Ole Werner musste herzlich lachen. Nein, Anlaufschwierigkeiten bei seiner "Auslandsreise" nach Sachsen hat er auch als echtes "Nordlicht" nicht. "Es ist nicht so, dass ich zu Hause auf dem Deich sitze, aufs Wasser gucke und nicht rede", stellte der 37-Jährige gleich zu Beginn seines Abenteuers bei RB Leipzig klar und grinste. Ganz im Gegenteil: Neue Menschen und Orte kennenzulernen, gebe ihm "Power" - und die wird er für seine Aufgabe als Trainer des zuletzt strauchelnden Klubs brauchen.
"Das reizt mich an der Aufgabe"
Denn nach der schlechtesten Bundesliga-Saison der Vereinsgeschichte setzen die so ambitionierten Leipziger nun auf den Hoffnungsträger Werner. "Druck ist überall, und den macht man sich auch selbst", sagte dieser bei seiner offiziellen Vorstellung am Mittwoch jedoch gelassen: "Es ist ein hoher Anspruch da, bei allen Beteiligten, bei allen Verantwortlichen, aber auch bei mir."
Werner, der im Norden Deutschlands geboren wurde und bislang auch nur dort als Cheftrainer unterwegs war, will sich von den Erwartungen nicht schrecken lassen. In Leipzig sei ein "hohes Maß an Professionalität" und Ambitionen vorhanden: "Das reizt mich an der Aufgabe." Mit dieser kann er nun endlich loslegen, nachdem der zähe Ablösepoker zwischen RB und seinem Ex-Klub Werder Bremen Ende Juni ein Ende gefunden hatte.
Am Montag steht der Trainingsauftakt am Cottaweg an, knapp fünf Wochen später wartet auf Werner die erste Bewährungsprobe im DFB-Pokal beim Regionalligisten SV Sandhausen - der Start in eine Saison, die für die Sachsen wieder in der Spitzengruppe der Bundesliga inklusive Champions-League-Ticket enden soll.
RB wolle sich "wieder für das internationale Geschäft qualifizieren und sich nach oben auch überhaupt nicht begrenzen", betonte Werner: "Das ist der klare Auftrag an mich und an uns alle hier."
"Inhaltlich und menschlich überzeugt"
Der Druck ist nach dem Verpassen des europäischen Geschäfts als Siebter unter seinem Vorgänger Marco Rose und Interimstrainer Zsolt Löw dennoch groß - die Herausforderung ebenfalls. Werner, zuvor in Kiel und Bremen tätig, muss die Neuausrichtung des ambitionierten Klubs im Lichte möglicher Abgänge von Stars wie Xavi Simons und Benjamin Sesko gestalten - und zum Bundesliga-Auftakt kommt es am 22. August gleich zum Kracher-Duell mit Meister Bayern München.
Doch in Leipzig haben die Verantwortlichen volles Vertrauen in den neuen Mann an der Seitenlinie, der einen Vertrag bis 2027 besitzt. Werner habe in den Gesprächen "inhaltlich und menschlich überzeugt", erklärte Sport-Geschäftsführer Marcel Schäfer: "Wir sind beide sehr, sehr ambitioniert und wollen gemeinsam angreifen."
Auch den Red-Bull-Fußballchef Jürgen Klopp hat Werner offenbar auf seiner Seite. Es freue ihn grundsätzlich, "wenn jemand, der über diesen Job sehr genau Bescheid weiß, eine hohe Meinung von einem hat", sagte Werner, angesprochen auf lobende Worte von Klopp aus der Vergangenheit: "Diese Meinung muss man aber immer wieder bestätigen. Das ist mein Anspruch, und dafür bin ich hier."