"Es ist unbeschreiblich, man findet keine Worte dafür. Es berührt mich bis tief ins Herz hinein", sagte Polzin mit leuchtenden Augen. Der 34-Jährige wollte nach dem größten Erfolg seiner jungen Trainerkarriere verständlicherweise noch ein wenig im Genießermodus verbleiben. Und seine Stadt und die rund 100.000 Fans machten ihm das am Montag leicht. "Das Wort 'Danke'", stellte Polzin fest, fühle sich für die "unfassbare Reise", die der Hamburger Jung mit seinem HSV erlebt habe, "viel zu klein an".
Die sieben Jahre Bundesligaabstinenz haben Narben hinterlassen beim stolzen Altmeister - und die Rückkehr umso süßer schmecken lassen. Das wurde auch neun Tage nach dem Festehen des Aufstiegs noch einmal deutlich. Kapitän Sebastian Schonlau sprach von einem "Once-in-a-lifetime-Moment", dann verabschiedete er sich mit seinen Kollegen und dem ebenfalls künftig erstklassigen Frauenteam in die lange Partynacht.
Was bei aller Glückseligkeit und pompöser Inszenierung fast ein wenig unterging: Der HSV, der im Saisonendspurt auch noch die Zweitligameisterschaft verschenkte, hat sich lediglich die Chance erkämpft, einen neuen Anlauf im Oberhaus zu nehmen. Nicht mehr und nicht weniger. Man werde in der Bundesliga "einen neuen HSV erleben", sagte Polzin, "mit maximalem Anspruch, der nötigen Demut, dem Respekt vor der Aufgabe, mit Mut und realistischem Blick auf die Situation".
Fest steht: Sportvorstand Stefan Kuntz erwartet ein geschäftiger Sommer. Von vier bis fünf Neuzugängen allein für die Startelf war zuletzt zu hören, zudem ist die Zukunft einiger Leistungsträger noch ungeklärt. Fragezeichen stehen noch hinter Stammkräften wie Ludovit Reis und Ransford Königsdörffer, auch die Vertragssituation von Zweitliga-Torschützenkönig Selke lässt Raum für Spekulationen. Seit Anfang des Jahres laufen die Gespräche mit dem 22-Tore-Angreifer über eine Verlängerung, der Ausgang ist aber noch völlig offen.
Bundesliga-Klassenerhalt des HSV? "Ressourcen sind da"
Zu gewissen Personalien gebe es natürlich schon "konkrete Vorstellungen", bekannte Kuntz, "aber nichts, was man an so einem Tag erzählen kann". Mehr als diese schwammige Formulierung war Kuntz im Rahmen der Feierlichkeiten nicht zu entlocken. Insgesamt aber, das wurde deutlich, fühlen sich die Verantwortlichen bereit für die Mission (langfristiger) Klassenverbleib.
"Es wird ein Riesenbrett, wir werden eine andere Rolle in der ersten Liga haben. Aber die Ressourcen sind da", stellte Präsident Marcell Jansen klar. Die lange Zweitligazeit sei "wahnsinnig gut genutzt" worden, "um Schulden abzubauen, uns zu stabilisieren und eine Resilienz für die nächsten 15 Jahre aufzubauen".