"Man hat schon größere Comebacks gesehen", warnte Pascal Groß während der Pressekonferenz. Trainer Niko Kovac zeigte sich vor dem Play-off-Rückspiel gegen Sporting Lissabon am Mittwoch (18.45 Uhr/DAZN) zwar gelassen, jedes Risiko aber schloss er aus. Das 3:0 aus dem Hinspiel "war nicht das Ende dieser Runde, sondern die erste Halbzeit", betonte er: "Wir rechnen nicht, wir rotieren nicht, wir gehen mit 100 Prozent rein."
Zum Match-Center: Borussia Dortmund vs. Sporting Lissabon
Nie in der Geschichte der Königsklasse oder des alten Europapokals der Landesmeister, selbst nie in der Europa League, dem UEFA-Cup oder dem Europapokal der Pokalsieger ist eine Mannschaft in der K.o.-Runde nach einem Drei-Tore-Auswärtssieg noch ausgeschieden. Die großen Comebacks waren (fast) alle von Heimmannschaften.
Also: Wohlfühlminuten im Lieblingswettbewerb? Nein. Dafür ist die Lage nach zwei Niederlagen in den ersten beiden Bundesligaspielen unter dem neuen Trainer Niko Kovac zu brisant. Jeder Sieg kann helfen, das erodierte Selbstbild aufzubauen, eine neue Identität zu finden. In der zweiten Halbzeit in Lissabon sah das hervorragend aus, das 0:2 beim VfL Bochum war dann eine schrille Warnung.
"Wir haben in dieser Saison gesehen, dass das alles noch einigermaßen fragil ist", sagte Ricken, der in den vergangenen Wochen als Boss zahlreiche Brände ausgetreten hat. "Wir müssen uns die Leichtigkeit in jedem Spiel erarbeiten."
Mit Erfahrung, ohne "Handbremse"?
Kovac setzt auf seine Erfahrung. Der 53-Jährige hat im Fußball vieles erlebt, er weiß, worum es geht: "Wir werden nicht die Nerven verlieren." Noch ein, zwei Bundesliga-Niederlagen aber, dann wird der Champions-League-Sieg womöglich der "leichtere" Weg zur erneuten Qualifikation sein.
Die Achterbahnfahrt bläst dem BVB das Haar nach hinten. Nach einem frühen Tor, "das die Handbremse löst" (Ricken), kann sich die Mannschaft in einen Rausch spielen. Mit Widerständen allerdings weiß sie überhaupt nicht umzugehen, dann rauscht sie herab, dem nächsten Looping entgegen.
Beispiel: Vor dem Bochum-Spiel ist alles wieder einigermaßen rosig gewesen. In einem Zwölf-Minuten-Interview auf der Homepage schwärmte Ricken in seiner Lissabon-Euphorie von Kovac: "Niko kommt ein Stück weit in die Beine, in den Kopf, ins Herz."
Doch die Beine versagten, der Kopf streikte, das Herz brannte nicht. Das wirkte sich offensichtlich auf die Stimmbänder aus: Sprechen wollten danach weder Ricken noch Sportdirektor Sebastian Kehl noch die Spieler - niemand kam zu den Journalisten in die Mixed Zone. Im Nachgang wirkte Rickens froher Satz vor Bochum plötzlich düster: "Es ist immer wichtig, dass man schnell Erfolgserlebnisse hat, wenn ein neuer Trainer kommt."
Am Mittwoch kann aber nicht viel passieren - eigentlich. Denn einen Fall, einen einzigen, gibt es doch: Maccabi Tel Aviv feierte sich im Achtelfinale der Conference League 2023/24 für ein 4:1 bei Olympiakos Piräus. Und schied zu Hause aus.
Die voraussichtlichen Aufstellungen:
Borussia Dortmund (4-2-3-1): Kobel - Ryerson, Can, Schlotterbeck, Svensson - Özcan, Groß - Adeyemi, Brandt, Gittens - Guirassy
Sporting Lissabon (4-2-3-1): Rui Silva - Fresneda, Diomande, Eduardo Quaresma, Matheus Reis - Hjulmand, Debast - Trincao, Simoes, Biel - Gyökeres
Schiedsrichter: Massa (Italien)