"Wir wollen mit einem Trainer, der in Leipzig geboren ist, der Titel gewonnen hat, durch eine schwierige Phase durch – und trotzdem kriege ich jede Woche die Frage", übte Schäfer leise Kritik an der aus seiner Sicht medial befeuerten Trainerdebatte. Das 0:0 im Breisgau sei "nicht der Befreiungsschlag" gewesen, "den wir uns alle gewünscht haben". Dennoch sprach Schäfer von einem "minimalen Schritt nach vorne".
Der Tabellensechste RB Leipzig wartet seit nunmehr vier Spielen in der Liga auf einen Sieg, von den vergangenen neun Partien gewann das Team nur eine. Rose war ob des Negativlaufs in den Blickpunkt geraten, anzumerken war ihm das laut seiner Spieler aber nicht: Kapitän Willi Orban erlebte seinen Coach "so wie immer", wie er sagte. "Sehr fokussiert, sehr konzentriert."

Es sei nicht das erste Mal, dass eine derartige Diskussion entfacht worden sei, meinte Orban. "Wir haben uns davon nicht groß beeinflussen lassen. Wir Spieler sind in der Verantwortung, Leistung zu bringen." Auch Rose selbst wollte zu der Thematik nicht mehr Worte verlieren als nötig. Angesprochen darauf, wie er die Rückendeckung durch Schäfer empfinde, sagte er lediglich: "Schön. Finde ich gut."
Match-Center: Freiburg vs. Leipzig
Kommentar: Geht Rose die Luft aus?
Der Profi-Fußball ist oft ein zynisches Geschäft. Fragen nach persönlichem Wohlbefinden und mentaler Gesundheit werden mit Verweis auf das Mannschaftsgefüge häufig frühzeitig abgewürgt. Als Marco Rose vor dem Anpfiff in Freiburg am Sky-Mikrofon sagte, dass ihm von Freunden zuletzt empfohlen mehr auf sich "zu achten", weil er "scheiße" aussehe – war das medial nur eine Randnotiz.
Wer Roses Karriereweg mitverfolgt hat, ahnt: Bei diesem Trainer handelt es sich um einen Fachmann, doch gleichermaßen um einen sensiblen Menschen. Ist der 48-Jährige gut gelaunt, kann er die gesamte Pressekonferenz zum Lachen bringen und in seinem Umfeld ein Feuer entfachen.
Doch die "Krise" scheint am gebürtigen Leipziger zu knabbern. Rose ist seine übliche Gelassenheit abhandengekommen, nicht besonders kluge Reporterfragen hat er zuletzt nicht gewohnt stilsicher, sondern manchmal mit einem zynischen Unterton kommentiert.
Viel Psychologisierung: Doch die Frage sei erlaubt, ob er in dieser Verfassung aus einer jungen, verunsicherten Mannschaft das absolute Leistungsmaximum herauskitzeln kann.

Als Bundesliga-Trainer ist es leider kaum möglich, sich eine persönliche Auszeit zu gönnen, einmal tief durchzuatmen und den ganzen Trubel für ein paar Wochen hinter sich zu lassen. Schon gar nicht, wenn man eine Rolle im DFB-Pokal und Europapokal spielen möchte.
Aus RB-Sicht bleibt zu hoffen, dass Rose die kommende Länderspielpause nutzen kann, um frische Energie zu tanken. Ansonsten ist eine Trennung wohl nur noch eine Frage der Zeit – nicht, weil ihm die nötigen Kompetenzen fehlen, um Leipzig aus dem Formtief zu hieven, sondern weil ihm allmählich die Luft ausgeht.
Was schade wäre, denn Rose ist mit seinem ruhigen Führungsstil und bodenständigen Art ein Glanzlicht innerhalb der deutschen Bundesliga.
