Max Eberl hätte die Länderspielpause wohl zu gerne daheim am Tegernsee zum Relaxen genutzt. Doch kaum hat der Sportvorstand von Bayern München nach einem komplizierten Transfersommer Zeit zum Durchatmen, steht das nächste Wirrwarr vor der Tür. Die markigen Worte von Uli Hoeneß hallten jedenfalls auch vor der Rückkehr in den Bundesliga-Alltag noch nach.
"Wir suchen ein Team, das sehr gut zusammenarbeitet. Das haben wir seit dem Rücktritt von Karl-Heinz (Rummenigge, d. Red.) und mir noch nicht gefunden", hatte der Ehrenpräsident am Sonntag im Sport1-Doppelpass gesagt.
Und nicht nur das: Eberl sei bei Auseinandersetzungen "ziemlich empfindlich" und habe "so seine Probleme" dabei, Aufgaben auf mehrere Schultern zu verteilen. Nach der durchaus heftigen Kritik ergänzte der langjährige Manager aber auch leicht widersprüchlich, dass Eberl, Sportdirektor Christoph Freund und Trainer Vincent Kompany "gut zusammenarbeiten" würden.
Also belauern Hoeneß und Eberl sich weiter gegenseitig. Trotz Berichten in der Vergangenheit über Spannungen zwischen den beiden sei die Zusammenarbeit aber "gut", beteuerte Hoeneß.
"Gute Sachen" aus "den Möglichkeiten" gemacht
Weil die Bayern in diesem Sommer mehrere Transferziele wie Florian Wirtz und Nick Woltemade verpasst hatten, könnten die nächsten Wochen für Eberl dennoch entscheidend werden. Dann nimmt die Bundesliga wieder Fahrt auf, und auch in der Champions League rollt der Ball erstmals. Vor allem der knappe, 25 Mann starke Kader muss den hohen Belastungen standhalten, mit Jamal Musiala, Alphonso Davies und Hiroki Ito fehlen aber drei Spieler weiter verletzt - eine schwierige Situation. Dennoch mache Eberl "aus den Möglichkeiten, die er zurzeit hat, gute Sachen", lobte Hoeneß.
Und trotzdem will er auch künftig eingreifen, wenn ihm die Arbeit der Verantwortlichen nicht passt. Der Aufsichtsrat könne schließlich nicht zusehen, "wenn wir das Gefühl haben, dass die Dinge nicht richtig laufen", sagte Hoeneß. Im Fall der Fälle werde er immer sein "Maul aufreißen".
Setzt er dies in die Tat um, wird es bei den Bayern wohl ziemlich ungemütlich. Helfen würde Eberl vor allem sportlicher Erfolg - oder der Mut eines Kollegen aus der Führungsebene. "Wenn irgendjemand in diesem Verein mal kommt und sagt: 'Jetzt reicht es langsam', dann bin ich am nächsten Tag weg", sagte Hoeneß.
Beim FC Bayern herrscht also mal wieder Unruhe, eine Eberl-Replik steht vor dem Heimspiel gegen den HSV am Samstag (18.30 Uhr/Sky) noch aus. Sollte er dazu schweigen, muss wohl die Mannschaft für ihn antworten. Die Chancen stehen nicht schlecht: Das letzte Spiel in der Allianz Arena gegen den HSV gewannen die Münchner 2018 mit 6:0, knapp ein Jahr zuvor sogar mit 8:0.