Auf das "ganz große Kino" folgte eine ziemlich kleine Feier. "Ich bin kein großer Trinker", verriet Christian Ilzer nach seinem perfekten Einstand als Trainer der TSG Hoffenheim beim Blick auf den eher ruhigen Abend mit der angereisten Familie im Hotel: "Vielleicht gönne ich mir ein Bierchen - hier gibt es ja auch guten Wein."
Eine Belohnung hatte sich Ilzer auf jeden Fall verdient. Schließlich hatte der Österreicher seine neuen Schützlinge nach einem wilden Schlagabtausch trotz dreimaligem Rückstand zu einem 4:3 gegen RB Leipzig geführt. "Das war schon ganz großes Kino, mit einem coolen Film, was mir die Mannschaft da präsentiert hat", schwärmte Ilzer: "Die Achterbahnfahrt hat mich ganz schön durchgeschüttelt, aber ich hätte mir kein besseres Debüt vorstellen können."

Adam Hlozek (17./82.), Tom Bischof (50.) und Jacob Bruun Larsen (86.) trafen vor 28.023 Zuschauern für die Hoffenheimer, die zuvor in drei Partien ohne Sieg und Tor geblieben waren. Die Treffer von Willi Orban (15.) und Antonio Nusa (19.) sowie das Eigentor von Stanley Nsoki (67.) waren zu wenig für Leipzig.
Durch den Dreier sind die Kraichgauer, für die es am Donnerstag (21 Uhr) in der Europa League bei Sporting Braga in Portugal weitergeht, mit nunmehr zwölf Punkten auf den 13. Tabellenplatz geklettert.
Match-Center: Hoffenheim vs. Leipzig
Training unter Ilzer macht "bisschen mehr Spaß"
"Es war ein wunderschöner Tag für uns alle. Ich war schon überrascht davon, wie viel die Jungs nach der kurzen Zeit umgesetzt haben", sagte Ilzer, der vor rund einer Woche als Nachfolger des zuletzt erfolglosen Pellegrino Matarazzo vom österreichischen Meister Sturm Graz nach Hoffenheim gekommen war: "Die Mannschaft hat ein Gesicht gezeigt, das ich mag."
Der Erfolg war nicht nur für den neuen Coach wichtig. Die komplette "Ösi"-Connection im Kraichgau konnte aufatmen. Schließlich waren kritische Stimmen laut geworden, da in Ilzer, Sport-Geschäftsführer Andreas Schicker und dem Technischen Direktor Paul Pajduch nun drei Ex-Grazer die TSG-Geschicke bestimmen.
Der Siegtorschütze hielt von dieser Kritik aber ohnehin nichts. "Es war ein super Start für den neuen Trainer und sein Team", sagte Bruun Larsen: "Es macht, ehrlich gesagt, ein bisschen mehr Spaß im Training. Der Coach hat einen klaren Plan und macht einen sehr guten Eindruck. Alle haben richtig Bock, das wird gut werden."
Zu viel Euphorie wollte Ilzer nicht aufkommen lassen. "Wir müssen geerdet bleiben", betonte der 47-Jährige, der zudem seinen Sinn für Humor unter Beweis stellte. Für Sturm funktioniere "der Trainerwechsel auch ganz gut", sagte Ilzer mit Blick auf den Kantersieg des österreichischen Spitzenreiters gegen Austria Klagenfurt (7:0): "Mein Abschied war wohl eine echte Befreiung."