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"Ganz Deutschland ist gesegnet": Wirtz "verzaubert" die Fußball-Republik

Wirtz bereitete drei von Schicks vier Treffern vor.
Wirtz bereitete drei von Schicks vier Treffern vor.ČTK / imago sportfotodienst / Harald Bremes
Florian Wirtz bringt Leverkusen als Bayern-Jäger in Stellung, überstrahlt selbst den Vierfach-Torschützen - und wird gar in einem Atemzug mit Lionel Messi genannt.

Das Rampenlicht war Florian Wirtz nach seiner spektakulären Galavorstellung fast schon unangenehm. Der Zauberfuß lächelte nur verlegen, als sich die Double-Gewinner zum Abschluss eines historischen Traumjahres feiern ließen und die Kameras einmal mehr den Ausnahmekönner von Bayer Leverkusen in den Fokus rückten. Kein Wunder: Seinen Trainer ließ Wirtz nahezu sprachlos zurück, auch den Vierfach-Torschützen Patrik Schick überstrahlte er - selbst die Gegner verneigten sich vor dem Jungstar.

"Eine Ehre Flo trainieren zu dürfen"

Bayer und "ganz Deutschland sind gesegnet mit diesem Spieler", sagte der Freiburger Michael Gregoritsch. Gäste-Coach Julian Schuster würde sich sogar "sofort ein Trikot kaufen, wenn ich zehn Jahre alt wäre". Und Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus war ganz "verzaubert", er nannte Wirtz nach dem 5:1 (1:0) der Leverkusener gar in einem Atemzug mit einem der Größten. Früher habe er es immer bei Lionel Messi gesagt, betonte Matthäus bei Sky, dieser Wirtz sei für jeden Fan das "Eintrittsgeld wert"

Ein Tor, drei Vorlagen, zahlreiche Kabinettstückchen - angesichts der erneuten Top-Leistung des 21-Jährigen gingen auch Xabi Alonso die Superlative aus. "Was soll ich sagen?", fragte der Bayer-Coach mit großen Augen: "Flo ist Flo. Fast in jeder Pressekonferenz muss ich über einen seiner speziellen Momente reden." Es sei für ihn "eine Ehre", den Nationalspieler trainieren zu dürfen.

Dass Wirtz zunächst mit einem Foulelfmeter an SC-Torhüter Noah Atubolu gescheitert war (33.), bevor er groß aufspielte, fiel kaum ins Gewicht. Der Offensivstar sei nach dem Fehlschuss "sauer" gewesen, erklärte Kapitän Lukas Hradecky im ZDF, "und wenn er sauer ist, wird es noch schwerer für den Gegner"

Vertragsverlängerung in Leverkusen?

Die Frage ist nur: Wie lange noch? Die angebliche Vertragsverlängerung mit Wirtz, die jüngst für Wirbel gesorgt hatte, dementierten die Verantwortlichen jedenfalls vehement. "Die Meldung Anfang der Woche stimmte definitiv nicht", sagte Sportchef Simon Rolfes. Der Wunsch sei es, ergänzte Geschäftsführer Fernando Carro, dass Wirtz solange wie möglich in Leverkusen bleibe - mindestens bis zur WM 2026. "Die Wahrscheinlichkeit, dass es so ist, ist bei einer Verlängerung natürlich größer." 

In dieser Saison kann Bayer auf jeden Fall voll auf Wirtz setzen. Auch dank der starken Form des Ausnahmespielers geht die Werkself mit lediglich vier Punkten Rückstand als erster Bayern-Jäger in die Winterpause. Acht Pflichtspielsiege folgten auf das ernüchternde Remis beim VfL Bochum (1:1) Anfang November, dazu sicherten sich die holprig in die Spielzeit gestarteten Leverkusener den inoffiziellen Titel als Meister des Kalenderjahres 2024.

"Wir sind auf einem guten Weg", versicherte Alonso, der jedoch wie in der Vorsaison jegliches Gerede von einem Titelkampf vermied. "Wir müssen bescheiden bleiben. Wir sind noch im Dezember. Um über die Meisterschaft zu sprechen, ist es noch zu früh." Bayer habe sich aber "Platz verschafft", meinte Rolfes: "Für das Gefühl der eigenen Stärke waren die letzten Wochen goldwert." Auch im neuen Jahr sei daher "viel möglich".

Vor allem mit einem Wirtz in dieser Form.

Man of the Match Schick bedankt sich bei Wirtz

Mit einem Lächeln nahm Patrik Schick die Gelbe Karte hin, die ihm Schiedsrichter Tobias Stieler vor die Nase hielt. Der Torjäger von Bayer Leverkusen hatte beim Jubeln sein Trikot ausgezogen - aus gutem Grund: Denn gerade hatte der Tscheche sein viertes Tor erzielt und damit seine Leistung beim 5:1 (1:0) gegen den SC Freiburg gekrönt.

Der zweite Viererpack seiner Bundesliga-Karriere sei "speziell", sagte der 28-Jährige, der schon vor drei Jahren gegen Greuther Fürth (7:1) viermal getroffen hatte. Trotzdem haderte er: "Ich würde nicht sagen, dass es mein bestes Spiel war. Wenn ich die Tore ausblende, denke ich, dass ich besser spielen kann." 

"Wenn Stürmer vier Tore machen, sieht man das nicht oft. Ich freue mich sehr für ihn", sagte Bayer-Trainer Xabi Alonso. Er müsse Schick, der in dieser Saison bereits 13 Pflichtspieltreffer erzielt hat, "für seine Arbeit gegen den Ball loben. Die Konsequenz daraus sind die Tore."

Schick wusste aber auch ganz genau, bei wem er sich bedanken musste, schließlich hatte Zauberfuß Florian Wirtz gleich drei Treffer vorbereitet. "Ohne Florian spielen wir nicht so gut. Er ist unglaublich und hat mir die Bälle perfekt aufgelegt", lobte Schick. Für einen Stürmer sei es "ein Traum, einen solchen Spieler hinter sich zu haben".