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Joker Woltemade schafft "das Momentum": VfB ringt Union nieder

Es war Woltemades 6. Treffer in 425 Einsatzminuten.
Es war Woltemades 6. Treffer in 425 Einsatzminuten.TOM WELLER / DPA / dpa Picture-Alliance via AFP
Der Joker Nick Woltemade sticht zweimal und führt Stuttgart nach einer schwachen ersten Halbzeit zum Sieg über Union Berlin.

Kurz vor seiner gewinnbringenden Einwechslung küsste Nick Woltemade erst mal seinen Schienbeinschoner. Genau genommen jenen, auf dem seine Familie abgebildet ist. Die, sagte er nach seinem glanzvollen Auftritt, habe ihn dahin gebracht, wo er jetzt sei. In der Bundesliga hat der 22 Jahre alte Angreifer schon ein paar Mal sein Können aufblitzen lassen, am Freitagabend beim 3:2 (0:1) des VfB Stuttgart gegen Union Berlin überstrahlte er dann alles.

Zum Match-Center: Stuttgart vs. Union Berlin

Doppelschlag bringt die Wende

Nach einer miserablen ersten Halbzeit hatte Trainer Sebastian Hoeneß entschieden, dem Spiel durch Woltemade eine Wende zu geben. Das misslang erst mal - nach dem Treffer von Danilho Doekhi (37.) erhöhte Rani Khedira (48.) für die Eisernen. Aber dann: Woltemade zum ersten (51.), Woltemade zum zweiten (59.) - und plötzlich war der gesamte VfB ein anderer als zuvor. 

"Er war brutal wichtig, als der reingekommen ist, er hatte eine brutale Präsenz, so brauchen wir ihn", sagte Kapitän Atakan Karazor bei DAZN über den 198 Zentimeter langen und 90 Kilogramm schweren Angreifer. "Natürlich war Nick der entscheidende Mann, er hat das Momentum kreiert, das uns in der ersten Halbzeit gefehlt hat", sagte Hoeneß. Bis dahin sei seine Mannschaft "schwer anzuschauen" gewesen.

Vor allem der schnelle Anschlusstreffer sei "sehr wichtig" gewesen, ergänzte Hoeneß, dadurch sei "das Gefühl entstanden, das Ding ist nicht durch". Tatsächlich stürmte der VfB danach munter drauf los, hatte aber auch zweimal Glück: Vor dem Siegtreffer spielte Unions Torhüter Frederik Rönnow den Ball in die Füße von Karazor (69.), kurz darauf half Stuttgart bei einem Schuss von Jordan die Latte (71.).

Glückliches Ende "nach den harten Wochen"

So aber überwog die Erleichterung, eine Phase von vier Spiele in zehn Tagen mit einem Sieg abgeschlossen zu haben. "Das war sehr wichtig nach den harten Wochen", sagte der bescheidene Woltemade, der in 425 Einsatzminuten nun sechs Treffer erzielt und einen vorbereitet hat. Das ist mehr, als Karazor bislang gelungen ist: Sein Treffer war der erste im 118. Bundesligaspiel. 

"Ich wusste gar nicht, was ich machen soll, ich hätte zehn Jubel machen können", sagte Karazor, der sich dann dafür entschied, zur Bank zu rennen und die verletzten Deniz Undav und Jamie Leweling zu umarmen. Nach dem Spiel lobte er die gesamte Mannschaft. "Wir haben mal wieder gezeigt, wie gut wir eigentlich sind. Wenn wir unsere Basics auf den Platz bringen, sind wir nur schwer zu halten."

Hoeneß konnte dem nur zustimmen - doch auf dem Herzen lag ihm noch etwas ganz anderes: In der Schlussphase hatte es einen medizinischen Notfall im Stadion gegeben, die Fans beider Mannschaften stellten daraufhin ihre Anfeuerung ein. "Wichtiger ist", sagte Hoeneß, "dass derjenige, der da auf dem Weg ins Krankenhaus ist, da gut rauskommt und wieder gesund wird."