"Spiel, Satz und Sieg": Proteste enden, Probleme bleiben - Zukunftsfragen ungeklärt

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"Spiel, Satz und Sieg": Proteste enden, Probleme bleiben - Zukunftsfragen ungeklärt
Union-Fans beim Spiel gegen den 1. FC Heidenheim.
Union-Fans beim Spiel gegen den 1. FC Heidenheim.Profimedia
Am ersten Bundesliga-Spieltag nach dem geplatzten Investorendeal gab es keine Fanproteste mehr. Dennoch stellen sich zahlreiche Zukunftsfragen.

An Tennisbällen mangelte es auch am Wochenende nicht. "Spiel, Satz und Sieg" stand auf dem riesigen Banner, mit dem die Fans von Union Berlin den geplatzten Investorendeal feierten - verbunden mit einer unverhohlenen Drohung an die Deutsche Fußball Liga (DFL): "Doch beim nächsten Aufschlag stehen wir bereit." Ein mit gelben Filzkugeln gefüllter Schlauch sollte den Bossen unmissverständlich klar machen, dass die Anhänger bei vermeintlichen Fehlentwicklungen wieder auf die Barrikaden gehen werden.

Die Gefahr einer erneuten Protestwelle ist durchaus real. Die drängenden Zukunftsfragen des Profifußballs bergen jede Menge Zündstoff - vor allem mit Blick auf die von Fans als heilige Kuh verehrte 50+1-Regel und die Beschaffung der 600 bis 700 Millionen Euro, die von der DFL als Kosten für die nötigen Investitionen veranschlagt werden.

Öffentlicher Streit zwischen Carro und Göttlich

Dass eine erneute Zerreißprobe bevorsteht, machte der Zwist zwischen Geschäftsführer Fernando Carro von Bayer Leverkusen und Präsident Oke Göttlich vom FC St. Pauli deutlich. Nachdem sich Carro am Freitag bei DAZN erneut für eine Aufweichung der 50+1-Regel ausgesprochen hat ("Es würde dem deutschen Fußball guttun, diese allgemeine Regelung nicht zu haben"), konterte Göttlich umgehend.

Oke Göttlich ist auf Krawall gebürstet.
Oke Göttlich ist auf Krawall gebürstet.Profimedia

"Wenn Krakeeler auftreten und sagen: Ach, 50+1 kann ja weg, wir spalten die Ligen - dem jetzt in irgendeiner Weise nachzugeben, ist genau das falsche Zeichen", wetterte DFL-Präsidiumsmitglied Göttlich in der ARD und verteidigte die nach wie vor vom Bundeskartellamt geprüfte Regel, wonach der Mutterverein immer die Stimmenmehrheit bei der Profiabteilung haben muss.

Streit programmiert ist auch bei der Frage hinsichtlich eines möglichen Liga-Namenssponsors und der Verteilung der Gelder nach dem bevorstehenden Verkauf der deutschsprachigen Medienrechte für die Spielzeiten 2025/26 bis 2028/29.

Obwohl also vieles für neuen Zoff spricht, hoffen einige Klubchefs darauf, Disput zukünftig anders als in den vergangenen Wochen zu führen. "Wir sollten klarer kommunizieren, transparenter sein und alle Gruppen mitnehmen", sagte Vorstandsboss Alexander Wehrle vom VfB Stuttgart bei Sky. Ähnlich sieht es Vorstandssprecher Axel Hellmann von Eintracht Frankfurt. Dies sei "ein wesentlicher Lerneffekt", sagte das DFL-Präsidiumsmitglied im ZDF.

Für Wehrle und Hellmann ist aber auch klar, dass die Investitionen nicht aufgeschoben werden können. Dabei favorisieren beide Funktionäre das Modell, wonach die Klubs die Kosten aus eigenen Mitteln stemmen sollen. Also genau jene Variante, die von zahlreichen Vereinen aus Mangel an liquiden Mitteln während des Investorenprozesses abgelehnt wurde.

Axel Hellmann ist Befürworter eines Investoren-Deals.
Axel Hellmann ist Befürworter eines Investoren-Deals.Profimedia

"Wir benötigen Investitionen in die Wettbewerbsfähigkeit der DFL im europäischen Kontext", sagte Wehrle: "Deswegen müssen wir jetzt in den nächsten Wochen und Monaten über Modelle diskutieren - wie zum Beispiel die Innenfinanzierung."

Im Klartext würde das bedeuteten, dass die DFL einen Anteil an den Erlösen aus den Medienrechten zurückhält. Durch den Rückgang bei ihrer wichtigsten Einnahmequelle müssten die Klubs zwangsläufig Ausgaben für Spieler, Berater und Manager senken. Auch Investoren-Befürworter Hellmann ist nun dafür, da seiner Meinung nach ein Darlehen aufgrund der hohen Zinssätze der falsche Weg wäre. Für die Eintracht rechnet der 52-Jährige bei diesem Szenario mit Mindereinnahmen in zweistelliger Millionenhöhe.

Um hohe Kosten geht es auch mit Blick auf etwaige Strafen aufgrund der Spielunterbrechungen in den vergangenen Wochen. Wenig überraschend hoffen die Klubs auf Milde. "Wenn die DFB-Sportgerichtsbarkeit weitsichtig wäre, würde man nach der DFL-Entscheidung auch die potenziellen Strafgesuche einstellen und Ruhe einkehren lassen", sagte Sport-Geschäftsführer Christian Keller vom 1. FC Köln dem RedaktionsNetzwerk Deutschland.

Wehrle ist dergleichen Meinung: "Da jetzt zu kommen und jeden einzelnen Tennisball monetär zu bewerten, damit hätte ich ehrlicherweise auch ein Problem."