Er war nicht einmal volljährig, da hatte Antonio Nusa in der Champions League getroffen und für die A-Auswahl Norwegens debütiert. Der Youngster war auf dem besten Weg, einer der nächsten großen Stars des europäischen Fußballs zu werden. Der Wechsel in die Premier League, zum FC Brentford, sollte der nächste logische Schritt sein. Doch plötzlich zog der Klub wegen gesundheitlichen Bedenken sein Angebot zurück. Für den damals 18-Jährigen eine schockierende Wendung.
„Es war eine seltsame Zeit“, erinnert sich Nusa nun im Interview mit "The Athletic". „Zunächst einmal war meine Priorität meine Fitness. Herauszufinden, was das Problem war. Am Ende gab es kein Problem.“ Doch die Zweifel blieben. Sein Selbstvertrauen war angeknackst, seine Leistungen bei Club Brügge stagnierten. Das Jahr 2024 drohte zu einem verlorenen Jahr zu werden.
Leipzigs stiller Coup
Während Brentford zögerte, erkannte RB Leipzig das Potenzial des Offensivspielers – und schlug im Sommer 2024 für 21 Millionen Euro zu. Ganz ohne Fanfaren landete Nusa in Sachsen, wo er sich nicht nur fußballerisch, sondern auch mental neu erfinden sollte. Mit beeindruckenden Leistungen in der Bundesliga und Champions League erkämpfte er sich einen festen Platz im Team. Fünf Tore, sieben Vorlagen und über 1.400 Spielminuten sprechen eine klare Sprache: Er ist angekommen.
„Ich hatte definitiv das Gefühl, etwas beweisen zu müssen“, sagt Nusa. „Es gab so viele Fragen zu meiner Fitness und ob ich überhaupt spielen kann. Es war das Beste, mir selbst zu beweisen, dass ich es kann.“
Nusa war immer ein Künstler am Ball. Inspiriert von Neymar verbrachte er seine Jugend damit, auf YouTube Tricks zu studieren und auf lokalen Plätzen nachzuahmen. In Leipzig hat er jedoch eine neue Dimension zu seinem Spiel hinzugefügt: Vielseitigkeit. Einst ein reiner Linksaußen, arbeitet er nun hart daran, sich auch auf der rechten Seite zu etablieren.
„Ich habe Positionen gespielt, auf denen ich noch nie zuvor gespielt habe“, erklärt er. „Aber heutzutage ist Vielseitigkeit eine wertvolle Fähigkeit im Fußball.“
Trotz der durchwachsenen Saison von RB Leipzig, die aktuell um die erneute Champions-League-Qualifikation kämpfen, bleibt Nusa optimistisch. Er ist umgeben von jungen Talenten wie Benjamin Sesko, Xavi Simons und Lois Openda, die ähnliche Herausforderungen durchleben. „Viele Jungs befinden sich in derselben Phase ihrer Karriere, und ich denke, wir können uns gegenseitig helfen. Wir machen das zusammen.“
Die Zukunft gehört ihm
Antonio Nusa hat seinen Tiefpunkt überwunden und ist stärker als zuvor. Seine Rückkehr zur Bestform hat nicht nur die Kritiker verstummen lassen, sondern auch neue Erwartungen geweckt. Als einer der großen Hoffnungsträger Norwegens wird er eine Schlüsselrolle auf dem Weg zur WM 2026 spielen – dem ersten Turnier, für das sich sein Land seit 1998 qualifizieren will.
„Es ist gut, Erwartungen zu haben“, sagt Nusa. „Ich genieße es irgendwie. Wenn man etwas richtig macht, reden die Leute sowieso über einen.“