Machtkampf im Zeichen des Zoffs: Klubs der Bundesliga gründen "Frauen-DFL"

Die Klubs der Frauen-Bundesliga haben einen eigenen Ligaverband gegründet.
Die Klubs der Frauen-Bundesliga haben einen eigenen Ligaverband gegründet.DANIELA PORCELLI / GETTY IMAGES VIA AFP

Geplant war alles ganz anders. Eigentlich sollte die "Frauen-DFL" am Mittwoch im Schoß des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in Harmonie mit den Klubs und beim Blick in lauter lachende Gesichter aus der Taufe gehoben werden. Doch statt Geschlossenheit beim Aufbruch in die Professionalisierung zur Schau zu stellen, tobt mittlerweile ein offener Machtkampf. Die 14 Bundesligisten sind stinksauer auf den Verband und legen allein los.

"Wir sind vom Stuhl gefallen" - mit diesem Bild beschrieb Vorstandssprecher Axel Hellmann von Eintracht Frankfurt in den vergangenen Tagen immer wieder den Zoff mit dem DFB, der in der Vorwoche ausgerechnet am Tag nach dem Zuschlag für die Ausrichtung der EM 2029 eskalierte. Als Konsequenz wird der Ligaverband ("Frauen-Bundesliga FBL e.V.") am Mittwoch im Frankfurter Stadion anstatt nebenan am DFB-Campus gegründet.

Die Klubs werfen dem DFB vor, dass er sich trotz einer angeblichen Einigung nicht an Verabredungen gehalten habe. Dabei geht es um das Herzstück der Kooperation. Nach der Gründung des Ligaverbands wollten eben jener und der DFB ein Joint Venture ins Leben rufen. Beide sollten jeweils 50 Prozent Anteile an der Organisation zum Zweck der Professionalisierung halten.

Der DFB wollte 100 Millionen Euro investieren und das Geld schrittweise innerhalb von acht Jahren in die Liga pumpen. Auf die Klubs wären laut Hellmann Ausgaben von 300 bis 900 Millionen zugekommen, um die Eliteklasse entscheidend voranzubringen. Doch ein Streit um Entscheidungshoheiten innerhalb des Joint Venture machte diese Pläne vorerst zunichte. Während die Klubs das Sagen haben wollten, hat der DFB angeblich mehr Mitsprache gefordert.

"Bei aller Liebe, wir tragen das unternehmerische Risiko, wir tragen die Aufbauarbeit, wir haben die Verantwortung", sagte Hellmann zuletzt und machte bei MagentaSport noch einmal seine Haltung klar: "Es muss so sein, dass wir das letzte Entscheidungsrecht haben, wohin am Ende bestimmte personelle oder auch Sachentscheidungen gehen, weil wir es im Alltag verantworten müssen."

DFB bleibt optimistisch

Hellmann sprach sich nach eigenen Angaben zwar immer für einen gemeinsamen Weg mit dem DFB aus, doch die Drohkulisse eines endgültigen Alleingangs steht. "Es gibt auch einige Klubs, die von vornherein gesagt haben, lass uns das selbstständig machen und uns nicht mehr in eine Abhängigkeit vom DFB begeben", betonte der Boss der Eintracht, deren Direktorin Katharina Kiel als Anwärterin auf den Posten der Liga-Präsidentin gilt: "Aber wir werden jetzt zu unserem Glück gezwungen sein und sicherlich eine Alternative prüfen müssen - ohne den DFB."

Der Verband ist dagegen (noch) von einer Einigung mit den Vereinen überzeugt. "Wir werden darüber sprechen, man wird sich annähern und zu einer Lösung kommen. Da bleibe ich optimistisch", sagte Präsident Bernd Neuendorf: "Das ist ein Prozess, wie man zusammenkommt. Wir stehen absolut zu unseren Aussagen und zu unserem finanziellen Engagement."

Einigkeit herrscht immerhin an der Notwendigkeit der Investitionen. Die Professionalisierung, die Vermarktung und die Entwicklung der Bundesliga ist mit Blick auf die internationale Konkurrenzfähigkeit von entscheidender Natur. Inhaltliche Themen sind ein Mindestgrundgehalt für die Spielerinnen sowie Anforderungen an Personal und Infrastruktur, wie zum Beispiel Trainingsbedingungen und Stadien.