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"Lieber eine Packung Süßes": Bundesliga-Schiedsrichter unter Beschuss

Dino Toppmöller machte seinem Schiri-Ärger nach dem Remis gegen Heidenheim Luft
Dino Toppmöller machte seinem Schiri-Ärger nach dem Remis gegen Heidenheim LuftČTK / imago sportfotodienst / Jan Huebner

Oke Göttlich regte sich über das "Ärgernis" auf, Horst Heldt verstand "es nicht mehr", Dino Toppmöller wollte das alles "nicht mehr hinnehmen" - die Schiris, die Videoassistenten und die Technik sorgten am 9. Spieltag für so viel Zoff in der Fußball-Bundesliga, dass Trainer Mitch Kniat vom Zweitligisten Arminia Bielefeld bereits für die ultimative Lösung plädierte: "Dann lasst uns ohne Schiedsrichter spielen - und dann entscheide ich."

Spätestens der Sarkasmus Kniats machte klar, dass sich die Referees derzeit nicht aus der anhaltenden Debatte um ihre Leistungen befreien können. Schon beim DFB-Pokal unter der Woche standen die Unparteiischen wegen ihrer Entscheidungen ohne den in der zweiten Runde noch fehlenden VAR im Mittelpunkt, dazu kam zuletzt heftige Kritik von prominenten Ex-Schiedsrichtern wie Markus Merk und Urs Meier.

Am Samstag platzte Profis, Trainern und Funktionären erneut der Kragen. "Das zieht sich die letzten Wochen schon durch, und das ist definitiv nicht mehr hinnehmbar", schimpfte Trainer Toppmöller nach dem 1:1 (0:1) von Eintracht Frankfurt beim 1. FC Heidenheim bei Sky. Die Schelte richtete sich an Christian Dingert: Elye Wahi hatte getroffen (23.), doch der Schiri hatte Sekunden zuvor wegen eines vermeintlichen Fouls von Arthur Theate abgepfiffen. "Wieso haben wir den Videoschiedsrichter? Genau wegen solchen Fällen. Dann lass es laufen und schau es dir an", moserte Toppmöller.

Auch Union Berlin tobt nach Abseits-Entscheidung

Deutliche Wort fanden auch die Protagonisten von Union Berlin im Anschluss an das 0:0 gegen den SC Freiburg. "Wo kommen wir eigentlich hin?", fragte der aufgebrachte Sportchef Heldt in Richtung des VAR: "Ich verstehe es nicht mehr. Entweder es ist Abseits oder es ist kein Abseits. Ob passiv oder aktiv interessiert nicht, warum mischt er sich da ein?"

Was war passiert? In der 63. Minute hatte Andrej Ilic die vermeintliche Führung erzielt. Nach langer Überprüfung schickte der Videoassistent Schiedsrichter Sören Storks an die Seitenlinie, um sich die Aktion selbst anzuschauen. Letztlich erkannte er den Treffer ab, weil Rani Khedira im aktiven Abseits gestanden haben soll.

Steffen Baumgart hatte für diese Entscheidung nur Hohn und Spott übrig. "Am Ende ist es so, dass wir immer eine Begründung finden, warum so ein Tor nicht zählt", wetterte der Berliner Coach: "Ganz wichtig am Ende war die Gelbe Karte für den Trainer, weil er nicht erkannt hat, dass der Ball gespielt wird."

Kritik von Hamann und Kniat

Wichtig wäre für Göttlich, dass sich die Investition in die halbautomatische Abseitserkennung endlich lohnen würde. "Selbstverständlich ist das ein Ärgernis", sagte der Präsident des FC St. Pauli, in dessen Stadion die Technik angeblich zum dritten Mal in Folge nicht funktioniert hat, nach dem 0:4 (0:2) gegen Borussia Mönchengladbach: "Man bezahlt, um etwas zu bekommen. Wenn man das nicht bekommt, muss man die Frage stellen dürfen, ob man das Geld irgendwann zurückbekommt."

Ex-Nationalspieler Dietmar Hamann sprach in diesem Zusammenhang von "Wettbewerbsverzerrung", Kniat hatte ein paar Stunden später wegen eines nicht gegeben Handelfmeters in der Partie bei Darmstadt 98 (2:2) am Nitro-Mikro endgültig die Faxen dicke: "Bevor der Videoassistent eingreift, nehme ich mir lieber eine Packung Süßes für einen Euro. Das bringt mir mehr, als wenn der Schiri rausgeht."

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