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Trainer Rui Borges: Der Aufstieg eines Arbeiters bei Sporting Lissabon

Rui Borges während der Begegnung zwischen Sporting und Neapel.
Rui Borges während der Begegnung zwischen Sporting und Neapel.GIUSEPPE MAFFIA/NURPHOTO VIA AFP

Arbeit, Aufopferung und Leidenschaft prägen den Weg von Rui Borges, dem aktuellen Trainer von Sporting Lissabon. Seit seinem Amtsantritt im Dezember 2024 hat der aus Mirandela stammende Coach in Portugal für Aufsehen gesorgt. Innerhalb weniger Monate führte er die „Löwen“ zu einem historischen Double aus Meisterschaft und Pokal, wobei seine Mannschaft die Saison ohne Niederlage beendete.

Der Erfolg des 44-jährigen Trainers ist das Ergebnis einer langen Reise, die ihn aus den unteren portugiesischen Ligen an die Spitze des nationalen Fußballs führte. Borges, der als Spieler hauptsächlich in der zweiten und dritten Liga aktiv war, machte sich zunächst als Trainer in der portugiesischen D2 einen Namen. Mit Moreirense erreichte er 2023/24 den sechsten Platz in der ersten Liga und stellte damit einen Vereinsrekord auf.

Diese Leistung brachte ihm den Ruf eines aufstrebenden Taktikers ein und führte 2024 zu einem Engagement bei Vitória Guimarães. Auch dort überzeugte er mit guten Ergebnissen in der Conference League, bevor Sporting ihn mitten in der Saison verpflichtete.

Bei Sporting zeigte Borges zunächst Anpassungsfähigkeit: Aufgrund zahlreicher Verletzungen verzichtete er auf sein bevorzugtes System, das 4-2-3-1, und übernahm die Dreierkette seines Vorgängers Ruben Amorim. Diese pragmatische Entscheidung zahlte sich aus, da Sporting unter seiner Führung nationale Titel gewann und ungeschlagen blieb.

In der neuen Saison kehrte Borges jedoch zu seinem eigenen Spielsystem zurück, nachdem wichtige Spieler wie Pedro Gonçalves und Morten Hjulmand zurückgekehrt waren. Anfangs traf diese Umstellung auf Skepsis, doch die Ergebnisse gaben ihm recht: Nach acht Spieltagen stellt Sporting mit 20 Toren den besten Angriff der Liga und den zweitbesten des 21. Jahrhunderts, obwohl Top-Torjäger Viktor Gyökeres den Klub in Richtung Arsenal verlassen hatte.

Champions League gegen Marseille am Mittwoch

Borges’ Mannschaft zeichnet sich durch taktische Flexibilität aus. Sie passt sich dem Gegner an und kann sowohl im Umschaltspiel als auch im Positionsspiel überzeugen. Charakteristisch ist das Spiel durch die Mitte, bei dem Spieler wie Zeno Debast und Gonçalo Inácio im Aufbau entscheidende Rollen übernehmen. Im Zentrum steht Hjulmand, der mit seiner körperlichen Präsenz das Herz der Mannschaft bildet.

Für Rui Borges wird das bevorstehende Champions-League-Spiel gegen Olympique Marseille eine Premiere, denn es ist sein erstes Duell mit einem französischen Verein. Der Trainer gilt als Bewunderer von Roberto De Zerbi und dessen offensivem Stil. Auch Lyon-Coach Paulo Fonseca lobte kürzlich auf dem Football Summit Portugal 2025 Borges’ offensive Ideen und das positionsorientierte Angriffsspiel seiner Mannschaft.

Zum Match-Center: Sporting Lissabon vs. Olympique Marseille

Hinter dem sportlichen Erfolg steht ein Mensch mit starken Werten und einer tiefen Verbundenheit zu seinen Wurzeln. Geboren in einer einfachen Familie in der Region Trás-os-Montes wurde Rui Borges früh von seinem Vater Manuel geprägt, der ihm Disziplin und Neugier vermittelte. Schon als Spieler interessierte er sich für Taktik und Training und legte damit den Grundstein für seine spätere Trainerlaufbahn.

Abseits des Platzes ist Borges bekannt für Bescheidenheit und Einfachheit. Er bevorzugt das ruhige Leben, verbringt seine Freizeit mit Freunden und trägt noch immer seine alte Casio-Uhr, ein Symbol seiner Herkunft und seiner Treue zu den eigenen Werten. Diese Uhr erinnert ihn an seine Anfänge in Mirandela und an seine Überzeugung, dass Erfolg ohne Demut keinen Bestand hat.

Rui Borges auf der Bank mit seiner Casio-Uhr
Rui Borges auf der Bank mit seiner Casio-UhrPhoto par FRAN SANTIAGO / GETTY IMAGES EUROPE / GETTY IMAGES VIA AFP

Familie spielt in seinem Leben eine zentrale Rolle. Seine Eltern Cândida und Manuel, sein Großvater Zé Pedro sowie seine Frau und sein Sohn geben ihm Halt. Medienrummel meidet er bewusst und hat sich nach seinem Wechsel zu Sporting von den sozialen Netzwerken zurückgezogen, um seine Privatsphäre zu schützen.

Auch im Umgang mit seinen Spielern zeigt sich Borges als aufmerksamer und nach Gerechtigkeit strebender Trainer. Er legt Wert auf Kommunikation, Transparenz und gegenseitigen Respekt. Verstöße gegen die Regeln werden geahndet, aber immer mit dem Ziel, den Zusammenhalt zu stärken. Selbst Ersatzspieler erhalten persönliche Erklärungen zu ihren Einsatzzeiten, was ihm in allen Vereinen den Ruf eines menschlich nahbaren Coaches eingebracht hat.

Sein Motto „Wenn es keine Idee gibt, muss es Hingabe geben“ fasst seine Philosophie zusammen. Rui Borges verkörpert die Idee, dass Erfolg aus Arbeit, Überzeugung und Loyalität entsteht.