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Langeweile passé: Plötzlich Spannung im Abstiegskampf

Dieter Hecking ist wieder guter Dinge.
Dieter Hecking ist wieder guter Dinge.ČTK / imago sportfotodienst / JOERAN STEINSIEK
Der Abstiegskampf ist wieder heiß, vier Kellerkinder duellieren sich am Samstag - und die TSG Hoffenheim steht vor der Implosion.

Unwahrscheinliche Sieger, Punkte am Grünen Tisch, ein Klub vor der Implosion: Pünktlich zum Rückrundenstart ist aus dem zuletzt noch gähnend langweiligen Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga ein Thriller geworden. Am Samstag duellieren sich gleich vier Kellerkinder - und bei einem davon liegen die Nerven bereits blank.

Nachdem Andrej Kramaric im Anschluss an den Offenbarungseid bei Bayern München (0:5) eine "einzige Scheiß-Saison" bei der TSG Hoffenheim öffentlich diagnostiziert hat, befindet sich der Kraichgau im Aufruhr. Sollte der Klub von Mehrheitseigner Dietmar Hopp am Samstag bei BVB-Bezwinger Holstein Kiel verlieren (15.30 Uhr/Sky), scheint niemand mehr auf seinem Posten sicher.

Match-Center: Holstein Kiel vs. TSG Hoffenheim

In erster Linie gilt das für Trainer Christian Ilzer. Der erst im November als Nachfolger von Pellegrino Matarazzo verpflichtete Österreicher hat die desaströse Pflichtspiel-Bilanz von einem Sieg, drei Unentschieden und sechs Niederlagen vorzuweisen. Doch falls der Coach schon wieder seinen Platz räumen muss, ist eigentlich die komplette "Ösi-Connection" der TSG um Sportgeschäftsführer Andreas Schicker schon nach wenigen Monaten am Ende.

Verzweifelt wirken die Durchhalteparolen Schickers, die der Klub vor dem Kiel-Spiel eigens verschickte, um die Kramaric-Wogen zu glätten. "Mannschaft, Trainerteam, Mitarbeiter, Fans. Wir brauchen bedingungslosen Zusammenhalt im kompletten Verein", ließ sich der Sportchef dabei zitieren. Zudem habe er bei einem Gespräch mit Kramaric die "Missverständnisse" ausgeräumt "und eine gemeinsame Marschroute für die weitere Saison festgelegt".

Bochum will die "Chance packen"

Im vergangenen halben Jahr war von einer Marschroute allerdings nichts zu erkennen. Nach der Trennung von Sportchef Alexander Rosen wurde jede Menge Geld verbrannt und nahezu jede relevante Position im Verein neu besetzt. Nur Kramaric und Hopp sind noch da. Letzterer ist mittlerweile knapp 85 Jahre alt und muss um sein Vermächtnis bangen. Ein möglicherweise letztes Tabula rasa ist Hopp deshalb immer noch zuzutrauen.

Was dem VfL Bochum zuzutrauen ist, wird sich am Samstag gegen RB Leipzig zeigen. Der jüngste Sieg gegen den FC St. Pauli (1:0) und der Erfolg in der ersten Sportgerichts-Instanz im Kampf um die Punkte aus dem "Skandalspiel von Köpenick" haben dem einst abgeschlagenen Schlusslicht wieder Zuversicht verliehen. "Jetzt erhoffen wir uns Stabilität und die Chance, mit ganz wenig Punkten drinzubleiben", sagte Geschäftsführer Ilja Kaenzig dem SID: "Die war noch nie so groß. Deswegen wäre es schade, die Chance nicht zu packen."

Das wollen auch der 1. FC Heidenheim und St. Pauli. Beide haben vor ihrem Duell das Ziel, nach Punkten zu Union Berlin aufzuschließen. Sollten die Hauptstädter am Sonntag (15.30 Uhr/DAZN) auch das dritte Spiel unter ihrem neuen Trainer Steffen Baumgart verlieren (gegen den FSV Mainz 05), hätten sie endgültig ihre Rolle im Keller-Thriller sicher.