Die folgenschwere Nullnummer wollten Lukas Hradecky und seine Mitspieler schnellstens vergessen. "Damit wird es nicht leichter, unseren Traum zu erreichen", haderte der Kapitän von Bayer Leverkusen nach dem 0:0 beim VfL Wolfsburg, ehe er den Fokus aber sofort auf den anstehenden Titelkracher richtete. "Wenn wir nächste Woche siegen sollten, dann lebt er noch."
Doch der große Traum von der zweiten Meisterschaft in Folge droht im Gipfeltreffen mit Bayern München am Samstag (18:30 Uhr/Sky) endgültig zu zerplatzen. "So wie die Bayern im Moment drauf sind", könne Bayer die Schale "mit allem anderen als einem Heimsieg fast abschreiben", sagte Hradecky - und rief damit ein Endspiel aus.

"Das wird ein großes Spiel", sagte auch Trainer Xabi Alonso, er blieb aber deutlich gelassener als sein Keeper. Trotz des Rückstands von acht Punkten habe er "keine große Sorge, keine Angst. Ich denke nicht so viel an die Tabelle. Für mich ist der Weg der Gleiche."
Von einem Sieg "gehen wir erstmal aus, weil wir selbstbewusst sind", meinte Robert Andrich. "Und dann sind es immer noch zwölf Spiele – da kann noch alles passieren."
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"Der letzte Wille hat gefehlt"
Das sah Hradecky etwas anders. Selbst mit einem Dreier gegen Bayern sei es "schwierig. Wir haben nicht gedacht, dass sie so stark sind." Auch die Werkself spiele keine "schlechte Saison", aber einen "deutlichen Unterschied" zum Vorjahr gebe es dann doch: "Die Spiele, die wir momentan Unentschieden spielen, haben wir letztes Jahr gewonnen", sagte Hradecky.

Die Partie in Wolfsburg diente dafür als Paradebeispiel. "Der letzte Wille hat gefehlt", monierte der Finne. Nach dem emotionalen Pokal-Viertelfinalsieg gegen den 1. FC Köln (3:2 n.V.) unter der Woche und neun Spielen in vier Wochen habe die Mannschaft "Power, Kreativität und Durchsetzungsfähigkeit in der Offensive" vermissen lassen, sagte Sport-Geschäftsführer Simon Rolfes.
Alonso hatte Florian Wirtz eine Pause gegönnt und auf acht Positionen rotiert. Ein Fehler in dieser wichtigen Saisonphase? "Vielleicht", sagte Alonso, "aber ich habe die Entscheidung getroffen." Es sei "zu einfach, das nach dem Spiel zu hinterfragen".

Joker Wirtz belebt das Spiel
Erst mit der Einwechslung von Wirtz (59.) war das Bayer-Spiel kreativer geworden. "Auch wenn wir einen großen und guten Kader haben, Flo kann man nicht ersetzen", sagte Andrich. Aber auch der Ausnahmekönner brauche nach den vielen Englischen Wochen Erholung.
"Wir sind auch nicht doof und denken, dass wir überall hinfahren können und alles klappt", sagte Alonso. "Wir mussten die Energie managen." Die Bayern, die am Freitagabend gegen Werder Bremen (3:0) vorgelegt und damit den Druck vergrößert hatten, hätten eben nicht 120 Minuten Pokalfight in den Beinen gehabt.
Nun wendet sich das Blatt. Die Bayern müssen am Mittwoch zum wichtigen Zwischenrunden-Hinspiel in der Champions League nach Glasgow, Bayer dagegen ist bereits für das Achtelfinale qualifiziert und kann Kräfte für Samstag sparen. "Ungünstig ist das nicht", sagte Hradecky: "Aber wir müssen auf uns schauen."