"Einer unserer Torhüter, Denys Twardowski, hat kürzlich seinen Vater im Krieg verloren. So etwas ist traumatisch und passiert in der Ukraine jeden Tag. Niemand weiß, was in jemandem vorgeht, dem so etwas widerfährt. Da weißt du auch nicht, was du dem Betroffenen sagen sollst. Das Einzige, was wir machen können, ist zusammenhalten und gemeinsam stark sein", berichtete Sportdirektor Darijo Srna in der Bild am Sonntag und ergänzte: "Ich bin jetzt nicht mehr nur Sportdirektor, sondern auch Psychologe. Und Schachtar ist nicht mehr nur ein Verein, sondern eine Familie."
Zum Match-Center: Schachtar Donezk vs. FC Bayern
Donezk bestreitet seine nationalen Heimspiele in Lwiw, die internationalen Partien mit Heimrecht in dieser Saison in der Veltins-Arena auf Schalke. "Für uns ist es schon schön, wenn wir die 90 Minuten durchgehend spielen können, ohne zwischendrin in einen Schutzraum zu müssen. Das alles ist schwer, aber wir wollen nicht weinen. Wir wollen für die Ukraine spielen. Nicht nur für Schachtar, sondern für das ganze Land – und insbesondere für unsere Soldaten", sagte der Kroate Srna, der zu seienr aktiven Zeit selbst regelmäßig mit einem Wechsel zum FC Bayern in Verbundung gebracht wurde.
Champions League: Bayern muss punkten
Mit vier Punkten aus den ersten fünf Spielen wäre Schachtar als 26. der Ligaphase derzeit nicht für die Play-offs um die Teilnahme am Achtelfinale qualifiziert. Auch die Münchner müssen sich als derzeit 13. noch verbessern, um einen der ersten acht Plätze und den damit verbundenen direkten Einzug in die Runde der letzten 16 zu schaffen.

Die Ukrainer gehen trotz der schwierigen Lage mit sportlichen Ambitionen in die Partie. "Natürlich wollen wir gewinnen", bekräftigte der 42-jährige Srna: "Auch, wenn wir gegen Bayern der klare Außenseiter sind, wollen wir zeigen, dass unser junges Team einen attraktiven, offensiven Fußball spielen kann. Aber das ist für uns eben nicht alles. Unser größtes Ziel ist es, die Ukraine stolz zu machen."
Donezk vor Heimspiel in Gelsenkirchen: "Gutes Verhältnis"
Vereinsboss Serhij Palkin hat vor dem "Heimspiel" in Gelsenkirchen die deutsche Gastfreundschaft gewürdigt. "Wir haben ein richtig gutes Verhältnis zu den Leuten in Deutschland. Das war in Hamburg schon großartig und das ist es jetzt auch auf Schalke", sagte der Geschäftsführer des ukrainischen Meisters bei Sport1.
Donezk hatte in der vergangenen Saison seine internationalen Heimspiele in Hamburg ausgetragen, für diese Spielzeit fiel die Wahl auf die Arena in Gelsenkirchen. "Da sind überall richtige Fußballfans und die Stadien sind voll – egal, gegen welchen Gegner wir spielen. Das macht richtig viel Spaß", sagte Palkin.
Sowohl die Heimspiele gegen Atalanta Bergamo (0:3/21.636 Zuschauer) als auch gegen die Young Boys Bern (2:1/17.420) waren gut besucht. Gegen die Bayern wollen die Ukrainer am Dienstag (21.00 Uhr/Prime Video) vor vollem Haus nachlegen. "Wir haben immer Chancen. Wir können gegen jedes Team gewinnen. Wir müssen einfach das Unmögliche möglich machen", sagte Palkin.
Reisezeit Problem für Spieler
Generell seien die Reisen - in der Liga und im Pokal spielt Donezk in Kiew - eine große Herausforderung. "Allein die ganze Logistik ist Wahnsinn." Für das Spiel gegen Bayern betrage die reine Reisezeit "wohl bis zu 20 Stunden - Hotelübernachtungen und sonstige Zwischenstopps sind da noch gar nicht mit einberechnet. Kein Klub in Europa muss so viel reisen. Wir könnten damit einmal um die Welt fliegen."
Bei Spielen in der Ukraine komme die stete Gefahr durch den Krieg hinzu: "Vor einigen Monaten hatten wir ein Auswärtsspiel in Krywyj Rih im Osten der Ukraine. Unser Hotel, in dem wir schlafen sollten, wurde kurz vor unserer Ankunft von Raketen getroffen und zerstört."