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Kommentar: "Nur Tah" - Bayern auf dem Transfermarkt zur Kreativität gezwungen

Tah (r.) und Kane sind im kommenden Jahr Teamkollegen
Tah (r.) und Kane sind im kommenden Jahr TeamkollegenANP / ddp USA / Profimedia
Es ist ein Transfer, wie ihn der FC Bayern zum großen Leidwesen der Bundesliga-Konkurrenz schon so oft getätigt hat. Mit Jonathan Tah verpflichtet der Rekordmeister einen Schlüsselspieler seines schärfsten Rivalen - wie früher Robert Lewandowski, Mats Hummels und Mario Götze aus Dortmund, wie Miroslav Klose, Claudio Pizarro, Valérien Ismaël und Tim Borowski aus Bremen, wie Michael Ballack, Lúcio und Zé Roberto aus Leverkusen und, und, und.

Nationalspieler Tah soll die anfällige Münchner Abwehr stabilisieren - das Zeug dazu hat er, wenngleich die Frage erlaubt sei, wie gut er ins System von Trainer Vincent Kompany passt. Und dann, das ist der Unterschied zu Lewandowski, Klose, Ballack und Co., ist es eben "nur" Jonathan Tah. Und eben nicht auch noch: Florian Wirtz.

Von wegen Bayern: Bundesliga-Stars bevorzugen Ausland

Mit der Entscheidung des Leverkusener Zauberfußes pro Liverpool hat das Selbstverständnis, mit dem die Bayern der nationalen Konkurrenz die Topspieler abspenstig machen, einen tiefen Riss bekommen - nicht zum ersten Mal.

Ob Kevin De Bruyne, Ilkay Gündogan, Kai Havertz, Erling Haaland, Jude Bellingham, Dani Olmo oder jetzt Wirtz - zahlreiche Stars gaben seit 2015 Großklubs in England oder Spanien den Vorzug. Von den 30 teuersten Spielern, die andere Bundesligisten jemals verließen, wechselte nur einer nach München: Dayot Upamecano 2021, im Ablöse-Ranking die Nummer 24.

FCB muss kreativ werden

Die Bayern, hatte Patron Uli Hoeneß zuletzt gewohnt markig verkündet, haben "keinen Geldscheißer". Sie sind "pumperlgsund", das schon, aber das einst prall gefüllte Festgeldkonto bröckelt. Und womöglich ist die sportliche Perspektive in Liverpool, Manchester oder Madrid auch besser.

Was das für den deutschen Branchenprimus bedeutet? Er muss auf dem Transfermarkt kreativer, mutiger werden! Das mag am Selbstverständnis des kraftprotzenden "Mia san mia" kratzen, bietet aber auch eine Chance. Denn es steht nirgendwo geschrieben, dass der neue De Bruyne, Gündogan, Havertz, Haaland, Bellingham, Olmo oder Wirtz nicht schon in München spielen darf, noch ehe er in Wolfsburg, Dortmund, Leverkusen oder Leipzig die internationalen Topklubs auf sich aufmerksam machen könnte.