Als draußen vor dem Stadion die Werder-Fans selig auf und ab hüpften und euphorisch den Klassiker "Europapokaal, Europaapoookaaaal" anstimmten, sprach Trainer Ole Werner drinnen sachlich nüchtern vom plötzlichen Bremer Höhenflug. Doch auch die Weihnachtsbotschaft vom norddeutschen Original Werner war klar: Werder will im nächsten Jahr angreifen. Und träumt von Europa.
Bestes Hinrundenergebnis seit 13 Jahren
"Ich glaube, wir spielen guten Fußball. Der spiegelt sich dann auch in Ergebnissen wieder", sagte Werner nach dem teils furiosen 4:1 (3:1) gegen Union Berlin zum Jahresabschluss. Nach dem dritten Bundesliga-Sieg in Serie mischen die Grün-Weißen kräftig mit im Kampf um den Europapokal, selbst auf einen Champions-League-Platz fehlen derzeit nur zwei Punkte. Werder hat einen Lauf, die Winterpause kommt da fast schon ungelegen.
"Im neuen Jahr wollen wir da anknüpfen", sagte Werner, doch ein Selbstläufer wird es natürlich nicht. "Wichtig", sagte Werner, sei nun Erholung, um dann "mit der gleichen Akribie, mit der gleichen Gier arbeiten" und "trainieren" zu können: "Dann wird man sehen, wohin das führt." 25 Punkte aus 15 Spielen bedeuten schon jetzt das beste Hinrundenergebnis seit 13 Jahren - und zwei Spiele im neuen Jahr stehen dann ja noch aus.
Heimlich, still und leise hat sich Werder in der Tabelle nach oben gerobbt, zudem stehen die Hanseaten ja auch im Viertelfinale des DFB-Pokals. Werder - einst ein Garant für Spektakel und große Fußballabende - sorgt endlich wieder für Euphorie an der Waterkant.
Letztes Europapokalspiel vor 14 Jahren
"Ich muss schon sagen, dass wir echt eine richtig stabile Hinserie gespielt haben", sagte Peter Niemeyer, Leiter Profifußball an der Weser. Doch durchdrehen wollen sie im Norden deshalb nicht, warum auch? "Ich bremse niemanden", sagte Niemeyer über das Thema Europa. Aber: "Wenn wir die 40 Punkte erreicht haben, dann denken wir darüber nach. Vorher verschwenden wir da keine Energie. Das heißt nicht, dass wir nicht ambitioniert sind."
Genau so macht Werder - einst Stammgast in der Champions League, zwischendurch in den Niederungen der 2. Liga versunken - den Anhängern wieder richtig viel Freude. "Wir haben im Moment einfach viel Spaß auf dem Platz, und ich denke, dass sieht man auch", sagte Derrick Köhn. Und Doppelpacker Marco Grüll meinte: "Wir sind momentan vor dem Tor kaltschnäuzig, bekommen nur wenig Gegentore, und so gewinnst du Spiele."
Beim letzten Europapokalspiel von Werder vor 14 Jahren (!) hießen die Helden noch Per Mertesacker, Tim Wiese oder Claudio Pizarro, nun wollen Kapitän Marco Friedl, Köhn, Grüll und all die anderen in die großen Fußstapfen treten. Die Fans träumen jedenfalls schon.