Galt er beim deutschen Rekordmeister als zu klein, ist er bei Inter Mailand derzeit der Größte - er greift mit dem italienischen Topklub am Samstag (21.00 Uhr/ZDF und DAZN) in der Königsklasse gegen Paris Saint-Germain in München nach dem Henkelpott. "Ich bin 36 Jahre alt, ich bin nicht mehr der Jüngste und ich darf mit dieser Mannschaft das Champions-League-Finale spielen", sagte Sommer, der "glücklicher nicht sein" könne.
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Dass die Nerazzurri zum zweiten Mal innerhalb von zwei Jahren im Endspiel stehen, haben sie vor allem Sommer zu verdanken. Beim spektakulären 4:3 nach Verlängerung gegen den FC Barcelona war der Schweizer im Halbfinal-Rückspiel durch die Mailänder Nacht geflogen, wie es so manch einer kaum für möglich gehalten hätte. "Sommer hat es vielen Leuten gezeigt, unter anderem mir", sagte TV-Experte Dietmar Hamann bei Watson.
Auf die Idee, Sommers Körpergröße zu thematisieren, wäre angesichts der Glanzparaden gegen Lamine Yamal und die anderen wohl niemand gekommen. Das sah vor zwei Jahren noch anders aus: Als Ersatz für den verletzten Neuer war Sommer von Borussia Mönchengladbach nach München geholt worden, wo er trotz Meistertitel nie so richtig ankam und von Experten harsch kritisiert wurde.
Dies sei "teilweise unangenehm" gewesen und "nicht spurlos" an ihm vorbeigegangen, schilderte Sommer einmal der Schweizer Zeitung Blick. Immer wieder im Zentrum der Debatte: Die "Zentimeter, die ihm fehlen", wie Ex-Keeper Roman Weidenfeller es beispielsweise beim 0:3 der Bayern im Champions-League-Viertelfinale gegen Manchester City kommentiert hatte. Manuel Neuer, war sich Weidenfeller damals sicher, hätte den Schuss von Rodri gehalten.
Dieses Thema sei nun aber "wirklich ausgelutscht", betonte Sommer im Blick-Interview. Er müsse in seinem Alter "niemandem mehr beweisen, dass man mit 1,83 ein guter Goalie sein kann".
Inzaghis letzte Inter-Saison?
Sommer brauche "Vertrauen, um alles abrufen zu können, was er kann", sagte Trainer Simone Inzaghi einmal über seinen Torhüter. Während der Vater des Erfolgs genau dieses nach innen bestens zu vermitteln scheint, sorgt er derweil selbst für ein unruhiges Umfeld.
Vor dem Duell mit Paris heizte der 49-Jährige Spekulationen über seine Zukunft an und bestätigte indirekt Berichte über einen 50 Millionen Euro schweren Lockruf von Al Hilal aus der Wüste. "Ich habe Angebote aus Italien, dem Ausland und Saudi-Arabien", sagte Inzaghi laut Gazzetta dello Sport.
Vor vier Jahren hatte der Italiener Inter übernommen, er führte den Verein zur Meisterschaft und zwei Pokalsiegen sowie zweimal ins Champions-League-Finale. 2023 war er dort noch an Manchester City gescheitert. Die Trophäe dieses Mal zu gewinnen, sagte Inzaghi, "wäre der krönende Abschluss" - und der Beginn eines Abschieds?