Nationalspielerin Lena Oberdorf zuletzt dem SID: "Wenn das gegeben ist, dann wird ja das Niveau besser, es kommen mehr Leute ins Stadion, es gibt höhere Einschaltquoten. Da hängt so viel dran."
In der Bundesliga spielen in der laufenden Saison erstmals 14 statt wie zuletzt 12 Vereine. Zudem hat sich der DFB um die Ausrichtung der EM 2029 beworben, um dem Frauenfußball einen weiteren Schub zu geben. Im Präsidium soll sich künftig die bisherige Generalsekretärin Heike Ullrich um das Thema kümmern.
Neuendorf ("Sie ist genau die Richtige") erhofft sich viel von der designierten Vizepräsidentin. Ullrich selbst weiß um die Tragweite ihrer Aufgabe. "Es gilt nun weitere wichtige Weichen zu stellen, um den deutschen Frauenfußball in all seinen Facetten national und international optimal aufzustellen", sagte die Sportökonomin: "Ich bin der festen Überzeugung, dass wir den Markt für den Frauenfußball deutlich weiterentwickeln können."
Am Geld soll es nicht scheitern.
